Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
zuwerfen wird; Sie müssen nichts weiter tun als abwarten und bereit sein. Überlassen Sie mir den Gefängniswärter, und ich kann Ihnen versichern, es wird keine acht Tage dauern, bis wir uns in Freiheit befinden, was nicht heißen soll: in Sicherheit, aber von der Freiheit bis zur Sicherheit wird es nicht mehr weit sein. Da man uns miteinander konspirieren gesehen hat, könnten Einzelne meiner Kameraden Verdacht schöpfen; sagen Sie ihnen, ohne auf Einzelheiten einzugehen, worum es sich handelt, aber auch, dass sie den Mund halten und die Hoffnung nicht aufgeben sollen.«
In wenigen Worten erfüllte René die Bitte des Iren.
Daraufhin wurde die Tür geöffnet, und der Gefängniswärter erschien.
»So, so«, sagte er, »sehen wir einmal, wie viele ihr seid.«
Und er begann zu zählen. »Acht, das heißt, ich werde acht Matratzen brauchen, denn ich will euch schließlich nicht auf dem nackten Stroh schlafen lassen; wärt ihr Engländer oder Schotten, dann wäre es etwas anderes...«
»Gut gesprochen, Vater Donald!«, sagte der Ire.
Der Gefängniswärter zuckte zusammen; sein Name war in unverfälschtem Irisch ausgesprochen worden.
»Er hat nicht vergessen«, sagte der Ire, »dass er im fünfundvierzigsten Grad mit dem tapferen General MacDonald verwandt ist, unter dessen Befehl ich in Neapel und in Kalabrien gedient habe.«
»So, so«, sagte der Gefängniswärter, »bist du etwa auch Ire?«
»Das will ich wohl meinen, und zwar aus Youghal, keine zehn Meilen
entfernt. Unser Vater Donald hat wohl vergessen, dass ich als Kind, was allerdings lange her ist, mehr als zwanzig Jahre, mit seinen zwei Söhnen James und Tom gespielt habe, zwei wackeren kleinen Kerlen. Was ist aus ihnen geworden, Vater Donald?«
Der Gefängniswärter fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und sagte: »Sie wurden von den Engländern zwangsverpflichtet; James ist desertiert und wurde füsiliert; Tom fiel bei der Schlacht von Abukir, der arme Junge.«
Der Ire sah René an und bedeutete ihm mit seinem Blick, dass die Sache weniger schwierig sein würde, als sie gedacht hatten.
»Verwünschte Engländer!«, sagte er laut. »Wann werden wir uns ihrer endlich entledigen?«
»Wenn es so weit wäre«, sagte Donald mit gereckter Faust, »müsste man nicht lange nach mir rufen.«
»Sie sind katholisch?«, fragte René.
Als Antwort bekreuzigte sich der Gefängniswärter.
René trat zu ihm, nahm eine Handvoll Gold aus seiner Tasche, legte sie ihm in die Hand und sagte: »Nehmen Sie dies, mein Freund, um Messen für den Seelenfrieden Ihrer Kinder lesen zu lassen.«
»Sie sind Engländer«, sagte der Gefängniswärter, »und von Engländern nehme ich nichts.«
»Ich bin Franzose, mein wackerer Freund, ein guter Franzose, wie dein Landsmann dir bestätigen kann; und falls es auch im Jenseits Seelenmessen geben sollte, dann habe ich genug Engländer als Chorknaben für die Priester dieser Messen dorthin expediert.«
»Ist das wahr?«, fragte der Gefängniswärter seinen Landsmann.
»So wahr wie die Heilige Dreifaltigkeit«, erwiderte dieser.
Der Gefängniswärter drehte sich um und reichte René seine Hand; René drückte sie.
»Bist du jetzt einverstanden?«, fragte er.
»Alles, was Sie wünschen, mein Herr, solange Sie kein Engländer sind.«
»Das wäre also geregelt«, sagte der Ire. »Wir sind alle Freunde und sogar gute Freunde und werden einander als Kameraden nicht darben lassen. Brot und Bier nach Herzenslust und Feuer, damit wir nicht frieren müssen.«
»Und Fleisch zu allen Mahlzeiten«, fügte René hinzu, »so sieht unsere erste Woche aus.«
Und er gab dem Gefängniswächter fünf Louisdors.
»Oho«, sagte der Gefängniswächter, »ist das ein Admiral?«
»Nein«, sagte der Ire, »aber reich ist er, er hat in Indien ein Vermögen gemacht und hat sich uns kurz vor der Schlacht zugesellt.«
»Von welcher Schlacht sprichst du?«, fragte der Wärter.
»Von der Schlacht von Trafalgar, in der Nelson gefallen ist.«
»Wie!«, rief der Gefängniswärter. »Nelson ist gefallen?«
»Ja, und wenn du unbedingst willst, können wir dir die Hand zeigen, die ihn getötet hat.«
»Für heute habe ich genug, danke, lass uns morgen weiterreden.«
»Adieu, Vater Donald, auf Brot und Bier nach Herzenslust und frisches Fleisch.«
Die Gefangenen hatten an ihrem Wärter nichts auszusetzen. Schon am ersten Abend sahen sie, mit welcher Gewisssenhaftigkeit Donald erfüllte, was er ihnen versprochen hatte; am selben Abend
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