Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
was hast du am Haken? Jules, was gibt es in der Speisekammer?«
»O Vater, seien Sie unbesorgt«, sagten die Söhne, »wir haben genug Vorräte, um ein ganzes Regiment zu verköstigen, obwohl nicht einmal eine Kompanie zu sehen ist.«
René und Sir James waren vom Pferd gestiegen und halfen Hélène und Jane von ihrem Elefanten herunter.
»Süßes Herz Jesu!«, rief Remi beim Anblick der jungen Mädchen. »So hübsche Kinder! Und wie heißen Sie mit irdischem Namen, meine lieben Engel aus dem Paradies?«
Jane und Hélène nannten beide ihren Namen.
»Mademoiselle Hélène«, sagte der alte Mann, »Sie gleichen Ihrem Herrn Vater, dem Vicomte; und Sie, Mademoiselle Jane, sind Madame, Ihrer Mutter, wie aus dem Gesicht geschnitten. Ach, meine geliebte Herrschaft«, fuhr er fort und schüttelte den Kopf, so dass die Tränen fielen, die an seinen Wimpern gehangen hatten, »nie werde ich sie wiedersehen! Niemals! Nicht auf Erden! Doch das ist nicht alles«, sprach er weiter, »denn so sehr wir sie auch geliebt haben, dürfen wir um der Toten willen die Lebenden nicht vernachlässigen. Wir sind auf Ihre Ankunft vorbereitet worden. Eines Tages sahen wir, was wir noch nie gesehen hatten: den Postbeamten von Pegu mit seinen Glöckchen, der uns einen Brief von Ihrem Vater brachte, meine schönen Kinder! Und in diesem Brief teilte er mir sein und Ihr bevorstehendes Eintreffen mit. In dem Brief war vermerkt, der Überbringer sei mit hundert Francs zu entlohnen, und ich habe ihm zweihundert gegeben, hundert vom Geld Ihres Vaters und hundert aus meiner Tasche, so froh war ich über die Nachricht, die er mir gebracht hatte. Sie finden daher alle Zimmer für Sie vorbereitet; seit fast sechs Monaten werden Sie erwartet. Und solange diese Zimmer nicht gefüllt waren, herrschte in meinem Herzen Leere. Gott sei gepriesen! Sie sind gekommen, und die Leere ist gefüllt.«
Den Hut in der Hand, begab der alte Mann sich an die Spitze des Zugs zu dem großen Herrenhaus, dessen Fenster soeben geöffnet worden waren.
Man betrat ein großes Speisezimmer, das von oben bis unten mit Ebenholz und goldfarbenem Akazienholz vertäfelt war und dessen Parkettboden von den Negerinnen des Hauses zierlich geflochtene Matten bedeckten. Der Tisch war mit Tischtüchern und Servietten aus Aloefasern gedeckt. Auf den Tischtüchern mit der Eierschalenfarbe jungfräulichen Leinens funkelte ein Service aus Steingut in leuchtenden Farben aus dem Königreich Siam. Löffel und Gabeln waren aus einem Hartholz geschnitzt, das Metall in nichts nachstand, und englische Messer aus Kalkutta vervollständigten das Besteck.
Die Geduld und Willenskraft, deren es bedurft hatte, diese Dinge an so abgelegenem Ort zu versammeln, grenzte ans Unglaubliche, doch Hingabe und Dankbarkeit sind unerschöpflich in ihrer Findigkeit!
Die übrige Möblierung – Betten, Spiegel, Wandbehänge – war englischer Machart und kam aus Kalkutta. Die Söhne des Alten waren zweimal nach Indien und bis über den Ganges hinaus gereist und hatten mit eigens zu diesem Zweck gemieteten Schiffen in das Herrenhaus all diese Gegenstände gebracht, die nicht allein dem Notwendigen dienten, sondern auch dem Luxus.
Guillaume Remi, der Zimmermann war, hatte jedes seiner Kinder ein Handwerk erlernen lassen. Der eine war Möbeltischler geworden, der andere Schlosser, der dritte Landwirt.
Dieser dritte Sohn, den wir noch nicht kennengelernt haben, hieß Justin, und er befand sich auf Tigerjagd; einer seiner Büffel war von einem Tiger angefallen worden, der beim Fressen gestört worden war, und Justin hatte sich nahe den Resten des Büffels auf die Lauer gelegt. In seiner Eigenschaft als Landwirt und als Jäger war er dafür zuständig, den Haushalt mit Wild zu versorgen, und im Notfall waren alle drei Söhne brauchbare Soldaten, die sich überall auf der Welt als gute Schützen bewiesen hätten.
Seit Remi von dem bevorstehenden Kommen des Vicomte und seiner Töchter erfahren hatte, war der Tisch für sie gedeckt geblieben, damit sie sahen, dass man sie erwartete, zu welcher Tages- oder Nachtzeit sie auch eintreffen mochten, und Gläser und Porzellan wurden jeden Tag entstaubt und poliert.
Adda fiel die Aufgabe zu, die jungen Damen zu ihrem Zimmer zu bringen. Sie kamen aus dem Staunen nicht heraus: Wo sie eine Hütte mit Strohdach oder Lehmdach erwartet hatten, waren sie auf ein Herrenhaus gestoßen, in dem das Notwendige so reichhaltig vorhanden war, dass es fast an Überfluss grenzte.
Die jungen
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