Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
erhärten, was ich vorbringe.
BOUVET DE LOZIER
Bonaparte verharrte nach der Lektüre einen Augenblick schweigend. Zweifellos versuchte er durch heftige geistige Anstrengung ein Problem zu lösen. Dann sagte er wie im Selbstgespräch: »Der Einzige, der mich besorgt stimmen kann, der Einzige, der mir gegenüber die geringsten Aussichten hätte, sollte sich so tölpelhaft verraten! Unmöglich!«
»Soll ich Moreau auf der Stelle verhaften lassen?«, fragte Réal.
Der Erste Konsul schüttelte den Kopf.
»Moreau ist zu wichtig«, sagte er, »er ist mir zu feindlich gesinnt, ich bin viel zu sehr daran interessiert, mich von ihm zu befreien, als dass ich mich den Mutmaßungen der öffentlichen Meinung aussetzen wollte.«
»Aber wenn Moreau mit Pichegru konspirieren sollte?«, wandte Réal ein.
»Dann muss ich sagen«, fuhr Bonaparte fort, »dass ich Pichegrus Anwesenheit in Paris erst durch Fouché und Ihren Todeskandidaten heute Nacht erfahren habe. Aber alle englischen Zeitungen tun so, als weilte er heute noch in London oder in der Nähe der Stadt. Ich weiß sehr wohl, dass diese Zeitungen gegen mich sind und gegen die französische Regierung konspirieren.«
»Auf alle Fälle«, sagte Réal, »habe ich die Schlagbäume schließen lassen
und angeordnet, dass jeder, der die Stadt betreten will, gründlich untersucht wird.«
»Vor allem jeder, der die Stadt verlassen will«, sagte Bonaparte.
»Ist nicht vorgesehen, dass Sie morgen eine große Parade abnehmen, Citoyen Erster Konsul?«
»Ja.«
»Nun, die müssen Sie absagen.«
»Und warum?«
»Weil sich noch etwa sechzig Verschwörer in Paris herumtreiben, und wenn wir ihnen jeden Weg abschneiden, die Stadt zu verlassen, könnten sie einen waghalsigen Coup riskieren.«
»Und wenn schon«, sagte Bonaparte, »was geht mich das an? Ist es nicht Ihre Aufgabe, mich zu bewachen?«
»General«, erwiderte Réal, »für Ihre Sicherheit können wir nur garantieren, wenn Sie die Parade absagen.«
»Herr Staatsrat, ich wiederhole es«, sagte Bonaparte, der die Geduld zu verlieren begann, »jeder von uns hat seine Aufgabe; Ihre besteht darin, darüber zu wachen, dass ich nicht ermordet werde, wenn ich Paraden abnehme, die meine besteht darin, Paraden abzunehmen auf die Gefahr hin, dabei ermordet zu werden.«
»General, das ist unbedacht.«
»Monsieur Réal«, erwiderte Bonaparte, »Sie sprechen wie ein Staatsrat; die größte Bedachtsamkeit in Frankreich ist der Mut!«
Und er kehrte dem Staatsrat den Rücken zu und sagte zu Savary: »Lassen Sie Fouché durch eine Ordonnanz zu Pferd benachrichtigen, dass er mich auf der Stelle aufsuchen soll.«
Von den Tuilerien bis zu Fouchés Wohnung in der Rue du Bac war es nicht weit, und keine zehn Minuten später hielt der Wagen des wahren Polizeiministers vor dem Tor des Tuilerienpalasts.
Fouché traf Bonaparte an, der mit großen Schritten umherging und sich in Rage redete.
»Kommen Sie schon!«, sagte er zu Fouché. »Wissen Sie, dass Bouvet de Lozier versucht hat, sich in seiner Zelle zu erhängen?«
»Ich weiß auch«, erwiderte Fouché ungerührt, »dass man ihn rechtzeitig retten konnte, dass er zu Monsieur Desmarets gebracht wurde, wo er von Monsieur Réal verhört wurde und seine Aussage unterzeichnet hat.«
»In dieser Aussage behauptet er, Pichegru sei in Paris.«
»Ich hatte Ihnen das bereits gesagt.«
»Ja, aber Sie hatten mir nicht gesagt, dass er hier ist, um mit Moreau zu konspirieren.«
»Das wusste ich damals noch nicht oder wenigstens noch nicht definitiv; ich hegte nur einen Verdacht, und diesen Verdacht habe ich Ihnen mitgeteilt.«
»Und jetzt wissen Sie mehr?«, fragte Bonaparte.
»Sie sind ein schrecklicher Mann«, sagte Fouché. »Sie wollen alles wissen und am liebsten im Voraus, so dass man nie das Verdienst hat, Ihnen etwas zu enthüllen. Wollen Sie wissen, wie weit meine Nachforschungen gediehen sind, vorausgesetzt, Sie lassen mich die Sache so zu Ende führen, wie ich es will?«
»Ich stelle keine Bedingungen, und ich will wissen, wie weit Sie sind.«
»Wohlan. Jeder von uns hat seine Rolle: Réal für Bouvet de Lozier, der sich gestern erhängt hat, und ich habe Lajolais, der sich vielleicht morgen erhängen wird. Ich habe Lajolais verhaften lassen, ich habe ihn verhört; wollen Sie erfahren, was er ausgesagt hat? Ich habe seine Aussage mitgebracht, weil ich mir dachte, Sie wollten sie sehen. Hier das Wesentliche, ohne seine Bitten und Fragen.
Seit Längerem wusste ich durch einen
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