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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Eure Exzellenz die kleine Rente ausgesetzt haben.«
    »Ah, richtig«, entgegnete Andrea, »der alte Diener meines Vaters.
    Nun? Haben Sie ihm die zweihundert Franken gegeben?«
    »Ja, Exzellenz, aber er hat sie nicht annehmen wollen.«
    Andrea wurde blaß.
    »Wie, er hat sie nicht annehmen wollen?« fragte er mit leicht erregter Stimme.
    »Nein, er wollte mit Eurer Exzellenz sprechen, auch als ich ihm sagte, daß Sie nicht zu Hause seien. Endlich hat er sich überzeugen lassen und mir diesen Brief gegeben, den er versiegelt mitgebracht hatte.«
    »Lassen Sie sehen«, sagte Andrea. Dann trat er an die Laterne seines Phaëtons und las:
    »Du weißt, wo ich wohne; ich erwarte dich morgen früh um neun Uhr.«
    Cavalcanti verließ bald darauf, mit der Livree seines Dieners ver-kleidet, das Hotel wieder. Er hatte dem Diener erzählt, er hätte ein Liebesabenteuer vor, zu dem er die Verkleidung brauchte. Er über-nachtete in einem Gasthaus in der Vorstadt und suchte am nächsten Morgen um neun Uhr Caderousse auf.
    »Laß sehen«, sagte Caderousse im Verlauf des Gesprächs, »kannst du mir fünfzehntausend Franken verschaff en …? Doch nein, das ist nicht genug, ich brauche dreißigtausend Franken, um in gesicherte Verhältnisse zu kommen und als anständiger Mensch zu leben.«
    »Nein«, sagte Andrea, »das kann ich nicht.«
    »Dann zeige mir wenigstens einen Weg, diese dreißigtausend Franken zu erhalten. Du brauchst selbst nichts zu tun, nur mir freie Hand zu lassen.«
    »Gut, ich werde sehen«, sagte Andrea.
    »Aber inzwischen erhöhst du meine Rente auf fünfhundert Franken den Monat.«
    »Du sollst deine fünfhundert Franken haben«, sagte Andrea, »aber es fällt mir schwer.«
    »Pah«, sagte Caderousse, »wo der Graf dir so viel Geld zur Verfü-
    gung stellt.«
    »Übrigens«, meinte Cavalcanti, »ich glaube, daß ich meinen Vater wiedergefunden habe.«
    »Deinen wahren Vater?«
    »Ja. Nicht den Vater Cavalcanti.«
    »Und dieser Vater ist …?«
    »Der Graf von Monte Christo.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, so erklärt sich alles. Er kann mich nicht off en anerkennen, wie es scheint, aber er läßt mich durch Herrn Cavalcanti anerkennen, dem er fünfzigtausend Franken dafür gibt. Er hinterläßt mir fünfhunderttausend Franken in seinem Testament. Er hat es mir gezeigt.«
    »Dein Vater ist also sehr reich?«
    »Er weiß gar nicht, wieviel er besitzt.«
    Caderousse dachte einen Augenblick nach.
    »Ich möchte sein Haus gern einmal sehen«, sagte er dann.
    »Es ist prachtvoll«, antwortete Andrea.
    »Wohnt er nicht in der Avenue des Champs-Elysées?«
    »Nummer dreißig.«
    »Ah«, sagte Caderousse, »Nummer dreißig also! Aber wie ist das Haus gebaut?«
    »Ich müßte Papier und Tinte haben, um eine Zeichnung zu machen.«
    Caderousse brachte Papier und Tinte.
    »Hier«, sagte er, »zeichne mir das alles auf, mein Sohn.«
    Andrea nahm mit einem unmerklichen Lächeln die Feder und machte eine Zeichnung vom Garten, vom Hof und vom Haus.
    »Dein Vater ist oft abwesend?« fragte Caderousse.
    »Zwei- oder dreimal wöchentlich geht er nach Auteuil, wo er ein Haus hat. Morgen will er den ganzen Tag und die Nacht dort bleiben.«
    »Bist du dessen sicher?«
    »Er hat mich zum Diner in Auteuil eingeladen.«
    Beim Abschied versprach Cavalcanti, beim Portier seines Hotels fünfhundert Franken zu hinterlassen. Sobald er gegangen war, machte sich Caderousse daran, die Zeichnung genau zu studieren.
    »Dieser teure Benedetto«, sagte er, »ich glaube, daß er nicht böse sein wird zu erben, und derjenige, der den Zeitpunkt beschleunigen wird, an dem er seine fünfhunderttausend Franken erhebt, wird nicht sein schlechtester Freund sein.«
    D E
    Am nächsten Tag begab sich der Graf von Monte Christo mit Ali und einigen Dienern und mit Pferden, die er prüfen wollte, nach Auteuil. Was ihn besonders zu dieser Reise bestimmt hatte, war die Ankunft Bertuccios, der aus der Normandie zurückgekehrt war und Nachrichten von dem Haus und der Korvette brachte. Das Haus war vollständig hergerichtet, und die vor acht Tagen angekommene Korvette lag in einer kleinen Bucht, wo sie sich mit ihrer aus sechs Mann bestehenden Besatzung nach Erfüllung aller Formalitäten schon wieder bereithielt, in See zu stechen.
    Der Graf lobte den Eifer Bertuccios und hieß ihn, sich auf eine baldige Abreise vorbereiten, da sein Aufenthalt in Frankreich nur noch etwa vier Wochen dauern werde.
    »Jetzt«, sagte er, »kann es vielleicht nötig

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