Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Bizzarro hat sich von mir erzählen lassen, worum es ging, während er sich die Nase begoss. ›Urteile die Schuldigen ab, aber beeile dich, Gevatter; du weißt, dass ich es nicht schätze, beim Essen gestört zu werden.‹ Ich habe meine Maultiertreiber hergerufen, die an der Tür warteten, sie haben die Straßenräuber wiedererkannt, der Bizzarro hat sie mir überlassen, und den Rest hast du selbst gesehen.«
Unterdessen hatte René sich an den Waldrand vorgeschlichen und hatte mit angehört, was Orlando erzählte.
»Trinke einen Schluck mit uns, Gevatter!«, rief René ihm zu.
Orlando zuckte zusammen und drehte sich um; er erblickte einen Mann, der eine Flasche am Hals hielt.
Er sah zu seinem Kameraden, der ihm mit dem Blick bedeutete, dass er dem neuen Akteur, der sich auf der Szene eingefunden hatte, vertrauen konnte.
René reichte ihm die Flasche, nachdem er selbst die ersten Schlucke getrunken hatte, um den Banditen zu beruhigen, und fragte ihn über seinen Freund Bizzarro aus.
Orlando war mit dem Wein zufrieden, und da er keinen Grund sah, nicht weiterzusagen, was er über den Bizzarro wusste, gab er René bereitwillig alle Auskünfte, die dieser sich nur wünschen konnte. Da es immer
später wurde und Renés Wissensdurst gestillt war, erinnerte er seinen Gefährten daran, dass sie weitergehen mussten.
Man leerte die Flasche, reichte einander die Hand zum Abschied und ging; an dem Baum blieben die verfluchten Früchte zurück, die in so kurzer Zeit seinen Ästen entsprossen waren.
Zwei Stunden später kehrte René in das Lager zurück.
Am nächsten Tag fand sich Graf Leo bei Tagesanbruch bei General Reynier ein.
Der General war bereits wach und saß sorgenvoll über einer Karte von Kalabrien im Bett.
»General«, sagte René lachend, »zerbrechen Sie sich nicht länger den Kopf über geographische Karten, ich habe einen Weg ausfindig gemacht, auf dem Ihre Kanonen so mühelos fahren werden wie auf einem Billardtisch. In fünfzehn Tagen werden wir Reggio beschießen, und in achtzehn Tagen werden wir die Stadt eingenommen haben.«
Der General sprang aus dem Bett. »Ich zweifle nicht an Ihren Worten, mein lieber Graf«, sagte er, »aber solche Dinge will man mit eigenen Augen gesehen haben.«
»Nichts leichter als das, General. Kleiden Sie sich an; ich werde meine fünfzig Mann zusammenrufen, und wenn der Ort, zu dem ich Sie führe, Ihnen zusagt, werden wir den Rest unserer Armee hinzuholen und lassen bei Scilla nur so viele Männer zurück, wie nötig sind, um die Stadt eingeschlossen zu halten.«
»Und wenn wir nur zu dritt gingen?«, fragte Reynier.
»Oh, was das betrifft, mein General«, sagte der junge Mann, »diese Verantwortung kann ich nicht übernehmen. Mit meinen fünfzig Mann kann ich mich für Ihre Sicherheit verbürgen; wenn wir zu dritt aufbrechen wollen, kann ich mich aber nur dafür verbürgen, vor Ihnen zu fallen, und da damit niemandem gedient wäre, schlage ich vor, dass wir uns lieber an meinen ersten Vorschlag halten.«
Als General Reynier eine Viertelstunde später sein Quartier verließ, fand er die fünfzig Mann Graf Leos in Habtachtstellung vor, ihre Gewehre zu einer Pyramide zusammengestellt.
Der General begutachtete diesen Anblick.
»Mein lieber Graf«, sagte er zu René, »bei so einem Gefolge dürfte es wenig Sinn haben, unsere Expedition heimlich durchführen zu wollen. Kommen Sie herein und frühstücken Sie mit mir, während ich ein paar Flaschen Wein an Ihre Männer austeilen lasse.«
Nach einer halben Stunde waren alle zum Aufbruch bereit.
Tomeo nahm diesmal einen Weg, den auch die Pferde gehen konnten.
Gegen neun Uhr morgens erreichten sie den Gipfel des Aspromonte; man vergewisserte sich, dass man die Kanonen nur bis nach Maida zurückbringen musste, um von dort einen Weg zu finden, der zum Berggipfel führte, woraufhin man von Gipfel zu Gipfel weiterziehen konnte, bis man den Aspromonte erreichte.
Ein so erfahrener Mann wie General Reynier erkannte auf den ersten Blick, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Belagerungsartillerie nach Reggio zu befördern, als diejenige, die sein junger Leutnant aus dem Hut gezaubert hatte.
Deshalb wurde einem Teil der Truppe befohlen, auf dem Berg zu biwakieren, während die übrigen Soldaten am Ufer zurückblieben, um eine Landung der Engländer zu verhindern.
Doch kaum sah René, dass die Ingenieure sich an die Arbeit machten und die Artillerie ihre Geschütze bewegte, bat er General Reynier um die Erlaubnis,
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