Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Schaluppen und Schiff folgten dem gewundenen Verlauf des Hafens, und die Zuschauer folgten ihnen auf dem Kai, so weit er reichte.
    Nach etwa tausend Schritt machten die Schaluppen halt. Die Slup war segelfertig. Während die Taue eingeholt wurden, leerten die Matrosen der Schaluppen ein letztes Glas auf die Runner of New York und ihren Kapitän und riefen: »Auf eine glückliche Reise für Kapitän René und die Demoiselles de Sainte-Hermine!«
    Das Schiff fuhr an der Baie de la Tombe entlang und verschwand hinter der Pointe aux Canonniers.
    Und bald war von seinem Kielwasser keine Spur mehr zu sehen.

64
    Die malaiischen Piraten
    Nach sechs Tagen guter Fahrt, während deren kein einziges Schiff gesichtet worden war, überquerte man abermals den Äquator. Das Einzige, worunter die schönen Damen auf der Reise zu leiden hatten, war die unerträgliche Hitze im Schiffsinneren. René hatte jedoch in der Kajüte seiner Passagierinnen zwei Badewannen unterbringen lassen, und dank dieser Maßnahme konnten sie die heißesten Stunden des Tages glimpflich überstehen.
    Abends stiegen sie an Deck; der Wind frischte auf, und der unerbittlichen Sonnenglut des Tages folgte ein kühler und köstlicher Abendwind voller Meeresdüfte. Dann wurde an Deck gespeist, und dank der Geschicklichkeit, mit der man sich frischen Fisch verschaffte, und der unerschöpflichen Fülle an Lebensmitteln, die auf den Seychellen und den Malediven an Bord genommen wurden, fand man sich so gut versorgt, wie man es zu Lande gewesen wäre.
    Dann setzten die herrlichen Schauspiele des abendlichen und nächtlichen Himmels in diesen sengend heißen Breiten ein. Auf dem Indischen Ozean sind die Sonnenuntergänge von unvergleichlicher Pracht. Kaum ist die Sonne im Meer verschwunden, scheint sie als Staub wiederzukommen und sich wie goldener Sand über die blaue Weite des Himmels zu verteilen.

    Als Nächstes fesselt das Meer den Blick und bietet ein Schauspiel, das kaum minder faszinierend ist als die übrige Schöpfung.
    Der Aufenthalt mitten auf dem Ozean ist weit weniger eintönig, als im Allgemeinen angenommen wird; hat man sich daran gewöhnt, ins Wasser zu blicken, entdeckt man eine Vielzahl an Wunderdingen, die dem ungewohnten Auge verborgen bleiben; das Studium der unzähligen Lebewesen, von denen es im Meer wimmelt und die bisweilen bis zur Oberfläche aufsteigen, ihre staunenswerte Menge, die Vielfalt ihrer Formen, ihrer Farben, ihres Gesellschaftswesens und ihrer Gepflogenheiten bieten dem Reisenden ein weites Feld der Beobachtung und der Forschung.
    Bislang war man mit sanftem Wind gefahren, doch gegen acht Uhr abends, bei hellem und hohem Mond, klarem und heiterem Himmel stiegen am Horizont mit einem Mal Wolken auf, die bald in höhere atmosphärische Schichten gelangten. Nun bot der Himmel den Anblick eines finsteren und tiefen Steinbruchs: Furchterregende Wolken verdeckten den Mond, der sich vergebens gegen sie zu behaupten suchte; bisweilen riss ein Stück des dunklen Schleiers auf und ließ Mondstrahlen hindurchdringen, die sogleich erstickt wurden; andere, grünspanfarbene Wolken wurden von Blitzen durchzuckt; einzelne dicke Regentropfen klatschten auf das Schiff; in der Ferne war Donnergrollen zu vernehmen; dichte Wolken ballten sich am Himmel; die Finsternis wurde undurchdringlich, der Wind heulte und tobte, die Dunkelheit ließ sich geradezu greifen, und das Schiff durchpflügte das Wasser schneller als je zuvor.
    Auf einmal lag vor dem Schiff eine breite silberne Schärpe auf dem Meer ausgebreitet; sobald die Stelle erreicht wurde, sah man zahllose Wasserwesen, insbesondere Quallen, auf den Wellen schaukeln; andere Medusen in tieferen Meeresschichten waren nicht nur anders, sondern entgegengesetzt geformt; an der Wasseroberfläche drehten sie sich wie Zylinder aus Feuer, weiter unten wanden sie sich als Schlangen von fünf bis sechs Fuß Länge; bei jedem Zusammenziehen und Ausdehnen sprühten Lichtbündel auf, und das ganze Tier schien in Flammen zu stehen; nach und nach jedoch verloren sie ihr phosphoreszierendes Leuchten und nahmen rötliche, rosige, orangegelbe, grünliche und bläuliche Färbung an, bis sie eine herrliche Seegrasfarbe zeigten. René sah, mit welcher Neugier seine Freundinnen das Schauspiel verfolgten, und es gelang ihm, mehrere Medusen zu fischen, die er in ein Gefäß mit Meerwasser gab; eine einzige Qualle strahlte so hell, dass man in ihrem Licht fast einen ganzen Abend hindurch schreiben und lesen konnte.

    Jeden

Weitere Kostenlose Bücher