Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
und jeder Neger verwandelte sich in einen Kerzenleuchter, indem er einen Krummholzzweig in die Hand nahm – einem Rebstock nicht unähnlich, und dieses Holz brennt umso besser, je grüner es ist -, anzündete und mit dieser Fackel die Tanzfläche von dreißig Fuß Umfang und zehn Fuß Durchmesser beleuchtete. Dann betrat eine Negerin die freie Fläche und begann folgendes naive, vielleicht ein wenig zu naive Lied zu singen:
Tanzt Callada,
Zizim, bumm, bumm;
Tanzt Bamboula,
Heissassa, ja!
Alle Neger und Negerinnen wiederholten den Refrain, den die Vorsängerin gesungen hatte, und wiegten sich dazu, als tanzten sie auf der Stelle, genau wie die Solistin auf der Tanzfläche. Diese sang nun:
Die Sonntag in die Stadt ich geh
Und suche nette Zeitvertreib
Und hübsche junge Mann ich seh
Macht schöne Aug und gute Zeit.
Alle wiederholten den Refrain:
Tanzt Callada,
Zizim, bumm, bumm;
Tanzt Bamboula,
Heissassa, ja!
Und daraufhin sprangen die Neger auf die Tanzfläche und tanzten.
Bald war das Gedränge so dicht, dass den Tänzern Einhalt geboten werden musste. Sie gehorchten, verließen die Tanzfläche, und auch die Sängerin reihte sich ein; auf die leere Tanzfläche trat nun Bambou, Surcoufs schwarzer Diener, und sang in dem kreolischen Dialekt von Martiniqe:
Zizim, tralala,
Zizim, tralala,
Zizim, tralala.
Freunde, tanzt die Bamboula.
Kein Arbeit nix, ich mir nix denk,
Kein Schufte nix, ich mir nix denk,
Wenn Strafe setzt, ich mir nix denk,
Mein Schatz sein Schmatz, ich gerne denk.
Obwohl Bambou im Dialekt der Insel Martinique gesungen hatte, verstanden die Neger der Île de France ihn ohne Schwierigkeiten und wiederholten den Refrain und tanzten dazu noch leidenschaftlicher als zuvor. Mehrmals hatte René, der die Wendungen verstand und auch die Gesten, die jungen Mädchen gefragt, ob sie sich nicht zurückziehen wollten, doch diese sahen in dem Singen und Tanzen nur ein unterhaltsames Spektakel und baten, bleiben zu dürfen. Als aber die Nacht hereinbrach, wurden auf einen Befehl Renés die Sänften für die Damen und die Pferde für die Herren gebracht, und das Zeichen zum Aufbruch wurde gegeben.
Und nun beendete ein Schauspiel, auf das niemand gefasst war, den herrlichen Tag und krönte ihn mit einer prachtvollen Prozession. Die zwei- bis dreihundert Neger, die wie Raubtiere durch den Geruch des frischen Fleischs angelockt worden waren und sich mit den üppigen Jagdüberschüssen versorgt hatten, wollten ihre Dankbarkeit bezeigen, indem sie ihre Gastgeber zurückgeleiteten.
Jeder von ihnen versah sich mit einem Zweig jenes Holzes, in dessen Schein die entlaufenen Negersklaven Paul und Virginie zur letzten Ruhe bringen, und in Begleitung dieses Fackelzugs machten die Reisenden sich auf den Rückweg nach Port Louis.
Es lässt sich kaum etwas Malerischeres denken als diese wandelnde Illumination, die auf ihrem Weg die herrlichsten Landschaften in ihr Licht tauchte, Landschaften, die sich ununterbrochen veränderten: Im einen Augenblick bot sich dem Auge eine mit dichten Baumgruppen bestückte Ebene, im nächsten ragte ein Berg empor, über dem man das Kreuz des Südens funkeln sah, und im wieder nächsten gaben Berge und Wälder unversehens den Blick auf die endlose Weite des Meeres frei, dessen unbewegte Oberfläche den silbrigen Schein des Mondes wie ein Spiegel zurückwarf. Das Licht der Fackelträger störte mannigfaltiges Wild auf, Hirsche, Wildschweine, Hasen, bei dessen Anblick Freudenrufe laut wurden und die Fackeln die Jagdbeute einzukreisen versuchten, woraufhin diese vor ihren Verfolgern ausriss, so dass deren Fackeln ein langes Band aus Feuer bildeten; wenn das Tier ihnen dann entkam, verstreuten sich die einzelnen Flammen und sammelten sich wieder zum Gefolge der Reisenden; doch am vielleicht bemerkenswertesten an diesem Rückweg war, dass er mitten durch den Wohnort der Malabaren führte. Die Île de France, Zuflucht für Menschen aus ganz Indien, besaß auch eine malabrische Bevölkerung; diese Flüchtlinge von der südöstlichen Küste Indiens, die an das arabische Meer grenzt, haben sich zu einem eigenen Stadtteil zusammengefunden,
in dem sie unter sich leben und sterben, wenn man es so nennen will. In einigen Häusern brannte noch Licht, doch in allen Fenstern und Türöffnungen zeigten sich die schönen olivbraunen Gesichter der Frauen mit ihren großen schwarzen Augen und seidigen Haaren. Fast ausnahmslos waren die Frauen in lange Gewänder aus Leinen oder Batist
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