Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Zuneigung der Elefanten sichern wollte.
Die Nacht war ruhig; nur ab und zu kamen Panther ans Wasser, um zu trinken, und der eine oder andere Kaiman verließ den Dschungel auf der Suche nach Jagdglück; der wachhabende Elefant meldete diese Zwischenfälle zuverlässig, denn auch die Elefanten hatten sich die Nachtwache geteilt, ganz wie René und François, allerdings mit größerem Vertrauen in den Kameraden, als René es seinem Pariser Freund entgegenbrachte.
Um Mitternacht ging der Elefant, der bis dahin gewacht hatte, in die Knie und schlief ein, woraufhin sein Kamerad aufstand und die Wache übernahm.
Bei Tagesanbruch ließ der zweite Elefant ein Trompeten ertönen, das die Reisenden weckte.
In der Überzeugung, dass ihnen kein Ungemach widerfahren konnte, hatten die Schwestern so unbesorgt geschlafen, als wären sie zu Hause in ihrem Mädchenzimmer. Ausgeruht erhoben sie sich und atmeten die frische und duftende Morgenluft.
René trat zu ihnen; er hielt ein Büschel jener Pflanzen im Arm, an denen Elefanten sich besonders gern delektieren.
Hélène und Jane hatten sich den zwei riesigen Tieren bisher nicht ohne Furcht genähert, doch als sie sahen, wie freundlich die Tiere sie beäugten, verloren sie jede Furcht, ergriffen die Pflanzen, die René ihnen reichte, und fütterten die Elefanten, die mit genussvollem Grunzen fraßen. Als alles Grün vertilgt war, streichelten die Elefanten René mit
ihren Rüsseln, denn sie hatten sehr wohl begriffen, dass er die Mädchen dazu gebracht hatte, ihnen die wohlschmeckenden Zweige zum Fressen zu geben.
Als die Kolosse gefressen hatten, blickten sie nach rechts und nach links, wie um anzudeuten, dass es noch an etwas fehle. Es handelte sich um das Zuckerrohr, das sie über alles liebten. Da sie völlig zu Recht danach verlangten, holte René die Halme und gab sie Hélène und Jane, damit diese die Elefanten bedienten, die genüsslich ihre Leckerei verzehrten.
Nach einem leichten Frühstück wurde die Tagesreise in zwei Abschnitte unterteilt: Die erste Pause sollte um elf Uhr vormittags an einem See erfolgen, wo man die größte Tageshitze abwarten wollte; die zweite Pause war für sieben Uhr abends an einer Lichtung vorgesehen, wo man die Nacht zu verbringen beabsichtigte.
Die zwei Schwestern stiegen wieder auf ihren Elefanten, der ob der Ehre, die ihm widerfuhr, sehr geschmeichelt wirkte. René und François bestiegen ihre Pferde, und François folgte René mit wenigen Schritten Abstand neben dem Elefanten der zwei Schwestern. Der Führer setzte sich an die Spitze der Gruppe, und die zehn berittenen Garden begleiteten ihre Schützlinge zur Linken und zur Rechten. Der zweite Elefant, auf dem nur sein Führer ritt, folgte dem ersten. In dem Wald war es so finster und die Atmosphäre war so bedrohlich, dass René sich um seine Freundinnen Sorgen machte, mochte alles andere ihm noch so gleichgültig sein. Er ließ den Führer kommen, der ein wenig Englisch sprach.
»Müssen wir in diesem Teil der Wälder«, fragte René, »mit Überfällen von Räubern rechnen?«
»Nein«, erwiderte der Führer, »in diesem Teil der Wälder gibt es keine Räuber.«
»Und welche Gefahren drohen uns hier?«
»Wilde Tiere.«
»Und was sind das für wilde Tiere?«
»Tiger, Panther und riesige Schlangen.«
»Gut«, sagte René, »reiten wir weiter.« Dann wandte er sich an François und sagte: »Hole mir zwei ordentliche Stücke Brot aus unseren Vorräten.«
François brachte ein in zwei Hälften geteiltes Brot.
Kaum wurden die Elefanten des Brots ansichtig, schienen sie zu wissen, dass es für sie bestimmt war.
Der Elefant mit dem leeren Palankin, der hinter dem anderen ging,
näherte sich René, so dass dieser zwischen den zwei Kolossen gefangen war.
Die zwei Schwestern beugten sich voller Entsetzen aus ihrem Palankin. Noch ein Schritt eines der Elefanten, und René und sein Pferd würden zwischen den zwei Kolossen erdrückt.
René beruhigte die Mädchen mit einem Lächeln und zeigte ihnen die Brotstücke. Die Elefantenrüssel waren nicht bedrohlich erhoben, sondern umschlangen den jungen Mann zärtlich und liebevoll.
René ließ sich bitten wie eine Kokotte, die sich ziert, um die Gunst, die sie gewährt, kostbarer zu machen, und enthielt den Elefanten den leckeren Bissen einen Augenblick lang vor, bis er beiden das heißbegehrte Brotstück gab.
Dies war ein neuer Baustein zur Errichtung des Freundschaftstempels zwischen René und den riesigen Vierfüßlern.
»Was hat
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