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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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die Wahrheit.«
    »Oh, dann verstehe ich; diese Szene war gut überlegt.«
    »Wieso?«
    »Albert hat mich schriftlich gebeten, heute abend in die Oper zu kommen; ich sollte also Zeuge der Beleidigung sein, die er Ihnen antun wollte.«
    »Wahrscheinlich«, entgegnete Monte Christo mit seiner unerschütterlichen Ruhe.
    »Aber was werden Sie mit ihm tun?«
    »Mit wem?«
    »Mit Albert.«
    »Mit Albert? So wahr Sie hier sind und ich Ihnen die Hand drük-ke, werde ich ihn morgen vor zehn Uhr morgens töten.«
    Morrel nahm die Hand Monte Christos und erschauerte, als er diese kalte und ruhige Hand fühlte.
    »Oh, Graf«, sagte er, »sein Vater liebt ihn so sehr!«
    »Sagen Sie mir das nicht«, rief Monte Christo, der zum erstenmal an diesem Abend zornig zu werden schien, »ich würde ihn leiden machen!«
    Morrel ließ bestürzt die Hand Monte Christos fallen, »Graf, Graf!«
    sagte er.
    »Mein lieber Maximilian«, unterbrach ihn der Graf, »hören Sie, wie schön Duprez singt: ›Oh, Mathilde, Abgott meiner Seele!‹ Sehen Sie, ich habe Duprez in Neapel entdeckt und ihm zuerst applau-diert. – Bravo, bravo!«
    Morrel sah ein, daß weitere Worte unnütz waren, und wartete.
    Der Vorhang fi el. Man klopfte an die Tür.
    »Herein!« sagte Monte Christo, ohne daß seine Stimme die geringste Erregung verriet. Beauchamp erschien.
    »Guten Abend, Herr Beauchamp«, sagte Monte Christo, als ob er den Journalisten heute zum erstenmal sähe; »setzen Sie sich.«
    Beauchamp grüßte, trat ein und setzte sich. »Herr Graf«, sagte er, »ich begleitete vorhin, wie Sie gesehen haben, Herrn von Morcerf.«
    »Das will sagen«, entgegnete Monte Christo lachend, »daß Sie wahrscheinlich zusammen diniert haben. Es freut mich, Herr Beauchamp, zu sehen, daß Sie nüchterner sind als er.«
    »Herr Graf«, antwortete Beauchamp, »ich gestehe, daß es unrecht von Albert war, sich hinreißen zu lassen, und ich komme, um für meine Person um Entschuldigung zu bitten. Jetzt, da ich mich entschuldigt habe, verstehen Sie wohl, wenn ich Sie als Ehrenmann bitte, mir einige Erklärungen über Ihre Beziehungen zu den Leuten von Janina zu geben; dann werde ich zwei Worte über diese junge Griechin hinzufügen.«
    Monte Christo machte mit den Lippen und den Augen eine Bewegung, die Stillschweigen heischte. »Nun«, sagte er lachend, »da sind alle meine Hoff nungen zerstört.«
    »Wieso?« fragte Beauchamp.
    »Erst lassen Sie es sich angelegen sein, mir den Ruf eines Sonderlings zu verschaff en, dann auf einmal behandeln Sie mich wie jeden andern gewöhnlichen Menschen und verlangen Erklärungen von mir. Gehen Sie doch, Herr Beauchamp, Sie scherzen.«
    »Aber es gibt Umstände«, entgegnete Beauchamp mit Stolz, »wo die Rechtlichkeit gebietet ….«
    »Herr Beauchamp«, unterbrach ihn der seltsame Mann, »dem Grafen von Monte Christo befi ehlt der Graf von Monte Christo.

Also kein Wort von alledem, wenn ich bitten darf. Ich tue, was ich will, Herr Beauchamp, und glauben Sie mir, das ist immer sehr gut getan.«
    »Herr Graf«, antwortete der junge Mann, »mit solcher Münze bezahlt man anständige Leute nicht; es bedarf Bürgschaften der Ehre.«
    »Mein Herr, ich bin eine lebende Bürgschaft«, entgegnete Monte Christo gelassen, aber in seinen Augen fl ammten drohende Blitze.
    »Wir haben beide in unsern Adern Blut, das wir zu vergießen Lust haben; das ist unsre gegenseitige Bürgschaft. Bringen Sie dem Vicomte diese Antwort und sagen Sie ihm, daß ich morgen vor zehn Uhr sein Blut gesehen haben werde.«
    »Es bleibt mir also nur übrig, die Bedingungen des Zweikampfes festzulegen«, sagte Beauchamp.
    »Die sind mir vollständig gleichgültig«, entgegnete Monte Christo;
    »es war also überfl üssig, daß Sie mich wegen solch einer Kleinigkeit im Th
    eater störten. Sagen Sie dem Herrn, der Sie geschickt hat, daß ich ihm, um bis zum Ende ein Sonderling zu sein, obgleich ich der Beleidigte bin, die Wahl der Waff en überlasse und alles annehmen werde; alles, verstehen Sie? Selbst den Kampf durchs Los, was stets dumm ist. Aber bei mir ist es etwas andres: Ich bin sicher, daß ich gewinne.«
    »Sicher, daß Sie gewinnen?« wiederholte Beauchamp erstaunt.
    »Nun, gewiß«, entgegnete Monte Christo, indem er leicht die Schultern zuckte. »Ohne das würde ich mich nicht mit Herrn von Morcerf schlagen. Ich werde ihn töten, es muß sein und wird sein.
    Lassen Sie mich heute abend die Waff e und die Zeit wissen.«
    »Auf Pistolen, um acht Uhr morgens im Gehölz

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