Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Atlantik überquert und sich vor den Antillen dem Geschwader Admiral Missiessys angeschlossen, das sechzig Kriegsschiffe stark war; Admiral Ganteaume, der die Flotte von Brest kommandierte, hatte Befehl, den ersten Sturm zu nutzen, der den englischen Admiral Cornwallis daran hindern würde, vor Brest zu kreuzen, und sich bei Martinique Villeneuve, Gravina und Missiessy anzuschließen. Diese Flotte sollte den Engländern ihre Besitzungen auf den Antillen streitig machen, sollte dann alle Segel setzen und Kurs auf Frankreich nehmen, verfolgt von den englischen Geschwadern, und sich mit diesen in europäischen Gewässern ein Seegefecht liefern, nach dessen Verlauf sie in den Ärmelkanal segeln sollten, siegreich oder geschlagen, um sich an der Invasion Englands zu beteiligen.
Unglücklicherweise hielt die anhaltende Flaute Ganteaume in Brest fest. Villeneuve kehrte in europäische Gewässer zurück mit dem Befehl,
sich vor Brest ein Gefecht mit Cornwallis zu liefern und so Ganteaume aus der Blockade zu befreien, dessen Seestreitkräfte mit den seinen zu vereinen und mit den sechzig vereinigten Kriegsschiffen die britische Seestreitkraft am Eingang des Ärmelkanals zu bekämpfen, unabhängig von ihrer Größe.
»Die Engländer«, rief Napoleon und ballte die Faust wie Ajax, »wissen nicht, was sich über ihrem Kopf zusammenbraut: Wenn ich zwölf Stunden lang Herr über den Ärmelkanal bleibe, wird es England gegeben haben.« 8
Als Napoleon diesen Jubelruf ausstieß, befand er sich in Boulogne und hatte einhundertachtzigtausend Mann vor sich, die den Kontinent besiegt hatten und einen letzten Sieg ins Auge fassten.
Napoleon wusste nur zu gut, dass die Zeit gegen ihn arbeitete; er wusste, dass ihm nur wenige Tage blieben, um der Kriegserklärung durch Österreich und der Erhebung ganz Deutschlands zuvorzukommen. Er zweifelte nicht daran, dass Villeneuve bereits vor Brest kreuzte, doch stattdessen hatte dieser nach dem katastrophalen Ausgang einer bei Nacht und Nebel erfolgten nächtlichen Seeschlacht zwei spanische Schiffe den Engländern überlassen und sich auf den Weg nach Ferrol gemacht, um dort seine Schiffe ohne Not zu überholen, statt seine Befehle zu befolgen, die Blockade vor Brest zu durchbrechen, sich mit Ganteaume zu verbinden und so schnell wie möglich im Ärmelkanal zu erscheinen.
Napoleon war außer sich vor Zorn. Er spürte, dass das Glück seinen Händen entglitt. »Brechen Sie auf«, schrieb er dem im Hafen von Brest gefangenen Ganteaume, »brechen Sie auf, und wir werden an einem Tag sechs Jahrhunderte der Unterlegenheit und der Schmach gerächt haben, brechen Sie auf. Niemals werden meine Land- und Seesoldaten ihr Leben für ein größeres Ziel aufs Spiel gesetzt haben.«
»Brechen Sie auf«, schrieb er Villeneuve, »brechen Sie auf, ohne eine Sekunde zu verlieren, brechen Sie auf und fahren Sie mit meinen vereinten Geschwadern in den Ärmelkanal ein; wir sind alle bereit, alle sind für die Landung eingeschifft, und in vierundzwanzig Stunden wird alles geschehen sein.«
Man kann diesen Briefen deutlich entnehmen, wie ungeduldig ein Mensch vom Schlag Napoleons war; als er erfuhr, dass Villeneuve sich tatenlos im Hafen von Cadiz versteckte und dass Ganteaume hilflos im Hafen
von Brest festsaß, beschimpfte er Villeneuve als Dummkopf und Feigling, der nicht einmal fähig sei, eine Fregatte zu kommandieren.
»Dieser Mann ist blind vor Angst«, sagte er.
Der Marineminister Decrès war ein Freund Villeneuves; und da Villeneuve außer Reichweite war, hielt Napoleon sich an Decrès schadlos.
»Ihr Freund Villeneuve«, schrieb er ihm, »wird vermutlich zu feige sein, Cadiz zu verlassen. Entsenden Sie Admiral Rosily, der das Kommando über das Geschwader übernehmen wird, falls dieses noch nicht aufgebrochen sein sollte, und befehlen Sie Admiral Villeneuve, nach Paris zurückzukehren und mir Rechenschaft über sein Tun abzulegen.«
Minister Decrès brachte es nicht über sich, Villeneuve die Unglücksnachricht zu übermitteln, die ihn jeder Möglichkeit, sich zu rehabilitieren, beraubt hätte, sondern er begnügte sich damit, ihm Rosilys Abreise mitzuteilen, ohne ihm den Grund dafür zu nennen. Er riet Villeneuve auch nicht, Segel zu setzen, bevor Rosily in Cadiz eintreffen würde, obwohl er hoffte, dass dies geschehen werde, und in dem Zwiespalt zwischen seiner Freundschaft zu Villeneuve, dessen Versagen er deutlich erkannte, und seiner Loyalität zum Kaiser, dessen gerechten Zorn er verstand,
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