Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Königreich Etrurien versprochen.
    Mit dem Frieden von Lunéville war dieses Versprechen ratifiziert worden. Die Infanten von Parma kamen auf ihrem Weg in die Toskana von der Pyrenäengrenze nach Paris, um die Befehle des Ersten Konsuls entgegenzunehmen. Bonaparte legte großen Wert darauf, das Infantenpaar den Franzosen zu zeigen und es in Paris herumzuführen, bevor er es den Thron in Florenz einnehmen heißen würde. An Kontrasten jeder Art entzündete sich die Phantasie des Ersten Konsuls, der sich allmählich dem Eindruck hingab, er könne alles bewerkstelligen, was er wollte. Die Vorstellung eines Königs, hervorgebracht von einer Republik, war so recht nach seinem Sinn, so wahrlich antik und von erhaben römischem Geist; nicht weniger nach seinem Sinn war zu zeigen, dass er keineswegs fürchtete, einen Bourbonen in Frankreich zu sehen; enthob sein Ruhm ihn nicht jedem Vergleich mit diesem alten Herrscherhaus, das er vielleicht nicht vom Thron gestoßen, doch in seiner Bedeutung abgelöst hatte? Zudem war es für ihn die erste Gelegenheit, Paris in glanzvollem Rahmen von all seinen revolutionären Wunden genesen zu zeigen und als einfacher Konsul einen Prunk zu entfalten, wie ihn zu jener Zeit nur die wenigsten
Könige pflegten, denn diese hatte der Krieg ruiniert, der Frankreich reich gemacht hatte.
    Bonaparte beriet sich mit seinen zwei Kollegen. Zu dritt erwogen sie ausführlich, welche Ehrenbekundungen König und Königin von Etrurien bezeigt werden sollten. Man kam überein, sie inkognito als Graf und Gräfin von Livorno zu empfangen. Unter diesem Namen sollten sie mit der gleichen Etikette behandelt werden, die unter Ludwig XVI. dem Zarewitsch Paul von Russland und Joseph II. erwiesen worden war.
    Entsprechende Ordre wurde an alle zivilen und militärischen Behörden der Departements erteilt, durch deren Gebiet der Reiseweg des Königspaars führte.
    Während Frankreich in seinem Stolz darauf, Könige zu erschaffen, und glücklich darüber, selbst keinen zu haben, das junge Prinzenpaar beifällig betrachtete, betrachtete Europa Frankreich voller Verblüffung.
    Die Royalisten wollten im Theater von Bordeaux die Anwesenheit des jungen Paares dazu nutzen, die öffentliche Meinung auf die Probe zu stellen, und riefen: »Es lebe der König!«, doch der ganze Saal antwortete wie aus einem Mund: »Nieder mit den Königen!«
    Das Prinzenpaar kam im Juni nach Paris, wo es sechs Wochen verbringen würde. Es war nicht zu übersehen, dass Bonaparte als Erster Konsul, das heißt als bloßer auf Zeit gewählter Staatsbeamter einer Republik, das Land Frankreich repräsentierte. Vor dieser Würde erloschen alle Privilegien königlichen Geblüts, und die zwei jungen Majestäten statteten als Erste Bonaparte ihren Besuch ab.
    Er erwiderte den Besuch am Tag darauf.
    Um den Unterschied zwischen ihm und seinen Kollegen herauszustreichen, statteten diese wiederum dem jungen Paar ihren Besuch zuerst ab.
    In der Oper wollte der Erste Konsul seine Gäste dem Pariser Publikum vorstellen, doch am festgesetzten Tag mit dem per Ordre festgesetzten Schauspiel war Bonaparte indisponiert, ob aus Kalkül oder wirklich, sei dahingestellt.
    Cambacérès ersetzte ihn als Begleiter der Infanten. Als sie die Loge der Konsuln betreten hatten, nahm er die Hand des Grafen von Livorno und stellte ihn dem Publikum vor, das mit tosendem Applaus antwortete, der vielleicht nicht ganz frei von Bosheit war.
    Das Unwohlsein des Ersten Konsuls löste eine Vielzahl von Vermutungen aus, und man unterstellte ihm Absichten, die er möglicherweise niemals gehegt hatte. Seine Anhänger sagten, er habe Frankreich keine
Bourbonen vorstellen wollen; die Royalisten beteuerten, es sei dies seine Art, das Volk auf die Rückkehr des abgesetzten Herrscherhauses einzustimmen, und die wenigen Republikaner, die nach dem letzten Aderlass noch übrig waren, behaupteten, er wolle mit diesem in seiner Abwesenheit veranstalteten königlichen Gepränge Frankreich an die Wiedereinführung der Monarchie gewöhnen.
    Die Minister folgten dem Beispiel des Ersten Konsuls, vor allem Monsieur de Talleyrand, dessen aristokratische Neigungen ihn schon immer mit der Wiedereinführung des Ancien Régime hatten liebäugeln lassen und der zweifellos der vollendetste Vertreter dieser Epoche in Eleganz und Wortgewandtheit war; in seinem Schloss in Neuilly richtete er dem durchreisenden Prinzenpaar ein großartiges Fest aus, das die gesamte vornehme Welt von Paris besuchte. In der Tat

Weitere Kostenlose Bücher