Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
immer ein Ziel, das er erreichte, mochte es noch so hochgesteckt sein, während der andere nur Wünsche hegte, die er nie verwirklichte. Der eine wollte den Raum messen, der andere die Unendlichkeit erobern.
Im Jahr 1791 kehrte Bonparte für ein Semester zu seiner Familie zurück, um dort die Ereignisse abzuwarten. Im Jahr 1791 schiffte Chateaubriand sich in Saint-Malo ein, um den Seeweg nach Indien im Nordwesten Amerikas zu entdecken: Folgen wir dem Dichter.
Chateaubriand verlässt Saint-Malo am 6. Mai um sechs Uhr morgens. Er geht auf den Azoren an Land, wie er es später seine Figur Chactas tun lassen wird, dann treiben die Winde ihn an das Ufer Neufundlands, er quert die Meerenge und landet an der Insel Saint Pierre, auf der er zwei Wochen verbringt; verloren in den Nebeln, die sie unaufhörlich bedecken, unter Wolken und Windstößen, begleitet vom Tosen eines unsichtbaren Meeres,
irrt er auf einer dürren, abgestorbenen Heide umher, am Rand eines rötlichen Gießbachs zwischen den Felsen.
Nach den zwei Wochen Aufenthalt verlässt der Reisende Saint Pierre und erreicht die Breiten der Küste von Maryland, wo ihn Windstille aufhält; doch was schert das den Dichter? Die Nächte sind prachtvoll, die Sonnenaufgänge herrlich, die Sonnenuntergänge zauberhaft; vom Oberdeck des Schiffs folgt er mit dem Blick der Sonnenscheibe, die, im Begriff, sich in die Wogen zu tauchen, durch das Tauwerk des Schiffes scheint, in den schrankenlosen Räumen des Ozeans.
Eines Tages schließlich erblickte man oberhalb der Wogen einige Baumwipfel, die man für das Grün etwas dunklerer Wellen hätte halten können, wären sie nicht unbewegt gewesen. Das war Amerika!
Ein großer Gegenstand für die Gedanken des zweiundzwanzigjährigen Dichters – diese Welt mit ihren wilden Schicksalen und mit ihrer ungewissen Zukunft, von Seneca erahnt, von Kolumbus entdeckt, von Vespucci getauft, die ihres Historikers aber noch harrt.
Es war die rechte Stunde, um Amerika zu besuchen! Ein Amerika, das über den Ozean hinweg Frankreich die Revolution zurücksandte, die es vollbracht hatte, die Freiheit, die es sich mithilfe französischer Schwerter erobert hatte.
Wie merkwürdig, die Erbauung einer blühenden Stadt dort mitzuerleben, wo hundert Jahre zuvor William Penn einigen nomadischen Indianern ein Stück Land abgekauft hatte! Und was für ein letzten Endes erhebender Anblick, eine Nation aus einem Schlachtfeld wachsen zu sehen, als hätte ein neuer Kadmos in die Furchen der Gewehr- oder Kanonenkugeln seine Drachenzähne gesät, denen Menschen entsprangen.
Chateaubriand machte in Philadelphia halt; er wollte nicht die Stadt besichtigen, sondern Washington besuchen. Washington zeigt ihm einen Schlüssel der Bastille, den ihm die Sieger aus Paris geschickt haben. Chateaubriand konnte ihm seinerseits noch nichts zeigen; nach seiner Rückkehr hätte er ihm den Geist des Christentums zeigen können.
Sein Leben lang sollte der Dichter sich an diesen Besuch bei dem amerikanischen Staatenlenker erinnern. Am Abend des ersten Tages hatte Washington ihn zweifellos bereits vergessen. Washington befand sich auf dem Gipfel seines Ruhmes, er war der Präsident des Volkes, dem er als General und als Begründer einer Nation gedient hatte. Chateaubriand war ein Niemand, jung und unbekannt, und der Glanz seines späteren Ruhms hatte noch keine ersten Strahlen ausgesandt. Washington starb,
ohne denjenigen erkannt zu haben, der später von ihm und von Napoleon sagen sollte: »Diejenigen, welche wie ich den Eroberer Europas und den Gesetzgeber Amerikas gesehen haben, wenden heute ihre Blicke von der Schaubühne der Welt hinweg, denn ein paar Possenreißer, die lachen oder weinen machen, sind nicht der Mühe wert, gesehen zu werden.«
Washington war die einzige Sehenswürdigkeit in den Städten Amerikas, nach der es Chateaubriand verlangte. Zudem hatte unser Reisender keineswegs den Atlantik überquert und die Neue Welt betreten, um Menschen zu sehen, die allerorten mehr oder weniger die gleichen sind. Es war ihm darum zu tun gewesen, in der Tiefe der Urwälder, am Ufer der Seen, die so groß waren wie Meere, und inmitten der Prärien, die so unendlich waren wie Wüsten, die Stimme zu suchen, die in der Einsamkeit zu uns spricht.
Hören wir, was der Reisende uns von seinen Eindrücken erzählt. Vergessen wir nicht, dass dieses Land, das Cooper so unnachahmlich geschildert und poetisch gemalt hat, damals fast gänzlich unbekannt war. Gabriel Ferry, der sich
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