Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
er sich in seine eigene Wunde und fiel hinunter.
Der Kopf des ersten Tigers war nur noch wenige Fuß von Hélène entfernt, als Sir James die beiden Läufe seines Gewehrs gegen das Tier hielt und sie abfeuerte. Kugeln, Pulver und Feuer fraßen sich in den Körper des Tigers, der tödlich getroffen zu Boden fiel.
Die Jagdgesellschaft konnte aufatmen.
Fünf Tiger waren erlegt.
François kam mit seinen Treibern und den Hunden aus dem Dschungel zurück; zwei Männer fehlten: Dem einen hatte einer der Tiger den Kopf zerschmettert, dem anderen war von einer der Bestien die Brust aufgerissen worden, als sie ihnen im Wald in die Quere gekommen waren. Der Tod hatte die beiden so schnell ereilt, dass sie nicht einmal aufschreien konnten, oder ihr Todesschrei war in dem Getümmel aus Elefantentrompeten, Hundegebell und Rufen der anderen Treiber untergegangen.
Als die Treiber jedoch die fünf Tiger erblickten, die auf dem Boden lagen, dachten sie nicht länger an ihre toten Freunde. Die Bengalen und Birmanen sind so besessene Tigerjäger, dass in ihren Augen zwei getötete Menschen kein zu hoher Preis für fünf tote Tiger sind.
Die Elefanten waren beide verletzt, doch nicht schwerwiegend.
Auf ihrem kleinen birmanischen Pferd, das dem Pferd ihres Bruders Justin glich, kam Adda der Karawane entgegengeritten und preschte dann im Galopp zum Herrenhaus zurück, um zu melden, dass die vier Besucher und ihre Brüder unversehrt und wohlbehalten waren.
Die Elefanten Omar und Ali hatten sich erneut um die Schwestern verdient gemacht. Hélène äußerte deshalb den Wunsch, sie zu erwerben, denn sie wollte die intelligenten Tiere zum Schutz und zur Verteidigung des Hauses einsetzen. René erklärte den Schwestern, sie könnten die Elefanten auf der Stelle als ihr Eigentum betrachten; er versprach ihnen, über den Shabundar als Mittelsmann alles Erforderliche mit dem Besitzer der Elefanten zu regeln.
Am Abend litt Jane unter Fieber, was die anderen den Strapazen dieses Tages zuschrieben. Ihre Schwester blieb bei ihr.
René und Sir James plauderten miteinander.
Adda, von ihnen gebeten, sich nach Janes Befinden zu erkundigen, berichtete,
sie habe Schluchzen vernommen, als sie sich dem Zimmer näherte, und sei aus Furcht, indiskret zu sein, nicht weitergegangen.
Sir James, dem nicht verborgen blieb, wie groß Renés Anteilnahme an Janes Kummer war – Adda hatte nur Janes weinende Stimme gehört -, versprach René, gleich als Erstes am nächsten Tag für ihn in Erfahrung zu bringen, was diesen Kummer ausgelöst hatte.
In diesem heißen Erdteil sind die Nächte von köstlicher Kühle. Die beiden jungen Männer ergingen sich bis um ein Uhr auf der Veranda; durch die Musselinvorhänge sahen sie wie einen Stern im Nebel das zitternde Licht der Kerze in Janes Zimmer.
So wie René sich fast alle Bereiche der Naturwissenschaften angeeignet hatte, hatte er auch alle Gelegenheiten genutzt, die sich boten, sich auf den Gebieten der Chirurgie und der Heilkunde kundig zu machen. Dies war seinen Reisegefährten nicht verborgen geblieben, und deshalb war René bekümmert, aber nicht erstaunt, als Sir James ihn am nächsten Morgen in Hélènes Auftrag bat, Jane aufzusuchen, deren Leiden sich von Stunde zu Stunde verschlimmerte.
Angesichts des vertrauten Umgangs, der zwischen René und den Schwestern herrschte, wäre es lächerlich gewesen, dieser Bitte nicht nachzukommen.
Offenbar hatte Jane ausdrücklich verlangt, allein mit René zu sprechen, denn als dieser Hélène zu ihrer Schwester begleiten wollte, erwiderte Hélène, sie glaube, dass ihre Anwesenheit bei einem so vertraulichen Gespräch störe.
René ging allein die Treppe hinauf; er klopfte leise an die Tür, und eine bebende Stimme antwortete: »Treten Sie ein.«
75
Janes Leiden
Jane lag auf einer Chaiselongue; alle Jalousien ihres Zimmers waren geschlossen, damit die Dunkelheit für Kühle sorgte und ein gelegentlicher Windhauch frische Luft hereinbrachte.
Als Jane René eintreten sah, richtete sie sich auf und streckte ihm die Hand entgegen.
»Sie wollten mich sehen, liebe Schwester«, sagte René, »und hier bin ich.«
Jane wies auf einen Stuhl am Kopfende ihrer Chaiselongue und ließ sich mit einem Seufzer der Erschöpfung zurücksinken.
»Als wir gestern zurückkehrten«, sagte sie, »und als meine Schwester den Wunsch aussprach, die zwei tapferen Tiere zu besitzen, die uns so große Dienste erwiesen haben, baten Sie sie nicht nur, die Tiere als unser Eigentum zu
Weitere Kostenlose Bücher