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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Zaum, doch weder ihr Herz noch ihren Blick.
    Zehn Minuten später trat Sir James zu René, der gerade die Kammern und Läufe seiner Gewehre mit einem Taschentuch putzte, und sagte mit einer Verbeugung: »Monsieur, das volle Ausmaß meiner Dankesschuld ist mir jetzt erst bekannt; Mademoiselle Hélène hat es mir berichtet, und sie bittet mich, Ihnen zu sagen, wie ungern sie sich Ihrer Gesellschaft beraubt sieht.«
    René gesellte sich wieder zu den anderen, und zwei Stunden darauf, als die Dunkelheit hereinbrach, begrüßte das Gebell einer Hundemeute die Ankunft der Karawane auf den Ländereien des Vicomte de Sainte-Hermine.
    In dem Wissen, wie traurig es für die jungen Mädchen gewesen wäre, drei Tage lang mit einem Sarg zu reisen, dem Sarg des eigenen Vaters, hatte René Sorge getragen, dass die sterblichen Überreste des Vicomte von einer gesonderten Eskorte drei Tage später in das Land des Betels gebracht wurden.

70
    Die Familie des Verwalters
    Seit etwa eineinhalb Stunden hatten die Reisenden bemerkt, dass sie einem halbwegs kenntlichen Weg folgten, der zu einer Niederlassung mit zahlreichen Einwohnern führte. Bei näherer Untersuchung sah man die Spuren von Elefanten, Wasserbüffeln und Pferden. Der Weg endete an einem Fallgatter, das als Tor zu einer Zugbrücke fungierte. Durch die Pfosten des Fallgatters sah man die Umrisse mehrerer Hütten, die ein Gebäude flankierten, welches allem Anschein nach das Herrenhaus dieses Miniaturdorfs war. Den Anlass für den Aufruhr unter der Hundebewohnerschaft der Anlage hatte René gegeben, indem er sein Jagdhorn gezückt und das Signal der Rückkehr von der Fuchsjagd geblasen hatte.

    Sir James war zusammengezuckt, denn seit seiner Abreise aus England hatte er kein so keck geblasenes Hornsignal zu hören bekommen.
    Die Hunde, die so etwas noch nie gehört hatten, und die Bewohner der Niederlassung, die mit Ausnahme des Patriarchen nicht die geringste Vorstellung von dem Instrument haben konnten, das ihre Nachtruhe störte, was sonst nur dem Gebrüll wilder Tiere vorbehalten war, waren alle miteinander herbeigeeilt, die Hunde aus ihren Winkeln, wo sie sich abends frei bewegen durften, die Menschen aus ihren Hütten, wo sie nach beendetem Tagewerk mit ihren Familien das Abendbrot aßen.
    Im Herrenhaus brach Geschäftigkeit aus: Türen wurden aufgerissen, Fensterflügel knarrend geöffnet, und ein Dutzend Diener in allen Hautfarben – Neger, Inder, Chinesen – erschienen mit entzündeten Harzfackeln in der Hand.
    Ein Greis ging ihnen voran. Die Fackel in seiner Hand beleuchtete sein Gesicht, und man sah, dass er an die siebzig Jahre zählen musste. Seine langen weißen Haare und der weiße Vollbart hatten zweifellos weder Schere noch Rasiermesser gesehen, seit er nach Indien gekommen war. Große schwarze Augen, die ihr Strahlen nicht verloren hatten, waren von dichten silbrigen Brauen beschattet; die Körperhaltung des Mannes war aufrecht, sein Gang fest; zehn Schritt vor dem Tor blieb er stehen.
    »Gegrüßt seien die Fremden«, sagte er, »die sich meiner Gastfreundschaft anempfehlen wollen; doch da wir uns nicht in Frankreich befinden, muss ich Sie bitten, mir zu sagen, wer Sie sind, bevor ich Ihnen die Tür eines Hauses öffnen kann, das mir nicht gehört.«
    »Es wäre an meinem Vater, Ihnen zu antworten«, erwiderte Hélène, »doch ihm hat der Tod die Lippen versiegelt, und er kann nicht mehr sagen, was wir nun in seinem Namen sagen. Gottes Segen sei mit dir, Guillaume Remi, und mit deiner Familie!«
    »Oh! Dass mir der Himmel dies vergönnt!«, rief der Alte. »An der Stelle meines verstorbenen Herrn die jungen Herrinnen, die ich so sehnlich erwartet habe, die ich noch nie sah und die vor meinem Tod zu sehen ich nicht mehr zu hoffen wagte!«
    »Ja, Remi, wir sind es«, sagten beide Schwestern wie aus einem Mund.
    Dann sprach Hélène allein weiter: »Öffne schnell, lieber Remi, denn wir sind müde von unserer dreitägigen Reise, und wir bringen Gäste mit uns, die noch ermüdeter wären als wir, hätten sie nicht ihre Tapferkeit und ihre Hingabe aufrechterhalten.«

    Der alte Mann lief zum Tor und rief: »Her mit euch, Jules und Bernard! Lasst uns den vornehmen Herrschaften, die zu Besuch kommen, das Tor öffnen!«
    Zwei kräftige Burschen von zweiundzwanzig und vierundzwanzig Jahren eilten zum Tor, während der Alte weiterrief: »Adda, sag dem Freitag, er soll die Öfen einheizen, und dem Domingo, er soll dem fettesten Geflügel den Hals umdrehen! Bernard,

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