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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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daß Sie mir sagen, mich mit ihm gut zu stellen.«
    »Ich!« rief Mercedes errötend.
    »Ja, jedenfalls, und nicht wahr, dieser Grund ist, damit dieser Mann davon abgehalten wird, uns Böses zuzufügen?«
    Mercedes erschauerte und sah ihren Sohn forschend an. »Du sprichst seltsam«, sagte sie. »Was hat dir denn der Graf getan? Vor drei Tagen warst du mit ihm in der Normandie; vor drei Tagen sahen ich und auch du ihn als deinen besten Freund an.«
    Ein spöttisches Lächeln umspielte Alberts Lippen. Mercedes sah dieses Lächeln und erriet alles; aber klug und stark, wie sie war, verbarg sie ihre Unruhe und ihr Zittern.
    Albert ließ die Unterhaltung fallen; die Gräfi n nahm sie nach einem Augenblick wieder auf.
    »Du kamst, um mich zu fragen, wie es mir gehe«, sagte sie; »ich antworte off en, daß ich mich nicht wohl fühle. Du solltest dich hier einrichten, Albert. Du würdest mir Gesellschaft leisten; ich habe es sehr nötig, nicht allein zu sein.«
    »Liebe Mutter, ich würde mit großer Freude zu Ihrer Verfügung stehen, wenn mich nicht eine eilige und wichtige Sache zwänge, Sie den ganzen Abend zu verlassen.«
    »Gut«, antwortete Mercedes mit einem Seufzer; »geh, Albert, ich will dich nicht zum Sklaven deiner Kindesliebe machen.«
    Albert tat, als ob er das nicht hörte, verabschiedete sich von seiner Mutter und ging. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, ließ Mercedes einen vertrauten Diener kommen und befahl ihm, Albert am Abend überallhin zu folgen und ihr sofort über jeden seiner Schritte zu berichten. Dann ließ sie sich, so krank sie war, von ihrer Kammerjungfer ankleiden, um für alle Fälle bereit zu sein.
    Der Auftrag, den Mercedes dem Diener gegeben hatte, war nicht schwierig auszuführen. Albert begab sich in seine Wohnung und kleidete sich wie für eine ernste Feierlichkeit. Zehn Minuten vor acht kam Beauchamp; er hatte Château-Renaud gesehen, der versprochen hatte, sich in seiner Loge neben dem Orchester zu befi nden, noch bevor der Vorhang sich öff nete. Beide bestiegen den Wagen Alberts, der, da er keinen Grund hatte zu verbergen, wohin es ging, laut sagte: »In die Oper!«
    Die Vorstellung hatte noch nicht begonnen. Château-Renaud war auf seinem Platz, und da er durch Beauchamp von allem unterrichtet war, brauchte ihm Albert keine Erklärung zu geben. Das Vorgehen des Sohnes, der seinen Vater zu rächen suchte, war so natürlich, daß Château-Renaud nicht versuchte ihn davon abzubringen. Er versicherte ihm, daß er zu seiner Verfügung stehe. Debray war noch nicht angekommen, aber Albert wußte, daß er selten eine Vorstellung der Oper verfehlte, und schritt noch in den Gängen auf und ab; er hoff te Monte Christo zu treff en. Die Glocke rief ihn an seinen Platz, und er setzte sich in die Loge zwischen Château-Renaud und Beauchamp. Aber seine Augen verließen nicht die Loge des Grafen, die während des ganzen ersten Aktes leer blieb.
    Endlich, als Albert zum hundertstenmal wohl nach der Uhr sah, öff nete sich bei Beginn des zweiten Aktes die Tür der Loge. Monte Christo trat schwarz gekleidet ein und stützte sich auf die Brüstung, um in den Saal zu sehen. Morrel folgte ihm und sah sich nach seiner Schwester und seinem Schwager um; er bemerkte sie in einer Loge des zweiten Ranges und grüßte sie.
    Der Graf bemerkte bei seinem Rundblick im Saal ein blasses Gesicht und zwei funkelnde Augen, die seine Blicke zu suchen schienen; er erkannte Albert wohl, aber der Ausdruck, den er auf diesem Gesicht bemerkte, riet ihm jedenfalls, sich den Anschein zu geben, als ob er ihn nicht gesehen habe. Ohne deshalb eine Bewegung zu machen, die seine Gedanken off enbarte, setzte er sich, zog sein Opernglas aus dem Futteral und sah nach einer andern Seite.
    Aber wenn der Graf auch Albert nicht zu sehen schien, verlor er ihn doch nicht aus den Augen, und als der Vorhang nach dem zweiten Akt fi el, folgte sein Blick dem jungen Mann, der, von seinen beiden Freunden begleitet, seine Loge verließ. Der Graf fühlte das Gewitter an sich herankommen, und als er den Schlüssel in seiner Logentür drehen hörte, wußte er, obgleich er in dem Augenblick mit seinem heitersten Gesicht mit Morrel sprach, woran er war. Er hatte sich auf alles gefaßt gemacht.
    Die Tür wurde geöff net. Erst da wandte Monte Christo sich um und bemerkte Albert, blaß und zitternd; hinter ihm standen Beauchamp und Château-Renaud.
    »Sieh da!« sagte er mit der wohlwollenden Höfl ichkeit, die seinen Gruß gewöhnlich

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