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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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einen kleinen Tisch stellte; dann ging er auf den Schreibtisch zu, betastete ihn an der Stelle des Schlosses und bemerkte, daß gegen seine Erwartung der Schlüssel abgezogen war. Gleich darauf hörte man ein Klirren wie von einem Bund Dietriche.
    Ah, sagte sich Monte Christo mit einem Lächeln der Enttäuschung, es ist nur ein Dieb!
    Aber der Mann fand in der Dunkelheit nicht den passenden Dietrich. Nun nahm er den Gegenstand, den er auf den Tisch gestellt hatte, ließ eine Feder spielen, und sofort fi el ein bleicher Lichtstrahl auf seine Hände und sein Gesicht.
    »Ah«, sagte plötzlich Monte Christo, indem er überrascht zurückfuhr, »es ist …«
    Ali erhob seine Axt.
    »Rühr dich nicht«, fl üsterte Monte Christo ihm zu, »laß die Axt in Ruhe, wir brauchen hier keine Waff en mehr.«
    Dann fügte er mit noch leiserer Stimme einige Worte hinzu, denn der Ausruf, so schwach er gewesen war, war doch von dem Einbrecher gehört worden, der zusammengefahren und in gebeugter Haltung stehengeblieben war. Ali entfernte sich auf den Zehen und holte von der Wand des Alkovens einen langen Priesterrock und einen drei-eckigen Hut. Unterdessen zog Monte Christo schnell Rock, Weste und Hemd aus, und man konnte in dem Lichtstrahl, der durch den Spalt in der Tür des Zimmers fi el, einen feinen Stahlpanzer erkennen, den er auf der Brust trug. Dieser Panzer verschwand im nächsten Augenblick unter einem langen Priesterkleid, ebenso das Haar unter einer Perücke mit Tonsur; der Graf setzte dann den dreiecki-gen Hut auf und war in einen Abbé verwandelt.
    Unterdessen hatte der Einbrecher, da er kein Geräusch weiter hörte, sich wieder aufgerichtet und war wieder an den Schreibtisch getreten, dessen Schloß unter seinem Dietrich zu knacken begann.
    »Gut«, murmelte der Graf, der wußte, daß er sich auf dieses Geheimschloß verlassen konnte, »da hast du einige Minuten zu tun.« Damit ging er ans Fenster.
    Der Mann, der vorhin auf den Prellstein gestiegen war, ging auf und ab, aber statt auf die Vorübergehenden achtzugeben, schien er sich nur um das zu kümmern, was bei dem Grafen vorging, und er bemühte sich fortwährend, im Vorbeigehen Blicke in das Zimmer zu werfen.
    Monte Christo schlug sich plötzlich vor die Stirn, und ein Lachen umspielte seine Lippen. Er näherte sich Ali. »Bleib hier im Dunkeln versteckt«, sagte er leise, »und was du auch hörst und was sich auch ereigne, tritt nicht ein und zeig dich nicht eher, als bis ich dich beim Namen rufe.«
    Darauf nahm Monte Christo aus einem Schrank eine brennende Kerze und öff nete leise die Tür, wobei er das Licht sein Gesicht bescheinen ließ. Die Tür machte so wenig Geräusch, daß der am Schloß arbeitende Einbrecher es nicht hörte. Aber zu seinem Erstaunen sah er plötzlich das Zimmer hell werden und wandte sich um.
    »Ei, guten Abend, lieber Herr Caderousse«, sagte Monte Christo;
    »was, zum Teufel, haben Sie denn um diese Stunde hier zu tun?«
    »Der Abbé Busoni!« rief Caderousse. Er war derartig über diese seltsame Erscheinung, die bei verschlossenen Türen ins Zimmer gekommen war, erstaunt, daß er seine Dietriche fallen ließ und wie erstarrt dastand.
    Der Graf trat zwischen Caderousse und das Fenster und schnitt dem erschreckten Räuber so den einzigen Weg zur Flucht ab.
    »Der Abbé Busoni!« wiederholte Caderousse, indem er den Grafen bestürzt ansah.
    »Nun, gewiß, der Abbé Busoni, er selbst in eigener Person«, erwiderte Monte Christo, »und es freut mich, daß Sie mich wiedererkennen, mein lieber Herr Caderousse; das beweist, daß wir ein gutes Gedächtnis haben, denn wenn ich mich nicht irre, sind es bald zehn Jahre her, daß wir uns gesehen haben.«
    Diese Ruhe und Ironie jagten Caderousse noch größeren Schrek-ken ein.
    »Wir wollen also den Grafen von Monte Christo bestehlen?« fuhr der angebliche Abbé fort.
    »Herr Abbé«, murmelte Caderousse, indem er versuchte, das Fenster zu erreichen, das ihm der Graf unerbittlich versperrte. »Herr Abbé, ich weiß nicht … ich bitte Sie zu glauben … ich schwöre Ihnen …«
    »Eine eingedrückte Fensterscheibe«, fuhr der Graf fort, »eine Blendlaterne, ein Bund Dietriche, ein halb erbrochener Schreibtisch, das ist doch klar genug.«
    Caderousse blickte verzweifelt umher.
    »Na, ich sehe, daß Sie noch immer derselbe sind, Herr Mörder.«
    »Herr Abbé, da Sie alles wissen, so wissen Sie auch, daß ich es nicht war, sondern meine Frau; das ist gerichtlich festgestellt, da ich nur auf die

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