Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
ausgelöst durch erneute Opposition gegen Napoleon III., die Vergangenheit in Bausch und Bogen zu verurteilen, um die Grundfesten seiner wackeligen Dynastie zu erschüttern. Nein; fern sei mir zu behaupten, ich sei gerecht gewesen, denn welcher Mensch könnte das von sich sagen?, doch aufrichtig war ich, und ich bin mir sicher, dass an dieser Aufrichtigkeit niemand zweifelt. Nun denn! Es ist meine aufrichtige Überzeugung, dass zu jener Zeit, von der soeben die Rede war, in dem Wissen, dass für die Vollendung seiner hochgesteckten Ziele der Frieden nicht minder nützlich wäre als der Krieg, der Erste Konsul ernsthaft den Frieden wünschte. Ich will damit keineswegs behaupten, dass ihm, der so erfolgreich, so versiert und so sicher das blutige Spiel der Schlachten zu spielen verstand, nicht bisweilen die Schatten von Arcoli und Rivoli den Schlaf verdüsterten, ich will nicht behaupten, dass nicht von Zeit zu Zeit die geschmeidigen Palmen des Nils oder die starren Pyramiden von Giseh ihm in wachen Stunden vor das innere Auge traten, und ebenso wenig will ich leugnen, dass ihn dann der blendende Schnee des Sankt Bernhard oder der beißende Rauch von Marengo aus diesen Halbträumen rissen. Dagegen will ich bereitwillig behaupten, dass er die goldenen Früchte und Eichenlaubkronen schimmern sah, die der Frieden jenen schenkt, denen ein günstiges Geschick vergönnt, die Türen des Janustempels zu schließen.
Denn Bonaparte war gelungen, im Alter von einunddreißig Jahren das zu tun, was weder Marius noch Sulla, noch Cäsar in ihrem ganzen Leben hatten tun können.
Doch würde es in seiner Macht liegen, diesen Frieden zu bewahren, der so teuer erworben war? Und würde England, dessen drei Leoparden er die Krallen gestutzt und die Zähne ausgerissen hatte, Cäsar die Zeit lassen, ein Augustus zu werden?
Und doch benötigte Bonaparte den Frieden, um den Thron Frankreichs zu erobern, wie Napoleon den Krieg benötigt hatte, um auf Kosten der anderen Throne Europas diesen Thron fester zu verankern. Zudem gab Bonaparte sich keinen Illusionen über die Absichten seines ewigen Widersachers hin; er wusste sehr wohl, dass England den Frieden nur geschlossen hatte, weil es den Krieg ohne seine Alliierten nicht fortsetzen konnte, und er wusste, dass England Frankreich nicht genug Zeit lassen würde, seine Marine wiederaufzubauen, was vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen musste. Bonaparte war sich der diesbezüglichen Pläne des Kabinetts von Saint James so gewiss, dass er, wenn von den Bedürfnissen der Völker die Rede war, von den Vorteilen des Friedens und seinen wohltätigen Auswirkungen auf die innere Ordnung, die Künste, Handel und Gewerbe, kurzum alles, was gebündelt den allgemeinen Wohlstand ausmacht, nichts davon leugnete, doch erwiderte, all diese Dinge seien nur im Zusammenwirken mit England erreichbar und man könne sich darauf verlassen, dass es keine zwei Jahre dauern werde, bis England von Neuem das Gewicht seiner Marine in die Waagschale der Welt werfen und mit seinem Gold alle Kabinette Europas zu beeinflussen suchen werde. Dann brachen seine Gedanken hervor wie ein Fluss, der sich von seinem Damm nicht mehr halten lässt, und er schien zu spüren, wie der Frieden seinen Händen entglitt, nachgerade, als wohnte er den Sitzungen des englischen Kabinetts bei.
»Der Frieden wird nicht von Bestand sein«, rief er, »und England wird ihn brechen. Wäre es da nicht klüger, den Engländern zuvorzukommen? Wäre es nicht besser, ihnen keine Zeit zu lassen, uns zuvorzukommen, sondern einen großen, schrecklichen Erstschlag zu führen, der die ganze Welt in Erstaunen versetzen müsste?«
Und daraufhin verlor er sich in einen jener tiefgründigen Gedankengänge, die Frankreich aufmerksam und Europa staunend verfolgten.
In der Tat rechtfertigte Englands Betragen Bonapartes Misstrauen nur allzusehr oder, anders gesagt, indem England annahm, Bonaparte wolle den Krieg, handelte England ganz genau so, wie Bonaparte erwartete, und das Einzige, was dieser an jenem auszusetzen hätte haben können, war, dass es schneller handelte, als selbst Bonaparte wünschen konnte.
Der englische König hatte seinem Parlament eine Nota übermittelt, in der er sich darüber beschwerte, dass in den Häfen Frankreichs offenbar gerüstet werde, und verlangte, dass Gegenmaßnahmen getroffen würden, damit man sich der Angriffe erwehren könne, welche die Franzosen im Schilde führten. Dieses Misstrauen erboste den Ersten Konsul im
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