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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gekleidet, goldene oder silberne Armringe an den Armen und Ringe an den Zehen, so dass man sie mit ihren ebenmäßigen Zügen und in ihren langen weißen Gewändern für ausgegrabene römische oder griechische Statuen hätte halten können.
    Vom Viertel der Malabaren ging es zurück in die Rue de Paris und von dieser in die Rue du Gouvernement, wo der Hotelier des Hôtel des Étrangers seine Gäste vor der Tür mit allen Ehrenbezeigungen empfing.
    Die zwei jungen Mädchen waren sichtlich ruhebedürftig, denn so sanft die Bewegung der Sänfte ist, ermüdet sie den, der daran nicht gewöhnt ist, beträchtlich. Hélène und Jane verabschiedeten sich daher alsbald von René, nicht ohne ihm für den herrlichen Tag zu danken, den er ihnen verschafft hatte. In ihrem Zimmer nahm Hélènes Gesicht wieder den melancholischen Ausdruck an, den sie bislang unterdrückt hatte, und in einem Ton des Kummers, nicht des Vorwurfs, sagte sie zu ihrer Schwester: »Jane! Jane, ich glaube, es wäre an der Zeit, dass wir für unseren Vater beten.«
    Jane schossen die Tränen aus den Augen, sie warf sich ihrer Schwester in die Arme, kniete dann neben ihrem Bett nieder, bekreuzigte sich und flüsterte: »O Vater, vergebt mir!«
    Wovon sprachen diese Worte?
    Zweifellos von einer neuen Empfindung, die in ihrem Herzen keimte und die im Verein mit ungewohnten Belustigungen und dem Ortswechsel die Erinnerung an ihren Vater überschattet hatte.

62
    Die Runner of New York
    Am nächsten Tag sprach René bei Surcouf vor, sobald es hell war; Surcouf lag noch im Bett, war aber schon wach.
    »Mein lieber René«, sagte Surcouf, als René eintrat, »Sie laden uns zu einem Frühstück im Grünen ein und verwöhnen uns mit einem wahrhaft
königlichen Festschmaus. Das Frühstück im Grünen hätte ich angenommen, aber ich muss Sie warnen, dass Bléas und ich übereingekommen sind, uns die Kosten für diesen Ausflug mit Ihnen zu teilen.«
    »Verehrter Kommandant«, sagte René, »ich will Sie um einen Gefallen bitten, der mich verpflichten wird, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um Sie zufriedenzustellen.«
    »Sprechen Sie, mein Lieber, und sofern die Sache nicht völlig unmöglich ist, sei Ihre Bitte Ihnen im Voraus gewährt.«
    »Ich möchte Sie bitten, mich unter einem beliebigen Vorwand an die Küste von Pegu zu schicken. Sie sind auf der Île de France monatelang festgehalten, und ich bitte Sie um sechs Wochen Urlaub; danach werde ich mich Ihnen anschließen, wo immer Sie sich befinden mögen.«
    »Ich verstehe«, sagte Surcouf und lachte. »Ich habe Sie zum Vormund der zwei hübschen Mädchen ernannt, deren Vater wir unbeabsichtigt getötet haben, und Sie wollen Ihre Vormundschaft mit größter Gründlichkeit erfüllen.«
    »Was Sie sagen, ist so unwahr nicht, Monsieur Surcouf; doch als jemand, der in Ihren Gedanken mehr liest, als Ihre Worte sagen, will ich Ihnen verraten, dass mich nicht die Liebe zu dieser Fahrt veranlasst, zu der ich bereits entschlossen war, als ich dem Sklavenhändler sein Schiff abkaufte, vorausgesetzt, ich erhielte Ihre Erlaubnis. Ich weiß nicht, wie mein Geschick beschaffen ist, doch es würde mich verdrießen, der indischen Küste so nahe gewesen zu sein, ohne eine der famosen Tigeroder Elefantenjagden mitgemacht zu haben, die den Teilnehmern ein stärkeres Lebensgefühl vermitteln, weil sie dem Tod ins Auge geblickt haben. Und bei dieser Gelegenheit will ich die zwei Waisen nach Hause geleiten, denen ich eine Anteilnahme entgegenbringe, deren Grund ich niemals verraten werde. Sie denken an Liebe, verehrter Kommandant; ich zähle noch keine sechsundzwanzig Jahre, doch mein Herz ist so tot, als zählte ich ihrer achtzig. Ich bin dazu verurteilt, mir die Zeit zu vertreiben, mein lieber Surcouf. Und ich würde sie mir gern damit vertreiben, dass ich etwas Außergewöhnliches erlebe. Mein Herz, das keine Liebe empfinden kann, will ich mit anderen Empfindungen beleben; erlauben Sie mir, sie zu suchen, und helfen Sie mir, sie zu finden, indem Sie mich für eine Zeit von sechs Wochen bis zu zwei Monaten beurlauben.«
    »Und wie wollen Sie fahren?«, fragte Surcouf. »Etwa mit Ihrer Nussschale?«

    »Ja, ganz genau«, erwiderte René. »Sie wissen, dass ich das Schiff unter amerikanischer Flagge und mit amerikanischen Papieren gekauft habe. Mein Englisch ist so tadellos, dass kein Engländer oder Amerikaner es wagen würde, meine Herkunft aus London oder New York zu bezweifeln. Die Amerikaner sind mit aller Welt im Frieden.

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