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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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überlegen.«
    »Wieso?« fragte Morcerf. »Ich verstehe Sie nicht mehr, Baron.«
    »Ich will damit sagen, daß seit vierzehn Tagen neue Umstände …«
    »Erlauben Sie«, sagte Morcerf; »spielen wir hier Komödie miteinander?«
    »Wieso Komödie?«
    »Ja, sprechen wir uns off en aus.«
    »Weiter verlange ich nichts.«
    »Sie haben Herrn von Monte Christo gesehen?«
    »Den sehe ich sehr oft«, sagte Danglars, »es ist einer meiner Freunde.«
    »Nun, bei einem der letzten Male, daß Sie ihn gesehen haben, haben Sie ihm gesagt, daß ich diese Heirat entweder vergessen habe oder noch unentschlossen bin.«
    »Allerdings.«
    »Nun denn, hier bin ich. Ich habe, wie Sie sehen, die Heirat weder vergessen, noch bin ich unentschlossen, da ich komme, Sie aufzu-fordern, Ihr Versprechen zu halten.«
    Danglars antwortete nichts.
    »Sind Sie so bald andern Sinns geworden, oder hat Sie meine Bewerbung nur veranlaßt, sich das Vergnügen zu machen, mich zu demütigen?« fuhr Morcerf fort.
    Danglars sah ein, daß, wenn er die Unterhaltung in dem ange-schlagenen Ton weiter fortsetzte, die Sache unangenehm für ihn werden könnte.
    »Herr Graf«, sagte er, »Sie müssen mit Recht von meiner Zurückhaltung überrascht sein, das begreife ich; glauben Sie auch, daß es mir selbst leid tut; aber ich bin durch zwingende Umstände dazu genötigt.«
    »Das sind Winkelzüge, mein lieber Herr«, sagte der Graf, »mit denen sich der erste beste zufriedengeben könnte; aber der Graf von Morcerf ist nicht der erste beste, und wenn ein Mann wie ich zu einem andern kommt und ihn an das gegebene Wort erinnert, und dieser letztere bricht sein Wort, so hat er das Recht, daß ihm ein stichhaltiger Grund dafür angegeben wird.«
    Danglars war feige, wollte es aber nicht scheinen; der Ton, den Morcerf angenommen hatte, reizte ihn.
    »Der gute Grund fehlt mir auch nicht«, antwortete er.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß ich einen guten Grund habe, daß er aber schwer anzuge-ben ist.«
    »Sie fühlen wohl«, sagte Morcerf, »daß ich mich nicht mit Ihren halben Andeutungen zufriedengeben kann, und eines scheint mir auf alle Fälle klar: daß Sie die Verbindung ablehnen.«
    »Nein, ich vertage einfach meine Entscheidung, weiter nichts.«
    »Aber Sie werden doch nicht glauben, daß ich mich in Ihre Launen füge und ruhig und demütig abwarten werde, bis Sie mir Ihre Gnade wieder zuwenden wollen?«
    »Nun, Herr Graf, wenn Sie nicht warten können, so betrachten wir unsere Abmachungen als nichtig.«
    Der Graf biß sich die Lippen blutig, um seinen Stolz und seine Reizbarkeit zu unterdrücken und nicht heftig zu werden; er sah jedoch ein, daß er sich unter solchen Umständen nur lächerlich machen würde, und schickte sich deshalb an, den Salon zu verlassen.
    Er besann sich aber und kam zurück. Statt des verletzten Stolzes vom Augenblick vorher prägte sich eine gewisse Unruhe auf seinem Gesicht aus.
    »Hören Sie, mein lieber Danglars«, sagte er, »wir kennen uns seit langen Jahren und sind uns deshalb gegenseitig etwas Rücksicht schuldig. Sie sind mir eine Erklärung schuldig, und es ist wohl das mindeste, daß ich erfahre, welchem unglücklichen Ereignis mein Sohn den Verlust Ihrer guten Meinung zuzuschreiben hat.«
    »Es betriff t durchaus nicht die Persönlichkeit des Vicomte, das ist alles, was ich Ihnen sagen kann«, antwortete Danglars, der wieder hochfahrend wurde, als er sah, daß der Graf seine stolze Haltung änderte.
    »Und wessen Persönlichkeit betriff t es denn?« fragte Morcerf, dessen Gesicht bleich wurde, mit erregter Stimme.
    Danglars, dem keins dieser Symptome entgangen war, sah ihn dreister an, als sonst seine Gewohnheit war, und erwiderte: »Danken Sie mir, daß ich mich nicht weiter ausspreche.«
    Ein nervöses Zittern, jedenfalls die Folge verhaltenen Zorns, ging durch den Körper Morcerfs. »Ich habe das Recht, eine Erklärung von Ihnen zu verlangen«, sagte er, indem er sich zu beherrschen suchte.
    »Haben Sie etwas gegen meine Frau? Ist mein Vermögen nicht groß genug? Sind es meine politischen Ansichten …?«
    »Nichts von alledem«, sagte Danglars; »das wäre unverzeihlich, denn ich habe mich gebunden, während ich alles das kannte. Nein, suchen Sie nicht, ich bin wirklich beschämt, Sie diese Gewissensprü-
    fung machen zu lassen. Lassen wir die Sache in der Schwebe, das ist weder ein Bruch noch eine Verpfl ichtung. Lieber Gott, es drängt uns ja nichts. Meine Tochter ist siebzehn und Ihr Sohn einundzwanzig.
    Die

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