Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
vollen Vertrauen darauf, sich von seinem Parlament in seinem dringlichen und unermüdlichen Eintreten für den Frieden unterstützt zu wissen, ebenfalls auf dessen Bürgergeist und Großzügigkeit vertraut und darauf, dass es ihm ermöglichen wird, alle Maßnahmen zu ergreifen, welche die Umstände erfordern mögen, auf dass die Ehre der englischen Krone und das Wohlergehen des englischen Volkes erhalten bleiben.
Der Erste Konsul erfuhr durch Monsieur de Talleyrand von dieser Verlautbarung. Er geriet in einen Zornesausbruch wie seinerzeit Alexander der Große; doch Monsieur de Talleyrand gelang es, ihn zu beruhigen und ihm das Versprechen abzuringen, sich zu beherrschen und es den Engländern zu überlassen, sich durch den ersten Schritt ins Unrecht zu setzen. Unglückseligerweise war der übernächste Tag ein Sonntag und der Tag, an dem im Tuilerienpalast die Diplomaten empfangen wurden. Alle Gesandten waren aus schierer Neugier anwesend. Jeder wollte wissen, wie Bonaparte den Schimpf ertragen und wie er mit dem englischen Botschafter verfahren würde.
Der Erste Konsul wartete bei Madame Bonaparte auf die Gäste und
spielte mit dem ersten Kind König Louis’ und Königin Hortenses, als man ihm meldete, die Gesandten seien vollzählig versammelt.
Monsieur de Rémusat, der Präfekt des Palasts, trat ein und verkündete, dass alle anwesend seien.
»Ist Lord Whitworth auch da?«, fragte Bonaparte lebhaft.
»Ja, Citoyen Erster Konsul«, erwiderte Monsieur de Rémusat. Bonaparte, der auf dem Teppich lag, stieß das Kind weg, das er in den Armen hielt, richtete sich auf, ergriff Madame Bonapartes Hand, durchschritt die Tür zum Empfangssalon, ging an den ausländischen Ministern vorbei, ohne ihren Gruß zu erwidern, trat zu dem Vertreter Englands und sagte: »Milord, haben Sie Nachrichten aus England?«
Und ohne ihm Zeit für eine Antwort zu lassen, fügte er hinzu: »Sie wollen also Krieg?«
»Nein, General«, erwiderte der Botschafter, der sich verneigte, »dafür sind wir uns der Vorteile des Friedens allzu bewusst.«
»Sie wollen also Krieg«, sagte der Erste Konsul mit lauter Stimme, als hätte er die Antwort nicht gehört, wollte aber von allen Anwesenden gehört werden. »Wir haben einander zehn Jahre lang bekämpft, und Sie wollen, dass wir einander noch zehn Jahre länger bekämpfen! Wie konnte man sich zu der Lüge versteigen, Frankreich rüste? Man hat Europa belogen und der Welt Lügengeschichten erzählt! In unseren Häfen ankert kein einziges Kriegsschiff; alle diensttauglichen Kriegsschiffe wurden nach Santo Domingo geschickt. Das einzige vorhandene bewaffnete Schiff befindet sich in holländischen Gewässern, und jedermann weiß, dass es für Louisiana bestimmt ist. Es wurde das Gerücht verbreitet, zwischen Frankreich und England bestünden Meinungsverschiedenheiten. Ich weiß nichts davon; ich weiß nur, dass die Insel Malta nicht innerhalb der vereinbarten Zeitspanne geräumt wurde, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Minister der englischen Loyalität untreu werden wollen, indem sie sich weigern sollten, einen Vertrag einzuhalten. Ebenso wenig will ich glauben, dass Sie mit Ihrem Rüsten das französische Volk einzuschüchtern gedächten. Man kann es töten, Milord, aber einschüchtern? Niemals!«
»General«, warf der Botschafter ein, völlig benommen von diesem Ausfall Bonapartes, »es ist unser höchstes Bestreben, in gutem Einvernehmen mit Frankreich zu leben.«
»Aber dann«, rief der Erste Konsul voller Vehemenz, »müssen Sie die Verträge einhalten! Wehe dem, der die Verträge bricht! Wehe dem Volk, dessen Verträge mit einem schwarzen Schleier bedeckt werden müssen!«
Und indem er abrupt Miene und Ton wechselte, um Lord Whitworth deutlich zu machen, dass die soeben ausgesprochene Schmähung seiner Regierung und nicht ihm persönlich galt, sagte er: »Milord, erlauben Sie mir, mich nach Ihrer Gemahlin, der Herzogin von Dorset, zu erkundigen; nachdem sie den Winter in Frankreich verbracht hat, hoffe ich, dass sie die schöne Jahreszeit hier wird genießen können. Doch dies hängt nicht von mir ab, sondern von England; und sollten wir uns genötigt sehen, wieder zu den Waffen zu greifen, läge die Verantwortung dafür voll und ganz und in den Augen Gottes und der Meinen bei den Eidbrüchigen, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen wollten.«
Und er ging nach einem Gruß an Lord Whitworth und die übrigen Gesandten, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, und ließ das
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