Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
verkehrten viele im Haus des Außenministers, die keinen Fuß in den Tuilerienpalast gesetzt hätten.
    Eine Überraschung harrte des jungen Paares, das seine künftige Hauptstadt noch nicht kannte. Während eines prunkvollen Feuerwerks erschien plötzlich die Stadt Florenz, verkörpert durch das Florentinischste an ihr, den Palazzo Vecchio; Volksmassen in florentinischer Tracht tanzten und sangen auf dem Platz, und eine Prozession junger Mädchen brachte den künftigen Herrschern Blumen zum Geschenk und dem Ersten Konsul Triumphkronen.
    Dieses Fest, so hieß es, habe Monsieur de Talleyrand eine Million Francs gekostet; allerdings gelang ihm, was niemand anderem gelungen wäre: indem er an diesem einen Abend der Regierung mehr neue Freunde aus den Reihen der Anhänger des Ancien Régime verschaffte als in den zwei Jahren davor, denn nicht Wenige, die diesem Regime nachtrauerten, weil sie mit ihm Mittel und Einfluss verloren hatten, begannen zu hoffen, beides unter dem neuen Regime wiederzugewinnen.
    Zuletzt wurden Graf und Gräfin von Livorno von Graf Azara, dem spanischen Botschafter, nach La Malmaison geleitet. Der Erste Konsul empfing den König an der Spitze seines militärischen Hausgesindes, und der König, der so prunkvolle Festlichkeiten und eine solche Überfülle an Goldstickerei und Epauletten noch nie zu sehen bekommen hatte, wurde völlig kopflos und warf sich dem Ersten Konsul an den Hals.
    Denn um der Wahrheit die Ehre zu geben, müssen wir gestehen, dass der arme junge Fürst schwachsinnig war oder doch beinahe; die Natur hatte ihn mit einem ausgezeichneten Herzen bedacht, ihm aber alles vorenthalten, was den Geist ausmacht. Und die Erziehung, die er bei den
Mönchen genossen hatte, war darauf angelegt gewesen, noch die letzten Funken Intelligenz zu ersticken, die seinem Herzen entsprangen und die Leere in seinem Kopf ausgefüllt hätten.
    Ludwig von Parma verbrachte fast seinen ganzen Aufenthalt in Frankreich in La Malmaison. Madame Bonaparte entführte die junge Königin in ihre Gemächer, und da der Erste Konsul nur zum Diner sein Arbeitskabinett verließ, mussten seine Aides de Camp dem König Gesellschaft leisten und ihn unterhalten, denn er war nicht nur außerstande, sich zu beschäftigen, sondern auch, sich Unterhaltung zu verschaffen.
     
    »Und wahrhaftig«, sagte der Herzog von Rovigo, der zu jener Zeit zu den Aides de Camp des Ersten Konsuls zählte, »musste man Geduld aufbringen, um sich die Kindereien anzuhören, die er im Kopf hatte. Aber da wir wussten, wie es um ihn bestellt war, ließen wir Spiele für ihn holen, mit denen man sonst Kinder unterhält. Von da an langweilte er sich nicht mehr.
    Seine geistige Leere schmerzte uns; es war qualvoll mit anzusehen, dass ein groß gewachsener, schöner junger Mann, der andere hätte anführen sollen, beim Anblick eines Pferdes, das er nicht zu besteigen wagte, zu zittern begann, dass er seine Zeit damit verbrachte, Verstecken zu spielen und Huckepack zu reiten, und dass seine ganze Bildung sich darauf beschränkte, dass er seine Gebete vor dem Essen und nach dem Essen aufsagen konnte.
    Diese Hände sollten die Geschicke einer Nation leiten!
    Als er abreiste, um sich in seinen Staat zu begeben, sagte der Erste Konsul nach der Abschiedsaudienz zu uns: ›Rom kann unbesorgt sein, der wird den Rubikon nicht überschreiten.‹«
     
    Gott erwies seinem Volk die Gnade, es nach einem Jahr Regentschaft von diesem König zu erlösen.
    Europa jedoch hatte nicht die Hohlköpfigkeit des jungen Prinzen zu sehen bekommen, sondern die Begründung eines neuen Königreichs, und es musste sich fragen, welche sonderbare Bewandtnis es mit diesem Volk der Franzosen haben mochte, das seine eigenen Könige köpfte und andere Völker mit Königen versah.

30
    Jupiter auf dem Olymp
    Man wird nicht übersehen haben, wie gewissenhaft wir bemüht waren, die historischen Persönlichkeiten, die in dieser Erzählung eine Rolle spielen, unseren Lesern so unvoreingenommen wie möglich zu schildern, ja so zu schildern, wie sie selbst sich von der unvoreingenommenen Geschichte geschildert wünschten. Wir ließen uns dabei weder von den persönlichen Erinnerungen an die Missgeschicke unserer Familie beeinflussen, deren Ursprung bis zu Bonapartes Zwist mit Kléber in Ägypten zurückreicht (denn für Kléber hatte mein Vater Partei ergriffen), noch von dem Hosianna-Geschrei der unermüdlichen Bonapartisten, die grundsätzlich alles an ihrem Idol bewundern, noch von der Mode,

Weitere Kostenlose Bücher