Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
umtriebigsten Verschwörer, und durch besagte Madame de Saint-Léger, die seine Vermieterin war, hatte er in Cahillot in der Grande Rue, Nummer sechs, ein Haus mieten lassen, in dem Georges Cadoudal nach seiner Ankunft in Paris unter dem Namen Larive Logis genommen hatte.
Als er begriff, dass er in seinem ersten Verhör schon zu viel gesagt hatte, und weil er befürchtete, in einem zweiten Verhör noch unvorsichtiger zu sein, beschloss er, sich das Leben zu nehmen, wie Damonville es getan hatte.
Am 14. Februar gegen Mitternacht erhängte er sich an einer schwarzen Seidenkrawatte, die er so hoch wie möglich an seiner Zellentür befestigt hatte. Als er das Bewusstsein verlor, betrat jedoch einer seiner Wärter namens Savard im Verlauf seiner nächtlichen Runde die Zelle. Er spürte, dass die Tür sich nicht öffnen ließ, drückte sie mit aller Kraft auf, vernahm ein Stöhnen, drehte sich um, sah den Gefangenen an seiner Krawatte baumeln und rief Hilfe herbei.
Der zweite Wärter dachte, es gebe Streit mit einem Gefangenen, und lief mit gezücktem Messer herbei.
»Schneide ihn ab, Élie, schneide ihn ab!«, rief Savard und deutete auf die Krawatte, die der Gefangene sich um den Hals geschlungen hatte.
Élie säumte nicht, sondern durchschnitt den Knoten, und Bouvet stürzte wie ein Toter zu Boden. Für tot hielt man ihn wahrhaftig, doch da der Obergefängniswärter Fauconnier sich Gewissheit verschaffen wollte, befahl er seinen Männern, den Selbstmörder in den Raum des Kanzleischreibers zu bringen und Monsieur Souppé, den Arzt des Temple-Gefängnisses, zu holen.
Der Arzt stellte fest, dass der Gefangene noch atmete, und ließ ihn zur Ader; das Blut sprudelte hervor, und wenige Sekunden darauf schlug Bouvet de Lozier die Augen auf. Sobald sein Zustand es erlaubte, wurde er in einen Wagen gesetzt und zu Citoyen Desmarets gebracht, dem Leiter der Geheimpolizei.
Bei Desmarets traf der Gefangene auf Monsieur Réal. Er legte nicht nur ein umfassendes Geständnis ab, sondern schrieb es nieder und unterzeichnete es. Um sieben Uhr am nächsten Morgen, als der Gendarm sich anschickte, nach Deutschland abzureisen, suchte Réal den Ersten Konsul auf, der gerade von Constant, seinem Kammerdiener, frisiert wurde.
»Ah, Herr Staatsrat, Sie haben offenbar Neuigkeiten für mich, dass ich Sie zu so früher Stunde sehe?«
»Ja, General, ich habe Ihnen Neuigkeiten von allerhöchster Wichtigkeit mitzuteilen, aber ich würde Sie gerne unter vier Augen sprechen.«
»Pah! Machen Sie sich keine Gedanken, was Constant betrifft, Constant ist niemand.«
»Wenn Sie es wünschen, General, bitte sehr. Pichegru weilt in Paris, wie Sie wissen.«
»Natürlich weiß ich das«, sagte Bonaparte. »Das hat mir Fouché gesagt.«
»Ja, aber was er Ihnen nicht gesagt hat, weil er es selbst nicht wissen kann, ist, dass Pichegru und Moreau miteinander verkehren und miteinander konspirieren.«
»Kein weiteres Wort!«, sagte Bonaparte. Und er führte einen Finger an den Mund, um Réal Schweigen zu gebieten.
Bonaparte beeilte sich mit seiner Toilette und führte dann den Staatsrat in sein Arbeitskabinett. »Gut«, sagte er, »Sie hatten recht, und wenn das, was Sie mir sagen, wahr sein sollte, dann wäre dies in der Tat eine Neuigkeit von allergrößter Wichtigkeit.« Bei diesen Worten vollführte er die Geste mit dem Daumen, die wir bereits erwähnten.
Réal berichtete ihm, was vorgefallen war.
»Und Sie sagen«, unterbrach ihn Bonaparte, »er habe ein schriftliches Geständnis verfasst, das Sie bei sich tragen?«
»Hier ist es«, erwiderte Réal.
In seiner Ungeduld riß Bonaparte es ihm beinahe aus der Hand.
In der Tat war es eine gewichtige Neuigkeit für ihn zu erfahren, dass Moreau sich an einer Verschwörung gegen ihn beteiligte. Moreau und Pichegru waren die Einzigen, die sich in militärischer Hinsicht mit ihm messen konnten. Pichegru, zu Recht oder zu Unrecht des Hochverrats verdächtigt und am 18. Fructidor nach Sinnamary geschickt, war trotz seiner wunderbaren Rettung wie durch Gottes Hand kein Gegner mehr, vor dem Bonaparte sich fürchten musste.
Moreau hingegen, noch vom Glanz seines Sieges bei Hohenlinden umstrahlt und von Bonaparte für diesen trefflichen und klugen Sieg mit Undank gelohnt, lebte als schlichter Bürger in Paris und konnte sich auf eine große Gefolgschaft verlassen. Am 18. Fructidor und am 13. Vendémiaire hatte Bonaparte nur die Jakobiner, das heißt die exaltiertesten Republikaner, für vogelfrei erklärt
Weitere Kostenlose Bücher