Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
gut genug, um daran nicht zu zweifeln.
Es erübrigt sich zu sagen, dass René nach François’ Treuebekenntnis auf seinem Schiff alles so vorfand, wie er es hinterlassen hatte, sein Portefeuille in der Schreibtischschublade, sein Testament im Portefeuille und seine Edelsteine in dem kleinen Beutel.
Mit den ihm von René ausgehändigten Mitteln hatte François die Mannschaft bezahlt; alles war geregelt, und selbst der gewissenhafteste Buchprüfer hätte an François’ Abrechnungen nicht das Geringste auszusetzen gehabt.
René bat François, sein Stellvertreter an Bord der Runner of New York zu bleiben und sie weiter in seinem Namen zu führen, bis eine Entscheidung über Renés weiteres Geschick gefallen wäre.
Unterdessen hatte der Marinepräfekt René von der Rückkehr Kapitän Lucas’ nach Paris und der erwarteten Ankunft des Kaisers in der Hauptstadt unterrichtet – zwei gewichtige Gründe für René, sich ebenfalls so schnell wie möglich dorthin zu begeben.
Es erübrigt sich zu sagen, dass sein zweiter Besuch Madame Surcouf galt, der er berichtete, dass ihr Mann wohlauf war.
Zu den Dingen, die René in seiner Slup vorgefunden hatte, gehörte eine gut ausgestattete Garderobe; er entnahm ihr, was er für nötig hielt, und nahm eine Eilpost, denn er wollte keine unnötige Aufmerksamkeit in der Postkutsche auf sich ziehen.
In Paris mietete er ein Zimmer im Hotel Mirabeau in der Rue de Richelieu. (Denn dort befand es sich damals und noch nicht in der Rue de la Paix.) Kaum hatte er es bezogen, kaum hatte er seinen Namen im Fremdenbuch eingetragen, suchte ihn Fouchés Sekretär auf und bat ihn, sobald wie möglich im Polizeiministerium vorzusprechen.
Nichts hinderte René daran, dieser Bitte umgehend Folge zu leisten; im Gegenteil erfüllte ihn größte Neugier zu erfahren, welche Zukunft Fouché für ihn voraussah.
Er bat den Sekretär, einen Augenblick zu warten, kleidete sich schnell um und begleitete den Sekretär in seinem Wagen.
Kaum war René dem Minister angekündigt worden, wurde die Tür des ministeriellen Arbeitskabinetts geöffnet, der Sekretär erschien und sagte: »Seine Exzellenz erwartet Monsieur René.«
René wollte Seine Exzellenz auf keinen Fall warten lassen und trat unverzüglich ein.
Er sah sich Fouché gegenüber, dessen Miene spöttisch wie immer war, doch eher wohlwollend als verdrießlich.
»Aha, der Herr Kapitän der Runner of New York ist wieder im Lande?«
»Ihre Exzellenz sprechen mich mit einem Titel an, der verrät, dass Sie auf dem Laufenden über meine bescheidenen Angelegenheiten sind.«
»Das gehört zu meinem Beruf«, sagte Fouché, »und ich beglückwünsche Sie dazu, wie Sie Ihre Angelegenheiten geregelt haben. Waren Sie mit dem Rat, den ich Ihnen gab, zufrieden?«
»Sicherlich; ein Mann mit der Scharfsicht Ihrer Exzellenz kann nur gute Ratschläge geben.«
»Es geht nicht allein um gute Ratschläge, mein lieber Monsieur René, sondern darum, dass sie auch befolgt werden. Und in dieser Hinsicht kann ich Ihnen nur gratulieren. Ich habe hier die Abschrift eines Briefs Monsieur Surcoufs an den Marineminister, in dem er ein Gefecht und das Kapern der Standard schildert. Es ist die Rede von einem Matrosen namens René, der sich dabei so hervorgetan hat, dass Surcouf keine Bedenken hatte, ihn zum Seekadetten erster Klasse zu befördern; die Anteilnahme, die ich diesem Monsieur René entgegenbringe, hat mich veranlasst, meinen Kollegen Monsieur Decrès um die Abschrift zu bitten. Und ich habe einen zweiten Brief, abermals an den Marineminister, in dem Surcouf seine Ankunft auf der Île de France berichtet und mitteilt, dass er den Seekadetten René beurlaubt habe, damit dieser mit einem aus eigenen Mitteln gekauften Schiff und unter amerikanischer Flagge seine zwei Cousinen und den Leichnam seines Onkels, des Vicomte de Sainte-Hermine, nach Birma begleiten konnte. Und in einem dritten Brief erfährt man von seiner Rückkehr zur Île de France, nachdem er wahre Heldentaten gegen die furchterregendsten und vielfältigsten Ungeheuer
bestanden hat, wobei lediglich von Tigern von der Größe des nemäischen Löwen und Schlangen von den Ausmaßen des Drachen Python die Rede ist. Nach seiner Rückkehr aus Birma ist der Seekadett René mitten in ein Seegefecht geraten, das Surcouf gegen zwei englische Schiffe focht, er enterte das eine, so dass Surcouf das andere einnehmen konnte, wobei er sich nicht lange bitten ließ, wie sich jeder denken kann, der ihn kennt. Daraufhin
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