Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
ein Franzose müsste den Teufel im Leib haben, wenn es ihn bei so einem Wetter nach einem Fluchtversuch gelüsten sollte.«
Das Geräusch ihrer Schritte verklang, und die Flüchtlinge verließen ihr Versteck und stahlen sich in die entgegengesetzte Richtung davon; zehn Minuten später hatten sie die Stadt Cork verlassen und spürten am Körper den scharfen Nordwind, den Hamlet auf der Terrasse von Helsingör beklagt.
Das Trüppchen machte abermals kurz halt.
»Folgt mir«, sagte der Ire, »wir befinden uns auf dem Weg nach Blarney; falls ihr dort übernachten wollt, habe ich dort Freunde, doch mir scheint es klüger zu sein, der Straße bis Mallow zu folgen, denn es ist niemand auf ihr unterwegs, und wir kommen an keinem bewohnten Haus vorbei.«
»Und kennst du jemanden in Mallow?«, fragte René.
»In Mallow kommen zehn Freunde auf jeden Einzelnen von uns.«
»Dann auf nach Mallow«, sagte René. »Das verschafft uns immerhin einen Tag Vorsprung vor denjenigen, die uns morgen früh nachsetzen werden.«
Gegen sechs Uhr morgens, eine halbe Stunde vor Tagesanbruch, erreichten sie Mallow; der Ire marschierte schnurstracks auf ein Haus zu, klopfte an die Tür, und auf die Frage: »Wer da?«, die aus einem Fenster im ersten Stock ertönte, antwortete er mit der Frage: »Wohnt hier Farrill?«
»Gewiss«, erwiderte die Stimme, »ich selbst bin es, und wer bist du?«
»Ich bin Sullivan.«
»Warte, warte, ich komme dir öffnen.«
Die Tür wurde geöffnet, und die zwei Männer umarmten einander.
Farrill bat seinen Freund einzutreten, denn dessen Gefährten standen so dicht an der Mauer, dass er sie nicht sehen konnte, und dieser sagte: »Ich bin nicht allein gekommen, sondern mit Kameraden, für die ich Gastfreundschaft bis heute Nacht erbitten muss.«
»Und wenn ihr zu zehnt wärt oder von mir aus zu hundert, sie wird euch gewährt werden – nicht so, wie Farrill sie euch angedeihen lassen wollte, sondern so, wie seine Mittel es ihm ermöglichen. Tretet ein, wer ihr auch sein mögt.«
Die Entflohenen kamen näher.
»Mein Herr«, sagte René, »wir sind französische Gefangene, die gestern Abend aus dem Gefängnis von Cork geflohen sind. Unser Kamerad Sullivan hat sein Wort für Sie verpfändet, und wir vertrauen Ihnen und geben unser Leben in Ihre Hand.«
Die Tür stand offen; Farrill machte ein Zeichen, alle traten unauffällig ein, und die Tür wurde geschlossen.
Sullivan hatte René darauf aufmerksam gemacht, dass er Farrill für seine Gastfreundschaft nichts anbieten dürfe, da jedes Angebot eine Beleidigung bedeuten würde.
Die Entflohenen hatten zehneinhalb Meilen zurückgelegt; den Tag verbrachten sie damit, zu schlafen und zu essen, um sich zu erholen.
Obwohl Farrill sichtlich alles andere als wohlhabend war, bewirtete er seine Gäste so entgegenkommend, wie er versprochen hatte, herzlich und ausreichend, wenn schon nicht opulent und prachtvoll.
Im Haushalt gab es noch Mehl und ein paar Flaschen Dubliner Bier, die zu diesem Anlass geleert wurden. Gegen sieben Uhr abends machten die Flüchtlinge sich auf den Weg. Diesmal mussten sie nachts den Weg nach Bruree zurücklegen, das heißt sieben Meilen. Das Schuhwerk zweier Flüchtlinge war in schlechtem Zustand, doch Farrill, der tagsüber ihre alten Galoschen anprobiert hatte, war es gelungen, zwei Paar neue Schuhe zu erwerben, so dass dem Marsch in dieser Hinsicht nichts entgegenstand.
Gegen fünf Uhr morgens kamen sie in Bruree an.
Sullivan hatte Sorge getragen, auf dem rechten Ufer des Flüsschens Maigue zu gehen, an dem das Dorf liegt. In der Ortschaft hatte er einen Bekannten, der nicht weniger gastfrei war als der wackere Farrill; alles verlief in etwa ähnlich wie beim ersten Mal, die Flüchtlinge tranken, aßen und schliefen nach Herzenslust und brachen noch in derselben Nacht
nach Askeaton auf: Diesmal jedoch hatte Sullivans Freund sich als Führer angeboten, da der Weg durch eine Gegend führte, die schwieriger zu durchqueren war und in der Sullivan sich nicht auskannte, wie er hatte einräumen müssen.
Unter Dankesbezeigungen in seinem Namen und in dem seiner Freunde hatte er daher das Angebot seines Freundes angenommen, und von ihm geführt, erreichten sie Askeaton.
Bei dem Zauberwort: »Es sind Franzosen!« öffneten sich Arme und Türen, und sogar die Hausdrachen lächelten, obwohl die damit verbundenen zusätzlichen Kosten in einem so armen Land wie Irland alles andere als erfreulich sein mussten.
Diesmal hatte ihr Führer sie zu
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