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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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fallen und stürzte rückwärts nieder. Die Kugel hatte ihn in die Brust getroffen.
    »Bravo, mein lieber Monsieur René; und ich werde ihnen jetzt eine Überraschung bereiten, auf die sie ganz gewiss nicht gefasst sind.«
    René reichte den Stutzen François zum Laden.
    Kernoch sagte leise etwas zu den zwei stärksten Männern der Mannschaft, und laut rief er dem Steuermann zu: »Bereit zum Wenden!« Dann verließ er schnell seine Wachtbank, um mit dem Oberkanonier zu sprechen.
    »Passen Sie gut auf, Valter«, sagte er zu ihm, »wir vollführen jetzt eine ganze Wende.«
    »Jawohl, Kommandant.«
    »Für einen Augenblick wird Ihr Geschütz die Perahu von vorne bis hinten im Visier haben: Diesen Augenblick müssen Sie nutzen. Er wird nur eine Sekunde dauern, aber in dieser Sekunde müssen Sie feuern.«
    »Oho, ich verstehe«, sagte der Richtkanonier. »Ha! Monsieur Kernoch, Sie sind mir ein rechter Spaßvogel!«
    Ein neuer Mann hatte sich am Bug der Perahu aufgerichtet, und ein erneuter Schuss schickte ihn in die Tiefen des Meeres. Unterdessen führte die Slup ihr Manöver aus.
    Und dann ertönte eine Salve, und an Bord der Perahu sanken die Männer von vorne bis hinten nieder wie geschnittene Ähren.
    »Bravo!«, sagte René, und auf Englisch rief er: »Heda! – Mein lieber Kernoch«, fügte er hinzu, »noch so eine Salve, und der Wortwechsel dürfte beendet sein.«

    An Bord der Perahu herrschte blankes Entsetzen. Mehr als dreißig Tote lagen auf dem Schiffsboden, und ihre Kameraden waren damit beschäftigt, die Toten über Bord zu werfen und sich gefechtsbereit zu machen, so gut es ging.
    Wenige Minuten später prasselte eine Ladung Kugeln und Pfeile auf die Slup ein, ohne großen Schaden anzurichten. Etwa zwanzig Ruderer legten wieder los, und die Perahu kam näher.
    Unterdessen hatte Kernoch seine Überraschung für die Malaien vorbereitet, ein Abtakelungsgeschoss aus vier Kettenkugeln, das in einem Netz steuerbords am äußersten Ende der Fockrah angebracht war.
    Die Perahu befand sich nunmehr etwa hundert Schritte von der Slup entfernt, und zwar im rechten Winkel zu ihr.
    »Steuerbord Feuer!«, rief Kernoch.
    Die drei Sechzehnergeschütze schossen ihre Kartätschenladungen ab und rissen drei klaffende Lücken in die Reihen der Ruderer und der überlebenden Piraten.
    Kernoch beschloss, die Sache zu beenden, und rief dem Untersteuermann zu: »Kommen lassen.«
    Die Entfernung zwischen den Schiffen verringerte sich zusehends unter ohrenbetäubendem Musketenfeuer; dann war ein Pfeifton zu vernehmen, und die Kettenkugeln in ihrem Netz krachten auf die Perahu und zertrümmerten sie, als brächen sie einem Kaiman das Rückgrat. Vierzig bis fünfzig Überlebende zappelten im Meer und suchten die Rettung, indem sie sich an allem festhielten, was sie erreichen konnten.
    Und nun begann der eigentliche Kampf, der schreckliche, erbitterte Kampf von Mann zu Mann. Die Piken stießen immer wieder in das Wasser, das sich um die Slup mehr und mehr rötete.
    Mitten in dem Getümmel war es René, als höre er auf einmal Frauenschreie. Tatsächlich kamen Jane und Hélène an Deck gestürzt, bleich, in Todesangst, mit aufgelösten Haaren.
    Zwei Malaien hatten das Kajütenfenster eingeschlagen, waren in die Kajüte gesprungen und verfolgten die Mädchen mit gezücktem Dolch.
    Jane warf sich René in die Arme und rief: »Retten Sie mich, René, retten Sie mich!«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als die zwei Piraten tödlich getroffen zu Boden sanken, der eine an Deck, der andere in der Luke.
    René übergab Jane ihrer Schwester und richtete die verbliebenen zwei Schüsse seiner Pistole auf zwei Köpfe, die über der Reling auftauchten;
dann ergriff er eine Pike, forderte François auf, sich um die zwei Schwestern zu kümmern, und stürzte sich wieder in das Schlachtgetümmel.

65
    Die Ankunft
    Der Kampf hatte sein Ende erreicht. Von den fast hundert Piraten, welche die Slup überfallen hatten, waren nur wenige am Leben geblieben; fast ausnahmslos verwundet, erwarteten sie Gnadenschuss oder Gnadenstoß. Danach würde das Meer das Werk des Feuers vollenden.
    »Alle Segel setzen!«, rief Kernoch. »Und Kurs nach Norden.«
    Die Windfahne wurde gehisst, und das Schiff flog in die Richtung, die ihm der Kompass wies, so gehorsam wie ein Pferd, dem man die Sporen gibt.
    Die letzten Überlebenden klammerten sich an die Trümmer der Perahu oder streckten vergebens den Arm danach aus und wurden von den Haien zerrissen. Bis zur Küste waren es noch

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