Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Ländern verjagt, dass Junot, der einen Brief Kaiser Napoleons an Zar Alexander überbrachte, in dem Napoleon einen Friedensschluss vorschlug, die Russen gar nicht einholen konnte.
Vom 19. bis zum 29. Dezember des Vorjahrs hatte Napoleon sich in Schloss Schönbrunn aufgehalten, und von dort hatte er am 27. Dezember dekretieren lassen, dass die Dynastie der Könige von Neapel nicht mehr regierte.
Am 1. Januar 1806 hatte er den republikanischen Kalender aufgehoben. Wollte er damit gewisse Daten vergessen machen? Falls ja, hatte er sich verkalkuliert: Die Daten wurden nicht nur nicht vergessen, sondern auch nicht durch ihre gregorianische Bezeichnung im alten Kalender ersetzt. Man sagte einfach: Tag von Offenburg und 18. Brumaire.
All diese Neuigkeiten waren in Frankreich bekannt geworden und hatten eine Begeisterung ausgelöst, in der die Katastrophe von Trafalgar übertönt worden war. Zudem hatte Napoleon angeordnet, dass diese Katastrophe, die ihn mitten unter seinen Triumphen an der Kehle packte, so darzustellen sei, als wäre sie eher dem Sturm geschuldet als einem Sieg der englischen Flotte.
Von Trafalgar gab es daher nur die Nachrichten, die zu verbreiten den Zeitungen erlaubt war, und René war möglicherweise der erste Franzose, der von diesem Seegefecht in sein Heimatland zurückgekehrt war. Deshalb wurde er am Tag nach seiner Ankunft in Saint-Malo eingeladen, den Marinepräfekten zu besuchen, der ihn in der Einladung als Kapitän titulierte.
René beeilte sich, der Einladung Folge zu leisten.
Der Präfekt wollte selbstverständlich genauestens über die Katastrophe von Trafalgar ins Bild gesetzt werden.
René wusste nichts von irgendwelchen kaiserlichen Befehlen, Stillschweigen zu wahren.
Bevor der Präfekt ihn ausfragte, informierte er ihn von diesen Befehlen, doch er verhehlte nicht, wie sehr ihn die Wahrheit über den desaströsen Ausgang der Seeschlacht interessierte.
Da René von niemandem Schweigen auferlegt worden war, erzählte er dem Präfekten alles, was er mit eigenen Augen gesehen hatte, und stellte es diesem anheim, Diskretion zu wahren.
Zum Dank teilte der Präfekt ihm mit, dass Kommandant Lucas in London acht oder zehn Tage auf Parole gefangen gewesen war und durch ein Regierungsdekret die Freiheit erhalten hatte, das ihn für die vorbildliche Tapferkeit auszeichnen sollte, mit der er sein Schiff geführt hatte; dieses Dekret war vor allem in der Absicht erlassen worden, den Eindruck zu tilgen, Lucas werde aus niedrigen Beweggründen in englischer Haft behalten, weil die Kugel, die Nelson tötete, von seinem Schiff Redoutable aus abgefeuert worden war.
Lucas war also am Tag zuvor in Paris eingetroffen; der Marinepräfekt hatte dies auf telegraphischem Weg erfahren.
Auf Renés Bitte versprach ihm der Präfekt, in Erfahrung zu bringen, wo Lucas logierte, und es ihm mitzuteilen. Und da beide ihre Wissbegier befriedigt hatten, verabschiedeten sie sich mit größter Hochachtung voneinander.
Durch sein hochherziges Betragen war René in Saint-Malo mehr als berühmt geworden, doch die Bewunderung der Malouins kannte keine Grenzen mehr, als sie erfuhren, dass René, nachdem der von ihm und seinen Reisegefährten entführte Kutter auf einen Wert von eintausendeinhundert Francs geschätzt worden war, bei dem bedeutendsten Bankier der Stadt einen Wechsel über zweitausendfünfhundert Francs auf das Bankhaus O’Brien & Co. hatte ausstellen lassen und dass er diesen Wechsel einem Habenichts und Küstenfahrer aus Loghill namens Patrick, dem Besitzer des Kutters, geschickt hatte.
Groß muss das Erstaunen in der Familie des Armen gewesen sein, als man sie benachrichtigte, dass ihr Oberhaupt nichts weiter zu tun habe, als in Dublin zu erscheinen, woraufhin das Bankhaus O’Brien & Co. ihm den doppelten Betrag dessen auszahlen würde, auf den sein Kutter geschätzt worden war.
Unterdessen hatte sich René von François in allen Einzelheiten erzählen lassen, wie er nach Saint-Malo zurückgekommen war und wie er auf Höhe von Kap Finistèrre von einer englischen Brigg gejagt worden war, der er nur entkommen konnte, indem er so tat, als wollte er nach Amerika fahren.
Das hatte seine Rückkehr nach Saint-Malo verzögert.
Bei dieser Verfolgungsjagd hatte die Runner of New York ihrem Namen alle Ehre gemacht und zehn bis zwölf Knoten in der Stunde zurückgelegt.
François beteuerte René, er hätte sich erschossen, wenn ihm das Missgeschick widerfahren wäre, gekapert zu werden. René kannte ihn
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