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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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begegneten ihnen jedoch zwei Schildwachen in dem kärglichen Hof, auf den man aus dem vergitterten Fenster ihrer Zelle sah.
    Es vergingen acht Tage, in denen kein Wort zwischen den Franzosen und Meister Donald gewechselt wurde. Doch der Gefängniswärter betrat den Kerker nie, ohne sich im Flüsterton mit seinem Landsmann zu unterhalten.
    »Alles steht zum besten«, sagte dieser nach jeder Unterredung.
    Es wurde zunehmend kälter. Bisweilen brachen so heftige Stürme herein, dass die wachhabenden Engländer sich das ganze Unwetter über in der Wachstube verkrochen; dann bearbeitete der Ire mit seiner Feile die Gitterstäbe vor dem Fenster, und das mittlere Gitter war unten bereits durchtrennt.
    Das Wetter wurde noch abscheulicher.
    »Geben Sie mir hundert Francs«, sagte der Ire eines Abends zu René.
    René holte fünf Louisdors aus seiner Hosentasche und gab sie dem Iren. Dieser verschwand mit dem Gefängniswärter und kam eine Stunde später zurück.
    »Beten wir zu Gott, dass heute Nacht so scheußliches Wetter herrscht, dass man keinen Hund vor die Tür jagen würde«, sagte der Ire, »denn dann werden wir frei sein.«
    Das Abendessen wurde gebracht, üppiger als gewohnt, und jeder konnte Fleisch und Brot als Mahlzeit für den nächsten Tag einstecken. Gegen neun Uhr abends begann es zu schneien, im Verein mit einem Nordwind,
der so scharf blies, als wollte er allen Ochsen die Hörner abrasieren. Um zehn Uhr konnten die Gefangenen die Wachen im Hof nicht mehr hören, doch das mochte an dem Schnee liegen, der als dicker Teppich den Boden bedeckte. Sie öffneten das Fenster und blickten vorsichtig hinaus. Offenbar wärmten die Engländer sich am Feuer in der Wachstube, statt draußen Wache zu stehen.
    Der Ire holte einen Stein aus einer Ecke und warf ihn über die Mauer. Im nächsten Augenblick wurde von der anderen Seite ein Seil über die Mauer geschleudert und hing in der Luft.
    »Nun denn«, sagte der Ire, »dann wollen wir die Gitterstange vollends durchfeilen.«
    »Wozu Zeit verlieren?«, sagte René und ergriff die Stange mit beiden Händen; schon beim ersten Rütteln lockerte sich der Stein, in den die Stange gemauert war.
    »Das genügt mir als Waffe«, sagte René, »mehr brauche ich nicht.«
    Der Ire kroch als Erster durch die so entstandene Öffnung ins Freie und erkundete den Hof; weit und breit war keinerlei Wache zu sehen; er verknotete das Seil an einem Haken in der Mauer, und das Seil spannte sich, was anzeigte, dass auf der anderen Seite jemand stand und es festhielt; dann klemmte sich der Ire sein Stuhlbein mit der Segelmacherahle zwischen die Zähne, kletterte gemächlich auf die Mauer und sprang auf der anderen Seite hinunter.
    Die anderen folgten nacheinander, ohne gestört zu werden, und als der Letzte in Sicherheit war, warfen sie das Seil in den Hof.
    Es war eine jener pechfinsteren nördlichen Nächte, in denen man die Hand nicht vor Augen sieht; in der Gewissheit, dass niemand sie verfolgte, bat der Ire um einen Augenblick, um sich zurechtzufinden, und lauschte angestrengt. »Dort drüben ist das Meer«, sagte er und deutete nach Osten, »besser gesagt nicht das offene Meer, dafür ist es zu leise, sondern der St.-George-Kanal; in diese Richtung wird man uns verfolgen, falls man uns verfolgt, und deshalb müssen wir uns in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Wir gehen nach Norden, bis wir Limerick erreichen; ich kenne mich in der Gegend aus und kann mich dafür verbürgen, dass wir uns nicht verirren werden; wenn wir aber einen Kompass hätten, wäre das nicht von Nachteil.«
    »Bitte sehr«, sagte René und holte einen kleinen Kompass hervor, den er immer bei sich trug und der ihm in Indien schon viele gute Dienste geleistet hatte.

    »Ha«, sagte der Ire, »vortrefflich! Machen wir uns auf den Weg.«
    Sie mussten aus Cork hinausgelangen; glücklicherweise ist die Stadt nicht befestigt, doch eine Garnison gab es. Die Entflohenen hatten kaum hundert Schritte getan, als sie die regelmäßigen Schritte einer englischen Patrouille hörten.
    Der Ire gebot Schweigen und führte sein Trüppchen ebenso regelmäßigen, wenn auch leiseren Schritts rückwärts, bis die acht Flüchtigen sich in einer Toreinfahrt in einem Gässchen verbergen konnten.
    Die Patrouille marschierte so nahe an ihnen vorbei, dass sie sie mit ausgestrecktem Arm hätten berühren können, und alle hielten den Atem an. Einer der Engländer brummte: »Der Hauptmann hätte uns in der Wachstube in Ruhe lassen sollen. Selbst

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