Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Männer ritten sie; außer ihnen bestieg sie niemand, oder sagen wir lieber: wagte niemand, sie zu besteigen.
    Adda, ein halbwildes Geschöpf, das von einem Damensattel noch nie gehört hatte, ritt wie ein Mann; ihr enger Rock war an den Seiten geschlitzt, und darunter trug sie ein enges Beinkleid, das bis zu den Knöcheln reichte. Mit ihrem geschmeidigen Körper ohne Korsett, der sich allen Bewegungen des Pferdes anschmiegte, und ihren im Wind wehenden Haaren sah sie aus wie eine der Thessalierinnen, von denen Phädra spricht und deren Locken beim Laufen neben dem erhobenen Wurfspieß wehten.
    Die zwei Schwestern bewunderten neidlos die anmutigen Bewegungen ihrer schönen Gastgeberin, erklärten sich jedoch außerstande, jemals auf die gleiche Weise zu Pferde zu sitzen.
    Adda erwiderte, das sei nicht von Belang und René oder James solle einen französischen Sattel zeichnen, den ihr Bruder, der Möbeltischler, dann herstellen werde.
    In diesem Augenblick verließ den Wald ein Zug, der aus einem Elefanten, vier Pferden und einem Dutzend Männer bestand. Der Elefant war mit schwarzen Draperien behängt.
    Die jungen Mädchen stiegen auf den Belvedere, der das Haus überragte, und vergewisserten sich, dass es sich nur um die Eskorte handeln konnte, die den Leichnam ihres Vaters hergeleitete.
    Mit Gongschlägen wurden alle Bewohner zusammengerufen; dann wurde das Tor geöffnet, und man erwartete den Trauerzug. Als der Elefant mit dem Sarg auf dem Rücken in den Hof kam, knieten die Schwestern nieder, und die anderen taten es ihnen gleich.
    Der Shabundar von Pegu, der sich anerboten hatte, alle Einzelheiten des Begräbnisses zu regeln, hatte zwei jesuitischen Missionaren vorgeschlagen, sich der Eskorte anzuschließen, um auf diese Weise gefahrlos den Wald voller Raubtiere zu durchqueren.
    Zum Dank für den Schutz wollten die Priester die Totengebete am Sarg des Vicomte de Sainte-Hermine sprechen.

    Der Sarg wurde in die kleine Kapelle getragen. Anstelle von Kerzen brannten Fackeln aus harzhaltigem Holz vierundzwanzig Stunden lang und ersetzten das Gepränge einer veritablen Trauerkapelle, so gut es eben ging.
    Die Totenmesse wurde mit größter Feierlichkeit gelesen.
    Danach wurde der Leichnam des Vicomte in dem Felsengrab nahe Evas Grabstätte beigesetzt.
    Mehrere Tage lang herrschte in der ganzen Kolonie Schwermut und Trauer, die durch die Erinnerung an den gewalttätigen und vorzeitigen Tod des Vicomte geweckt worden war.
    Und tagelang konnte Jane nach Herzenslust weinen, ohne dass sie nach dem Anlass ihres Kummers gefragt wurde.
    Am übernächsten Tag nahmen die beiden Jesuiten ihre Reise nach China wieder auf.

74
    Tiger und Elefanten
    In den Tagen unmittelbar nach der Beisetzung des Vicomte de Sainte-Hermine gebot das Zartgefühl den jungen Leuten, keine neuen Vergnügungen zu ersinnen und den geplanten Jagdausflug nicht zu erwähnen. Dieser Jagdausflug an das Ufer des Sittangs, wo Justin auf Tigerfährten gestoßen war, erforderte umsichtige Vorbereitungen.
    Jules, der Möbeltischler, wurde beauftragt, hölzerne »Türme« von einem Meter Höhe zu bauen, die vier bis fünf Personen Platz boten, und Bernard, der Schlosser, war damit beschäftigt, mehrere Piken zu schmieden, wie sie in Bengalen zur Wildschweinjagd benutzt werden.
    René hatte es sich angelegen sein lassen, die Freundschaft mit den Elefanten zu vertiefen. Jeden Tag führte er Omar und Ali, wie er die zwei Dickhäuter nannte, eigenhändig aus ihrem Stall.
    Im Freien ließ er sich von ihnen hochheben, gebot ihnen, in die Knie zu gehen, kletterte auf ihre Rücken und ließ sich von ihnen mit dem Rüssel absetzen. Beide kamen, wenn er sie mit Namen rief; und zu guter Letzt konnte er sie nach Belieben in Zorn versetzen oder beruhigen, und beide gehorchten ihm jedes Mal aufs Wort.

    Acht bis zehn Tage später waren die »Türme« gezimmert und die Piken geschmiedet, doch man wartete noch einige Tage länger.
    Schließlich war es Jane, die fragte: »Monsieur René, was ist mit der Tigerjagd?«
    René verbeugte sich vor Jane und ihrer Schwester und antwortete: »Meine Damen, Sie befehlen, und ich gehorche.«
    Der darauffolgende Sonntag wurde festgesetzt; der Ort, wo die Jagd stattfinden sollte, befand sich in kaum zwei Wegstunden Entfernung; wenn man um sechs Uhr morgens ankommen wollte, musste man lediglich um vier Uhr aufbrechen.
    Um vier Uhr morgens am vereinbarten Tag war jedermann zum Aufbruch bereit.
    Zuerst wurden die Türme mit massiven Ketten

Weitere Kostenlose Bücher