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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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begeben, sahen sie auf Höhe der Standard eine Kutsche anhalten, der zwei junge Damen entstiegen; sie riefen ein Boot herbei und ließen sich zu Surcoufs Prisenschiff übersetzen.
    »Nanu«, sagte Surcouf. »Wer sind die Damen, die uns zu so früher Stunde einen Besuch machen?«
    »Erkennen Sie sie denn nicht?«, fragte René.
    »Nein«, sagte Surcouf.
    »Das sind die Damen Sainte-Hermine, die am Sarg ihres Vaters beten wollen; stören wir sie nicht in diesem frommen Tun; wenn sie wieder an Deck kommen, können wir sie begrüßen.«
    Sie warteten einige Minuten; da die Schaluppe den Kai berührte, sprangen sie vom Schiff auf die Kaimauer, gingen zur Standard , bedeuteten dem Bootsführer, der die jungen Damen gefahren hatte, er solle sie später zurückbringen, und kletterten steuerbords das Fallreep hinauf.
    Als sie an Deck ankamen, hörten sie den Hilferuf eines badenden Matrosen: »Hilfe, Kameraden, Hilfe! Ein Hai!«
    Alle Blicke richteten sich auf den Badenden, der auf das Schiff zuschwamm und in dessen Kielwasser die Rückenflosse eines Hais zu sehen war, die immer näher kam.
    »Nur Mut! Wir kommen!«, erscholl es von Deck, doch mit gebieterischer Geste unterbrach René das Stimmengewirr und rief: »Niemand rührt sich von der Stelle! Ich übernehme die volle Verantwortung!«
    In diesem Moment kamen die Schwestern Sainte-Hermine wieder an Deck, durch das Geschrei neugierig gemacht; sie sahen, wie René die Hand zur Brust führte, um sich seines Dolchs zu vergewissern, den er an einer Silberkette umhängen hatte, wie er sich seiner Jacke und seiner Weste entledigte, sich auf die Reling schwang und mit dem Ruf: »Nur Mut, Kamerad, schwimm weiter!« ins Wasser sprang.
    Jane erbleichte und stieß einen Schrei aus; Hélène musste sie fast tragen, bis sie die Poop erreichte, wo Surcouf ihr die Schwester abnahm.
    Sie kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie René an die Wasseroberfläche zurückkehrte, den Dolch zwischen den Zähnen; dann tauchte er wieder und kam diesmal zwischen Seemann und Hai zum Vorschein, keine drei Meter von dem Ungeheuer entfernt. Ein drittes Mal verschwand
er im Wasser, in Richtung des Raubfischs, und plötzlich bäumte dieser sich auf und peitschte das Wasser mit seinem Schwanz wie unter schrecklichen Schmerzen; um ihn herum färbte sich alles blutig. Ein Freudenschrei stieg vom Schiffsdeck auf. René tauchte einen Meter hinter dem Hai wieder auf, doch nur um Luft zu holen; kaum war er untergetaucht, peitschte der Hai das Wasser nochmals mit seinem Schwanz, drehte sich in seinen Zuckungen auf den Rücken und enthüllte seinen weißen Bauch mit einem einen Meter langen klaffenden Schnitt.
    Unterdessen hatten die Matrosen, ohne zu fragen oder Befehle abzuwarten, ein Boot zu Wasser gelassen und ruderten René entgegen, der seinen Dolch in die Scheide zurückgesteckt hatte und zum Schiff schwamm, ohne sich weiter um den Hai zu scheren, der sich vor Schmerzen wand und krümmte. Er traf auf das Boot, zwei Matrosen halfen ihm hinein, umarmten ihn herzlich, warfen ihre Mützen in die Luft und riefen: »Hoch lebe René!«
    An Bord wiederholten alle den Hochruf, die Seeleute und sogar die zwei Mädchen, die mit ihren Taschentüchern winkten.
    Der leichtsinnige Matrose, der sich gegen den Rat seiner Kameraden ins Wasser gewagt hatte, war an einem Tau, das man ihm zugeworfen hatte, an Bord zurückgeklettert.
    Renés Ankunft an Deck der Standard kam einem Triumph gleich. Bis dahin hatte es unter seinen Kameraden vereinzelte Eifersüchteleien auf den reichen, schönen, gebildeten jungen Mann gegeben, dessen Überlegenheit sich bei jeder Gelegenheit bemerkbar machte, doch als sie gesehen hatten, wie er für einen armen Teufel sein Leben aufs Spiel setzte, war ihre Begeisterung grenzenlos, und die Eifersucht verwandelte sich in Bewunderung und Dankbarkeit.
    René wiederum dämpfte den Freudentaumel nach Kräften und eilte zu der Poop, wo Hélène mit Tränen in den Augen die halb ohnmächtige Jane mit Riechsalz zu beleben versuchte, während Surcouf ihr die fühllosen Hände rieb.
    Als René sich näherte, ergriff Jane seine Hand, küsste sie, stieß einen Schrei aus und verbarg ihr Gesicht an der Brust ihrer Schwester.
    »Holla!«, sagte Surcouf staunend. »Entweder haben Sie den Teufel im Leib, oder Sie sind des Lebens überdrüssig, dass Sie ein Husarenstück nach dem anderen vollbringen!«
    »Mein lieber Kommandant«, erwiderte René, »man hat mir erzählt, wenn ein Neger in Gondar von einem Hai

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