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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ihnen, Georges den Dolch zu entreißen.
    Georges wird gefesselt, in einen Fiaker verfrachtet und zur Polizeipräfektur gebracht, wo der Abteilungsvorsteher Dubois ihn in Anwesenheit von Desmarets verhört.
    Beide Männer zeigten größtes Erstaunen, sich Georges gegenüberzusehen. Es folgt, was Desmarets über diesen Augenblick gesagt hat: »Georges, den
ich damals zum ersten Mal sah, war in meinen Augen immer eine Art Alter vom Berge gewesen, der seine Meuchelmörder gegen die Machthabenden in alle Himmelsrichtungen aussandte. Stattdessen sah ich einen jungen Mann vor mir, einen Mann mit klaren Augen, frischer Farbe und einem Blick, der fest, doch zugleich so sanft war wie seine Stimme. Trotz seiner Beleibtheit bewegte er sich gewandt. Sein Kopf war ganz rund, mit einem sehr kurzen Lockenschopf, kein Backenbart, keinerlei Ähnlichkeit mit einem finsteren Verschwörer, der seit Jahren über die bretonische Einöde herrschte.«
    »Elender!«, rief Dubois, als er Georges erblickte. »Wissen Sie, was Sie getan haben? Sie haben einen Familienvater getötet und einen zweiten verwundet.«
    Georges brach in Gelächter aus. »Daran sind Sie schuld«, sagte er.
    »Wieso das?«
    »Gewiss doch: Sie hätten mich von Ledigen festnehmen lassen müssen.«

37
    Der Herzog von Enghien (2)
    Wir erwähnten Fouchés Interesse am Tod des Herzogs von Enghien, um auf diese Weise Bonaparte für alle Zeiten mit dem Hause Bourbon und darüber hinaus mit allen Königshäusern Europas zu verfeinden.
    Und nun bestätigten Georges, Moreau und Pichegru in ihren Verhören mehr oder weniger, was Fouché sich zusammengereimt hatte, indem sie einer nach dem anderen bestätigten, was zuvor nur Gerücht gewesen war: Ein Prinz aus dem Hause Bourbon werde nach Paris kommen und sich an die Spitze der Verschwörung setzen.
    Wir erinnern uns, dass Bonaparte befürchtete, sich von Fouchés Hass auf eine falsche Fährte führen zu lassen, und deshalb einen Gendarmen beauftragt hatte, die Sachverhalte zu überprüfen, die der interimistische Polizeiminister, der ohne Portefeuille dennoch der eigentliche Minister war, vorgebracht hatte. Oberrichter Régnier und Staatsrat Réal waren dabei seine passiven und ahnungslosen Werkzeuge.
    Der Gendarm brach auf.

    Sobald die unsichtbare und unbekannte Macht festgesetzt hat, dass ein glückliches oder schicksalträchtiges Ereignis zu geschehen hat, kommt alles diesem Willen zu Hilfe, der die Menschen im Verfolgen seiner Ziele nach Belieben dirigiert. Kennzeichnend für die großen Ereignisse der modernen Zeit ist die schier ausnahmslose Machtlosigkeit des Individuums. Selbst Männer im Ruf größter Stärke oder Gewandtheit hatten die Geschicke nicht in ihrer Hand, sondern wurden von den Ereignissen mitgerissen. Mächtig waren sie, solange sie der Bewegung dienten, machtlos, sobald sie sich ihr entgegenstellen wollten; und das macht Bonapartes wahren Glücksstern aus, denn das Geschick wahrte ihm die Treue, solange er die Interessen des Volkes vertrat, und kündigte sie ihm auf, als er den aberwitzigen Kometen von 1811 für seinen Stern nahm. Indem er sich den römischen Cäsaren gleichsetzte, wollte er die Sache der Revolution der Sache der alten Monarchien gleichsetzen – ein unmögliches Unterfangen. Der Philosoph kann mit demütigem Staunen die Kraft beobachten, die über den Gesellschaften schwebt und aus sich selbst heraus wirkt: Denn weder in überragendem Geist noch im Adel darf man suchen, was es zum Regieren braucht. Die Ergebnisse darf man sich zunutze machen, doch Verdienst daran darf man sich keines anmaßen.
    Der Zufall nun wollte, dass besagter Gendarm, der unter anderen Umständen nur als Echo fungiert hätte, seine eigene Meinung besaß. Er hatte Paris in der Überzeugung verlassen, der Herzog von Enghien sei der Prinz, den Georges erwartete; er hielt sich selbst für denjenigen, der dazu ausersehen war, dieses große Komplott aufzuklären, und von Stund an sah er die Dinge nur noch durch die Brille seiner Ansichten.
    Zuerst schrieb er nach Paris, es bestehe kein Zweifel daran, dass der Herzog von Enghien in Ettenheim Tag und Nacht Intrigen spinne und dass seine Abwesenheiten von sieben oder acht Tagen nur vorgeblich der Jagd dienten, in Wahrheit aber der Konspiration.
    Diese Abwesenheiten, die der Herzog selbst stets leugnete, wurden allerorten kommentiert, denn aus England schrieb ihm sein Vater, der Prinz von Condé: »Man versichert uns hier, mein lieber Sohn, Sie seien vor sechs Monaten nach Paris

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