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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Körper und verknotete es.
    »Zieht jetzt!«, rief er.
    Die anderen zogen den Matrosen an Bord.
    »Und jetzt mich«, sagte René.
    Mehrere Taue waren ihm zugeworfen worden, und er ergriff eines und war im nächsten Augenblick wieder an Bord des Kutters.
    Renés zierlicher und zarter Körper schien als Einziger weder unter dem Hunger noch unter dem Durst zu leiden.
    »Ach,«, sagte der Ire, »hätte ich doch nur etwas Blei zum Lutschen!«
    »Meinst du, dass man mit Gold die gleiche Wirkung erreichen kann?«, fragte ihn René.
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Ire, »denn bisher war ich mit Blei vertrauter als mit Gold.«
    »Lass uns sehen: Nimm dieses Goldstück in den Mund.« Der Ire sah die Münze an, ein Goldstück im Wert von vierundzwanzig Francs mit dem Bildnis Ludwigs XVI.
    Seine Gefährten standen mit offenem Mund und ausgestreckten Armen da.
    »Oh, das schmeckt gut, das kühlt«, sagte der Ire.
    »Haben Sie gehört, Monsieur René?«, sagten die anderen und hechelten vor Gier.
    »Hier«, sagte René, der die Goldstücke verteilte, »probiert selbst.«
    »Und Sie?«, fragten sie.
    »Ach, mein Durst ist nicht so unerträglich, ich werde mir dieses Mittel als letzten Ausweg aufsparen.«
    Und wahrhaftig war diese eigentümliche Art der Erfrischung, welche die Matrosen sich für gewöhnlich mit einem Stück Blei im Mund verschaffen, mit einem Goldstück genauso wirksam. Sie beklagten sich zwar den ganzen Tag über, lutschten und kauten jedoch dabei ihre Louisdors.

    Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch lichtete sich der Himmel im Süden. René, der die Nacht am Steurruder verbracht hatte, stellte sich auf die Zehenspitzen, und dann rief er unvermittelt: »Land!«
    Dieser Ruf wirkte wie ein Zauberwort: Auf der Stelle waren die sieben Matrosen auf den Beinen.
    »Steuern Sie steuerbords«, rief einer von ihnen, »denn das da ist Guernsey. Die Engländer kreuzen sicherlich vor den französischen Inseln, setzen Sie deshalb Kurs nach Steuerbord.«
    Eine Drehung des Steuerrads entfernte das Schiff von der Insel und ließ es Kurs auf Kap Tréguir nehmen.
    »Land!«, rief René abermals.
    »Ah«, sagte der Matrose, »das ist Kap Tréguir, das sehe ich, da haben wir nichts zu befürchten; segeln Sie jetzt so eng an der Küste wie möglich, und in zwei Stunden sind wir in Saint-Malo.«
    Der Ire, der seinen Posten am Steuerruder wieder eingenommen hatte, befolgte die Anweisungen gewissenhaft, und eine Stunde später ließ er zur Rechten die Felsklippen von Grand-Bé liegen, einer Halbinsel, auf der sich heute Chateaubriands Grabmal erhebt, und fuhr mit vollen Segeln in den Hafen von Saint-Malo ein.
    Die Bauweise des Kutters verriet dessen englische Herkunft, doch an der Kleidung der Besatzung erkannte man sogleich, dass es sich um Matrosen handelte, die englischen Hulken oder englischen Kerkern entflohen waren.
    An der Mole hielt der stellvertretende Vorsteher der Marineakademie das Schiff an und kam in einer Kriegsschaluppe, um es zu rekognoszieren.
    Das Rekognoszieren war schnell erledigt; René berichtete alle Einzelheiten ihrer Flucht, und der Marineschreiber protokollierte seine Aussage.
    Nachdem das Protokoll abgefasst und von René und den vier anderen schreibkundigen Matrosen unterzeichnet war, erkundigte sich René, ob im Hafen ein amerikanisches Schiff mit Namen The Runner of New York unter dem Kommando eines Kapitäns François bekannt sei.
    Das Schiff lag nahe der Werft vor Anker; es war vor kaum zwei Wochen eingetroffen.
    René erklärte, dass es sein Eigentum sei, wiewohl augenblicklich auf den Namen des Maats von Robert Surcouf eingetragen, und fragte, ob ihm gestattet sei, sich an Bord dieses Schiffs zu begeben.

    Man erwiderte ihm, er könne tun und lassen, was ihm beliebe, nachdem seine Identität festgestellt war.
    Während das Protokoll aufgesetzt wurde, hatte die Verfassung der bejammernswerten Flüchtlinge Mitleid in dem stellvertretenden Vorsteher der Marineakademie geweckt, und nachdem einige von ihnen gemurmelt hatten, sie würden verschmachten, und ohnmächtig geworden waren, hatte er acht Tassen Kraftbrühe und eine Flasche guten Weins herbeordert und den Wundarzt der Akademie rufen lassen.
    Der Arzt traf zusammen mit der Nahrung ein, die von den armen Flüchtlingen so sehr ersehnt wurde und die ihnen nur behutsam eingeflößt werden durfte.
    Der Arzt bestand darauf, dass sie die Kraftbrühe Löffel für Löffel zu sich nahmen, ohne Brot einzutunken, und dass sie den Wein in kleinen Schlucken

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