Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
höchsten Maß: Kaum hatte sich seine Beliebtheit verdoppelt dank des heißersehnten Friedens, den er seinem Land endlich beschert hatte, drohte England bereits, diesen Frieden zu brechen.
England hatte sich im Vertrag von Amiens verpflichtet, die Insel Malta abzutreten, doch nichts dergleichen getan. Es sollte sich aus Ägypten zurückziehen, doch nichts war geschehen. Es sollte das Kap der Guten Hoffnung an Frankreich abtreten, dachte jedoch nicht daran.
Zu guter Letzt beschloss der Erste Konsul, diese Situation zu beenden, die quälend, unerträglich und schlimmer als der Krieg war, und er nahm sich vor, mit ungeschminkter Ehrlichkeit mit dem englischen Gesandten zu sprechen, um diesem klarzumachen, dass in zwei Punkten seine Meinung feststand, nämlich bezüglich der Räumung Maltas und der Räumung Ägyptens. Was er vorhatte, war etwas völlig Neues: ohne Umschweife mit dem Gegner zu sprechen und ihm zu sagen, was man sonst nie sagt, die Wahrheit über das, was man denkt.
Am 18. Februar 1803 war Lord Whitworth in den Tuilerienpalast eingeladen; Bonaparte empfing ihn in seinem Kabinett, bot ihm einen Sitz am einen Ende eines langen Tischs an und nahm am anderen Ende Platz. Sie waren allein, wie es sich für eine derartige Besprechung geziemt.
»Milord«, sagte Bonaparte, »ich wollte Sie unter vier Augen sehen und Ihnen unmittelbar meine wahren Absichten enthüllen, etwas, was kein Minister an meiner Stelle tun könnte.«
Dann erinnerte er sein Gegenüber an den Verlauf seiner Beziehungen zu England seit seinem Eintritt in das Konsulat – mit welcher Umsicht er noch am selben Tag seine Ernennung zum Konsul der englischen Regierung hatte mitteilen lassen, wie unverschämt Mister Pitt alle Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte, wie unverdrossen er wiederum die Verhandlungen erneut aufgenommen hatte, sobald es ohne Ehrverlust möglich war, und unter welchen Zugeständnissen es zum Friedensschluss von Amiens gekommen war. Mehr im Scherz als im Zorn sprach er von dem Kummer, den es ihm bereitete, seine Bemühungen um ein gedeihliches Auskommen mit Großbritannien so gänzlich fruchtlos zu sehen. Er erinnerte den Botschafter daran, dass die üblen Machenschaften, die
mit den Feindseligkeiten hätten aufhören sollen, stattdessen seit dem Unterzeichnen des Abkommens offenbar zugenommen hatten; er beklagte sich, dass die englischen Gazetten anscheinend dazu ermuntert wurden, gegen ihn vom Leder zu ziehen, dass man den Gazetten der Emigranten erlaubte, ihn unflätig zu beschimpfen, dass den französischen Prinzen in ganz England ein königlicher Empfang bereitet werde, und zuletzt ließ er durchblicken, dass er bei jeder neuen Verschwörung gegen ihn die Hand Englands im Spiel sehe.
»Jeder Windstoß aus England«, fügte er hinzu, »bringt mir neben dem alten Hass neuen Schimpf. Und jetzt, Milord, haben wir eine Situation erreicht, aus der wir uns unter allen Umständen befreien müssen; wollen Sie den Vertrag von Amiens einhalten oder nicht?
Ich für meinen Teil habe ihn bis in alle Einzelheiten erfüllt. Dieser Vertrag hat mich genötigt, Neapel, Tarent und die römischen Staaten binnen drei Monaten zu verlassen, und innerhalb von zwei Monaten hatten die französischen Truppen sich aus all diesen Ländern zurückgezogen.
Vor zehn Monaten wurden die Verträge bestätigt, und noch heute halten die englischen Truppen Malta und Alexandria besetzt.
Wollen Sie Frieden? Oder wollen Sie Krieg? Mein Gott, wenn Sie Krieg wollen, müssen Sie es nur sagen. Wenn Sie Krieg wollen, können Sie ihn haben, und zwar bis zum letzten Mann unserer beiden Völker.
Wollen Sie Frieden? Dann müssen Sie Malta und Alexandria räumen. Die felsige Insel Malta, auf der so viele Befestigungen aufeinandergetürmt wurden, mag von großer strategischer Bedeutung sein, doch sie ist für mich von noch größerer Bedeutung, was die Ehre Frankreichs betrifft. Was würde die Welt sagen, wenn wir zuließen, dass ein feierlich mit uns geschlossener Vertrag mit Füßen getreten würde? Sie müßte an unserem Mut zweifeln. Ich habe mich entschieden, und ich sähe Sie lieber im Besitz der Butte Montmartre und der Butte Chaumont als im Besitz Maltas.« 2
Lord Whitworth, der nicht im Geringsten auf diesen Ausfall gefasst war, hatte schweigend und reglos zugehört, denn er besaß keine Instruktionen seiner Regierung für den Fall derartiger Vorwürfe; nun erwiderte er auf den Redeschwall des Ersten Konsuls: »Wie soll es möglich sein, innerhalb
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