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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und hübscher Offizier hatte den Kopf zum Wagenschlag herausgestreckt und die Säule von Campo Formio betrachtet, die anlässlich des gleichnamigen Friedensschlusses errichtet worden war und auf der das Datum des Vertrags eingraviert war sowie der Lobpreis der Größe und Hochherzigkeit des Ersten Konsuls, der geruht hatte, Venedig eines Teils seines Territoriums zu berauben. Dann war der Wagen weitergefahren, und nun fuhr er den Hügel zum Schloss hinauf.
    Als er vor dem Schloss ankam, hielten die Wachen ihn an.
    »Kurier des Kaisers!«, sagten zwei Stimmen gleichzeitig.
    Die eine war die Stimme des jungen Offiziers im Wagen. Die andere war die eines kalabrischen Dieners, der auf dem Kutschbock saß.
    »Holen Sie den diensthabenden Offizier!«, befahl der junge Offizier.
    Ein alter Leutnant kam brummend herbei, ein Veteran der Italienfeldzüge.
    »So, so«, sagte er, als er den jungen Offizier erblickte, »noch so ein Milchbart!«
    Der Milchbart hatte gehört, was dem alten Offizier entschlüpft war. »Alter Freund«, sagte er lachend, »nicht alle Bärte haben die Ehre, das Blitzen der türkischen Säbel bei den Pyramiden und das Feuer der Kanonen von Marengo mit angesehen zu haben, und mein junger Bart beneidet den Ihren darum.«
    Der Leutnant errötete: Er hatte einen Vorgesetzten beleidigt, denn der junge Offizier trug Uniform und Ehrenzeichen eines Schwadronschefs der berittenen Jäger.
    »Verzeihen Sie, mein Kommandant«, sagte der alte Soldat und fügte erklärend hinzu, »Sie wissen oder sind eher in der glücklichen Lage, nicht
zu wissen, dass unseresgleichen lieber der Ungerechtigkeit der Vorgesetzten als der Kürze der eigenen Beine die Schuld gibt, wenn wir ins Hintertreffen geraten; doch letzten Endes«, er klopfte gegen das Kreuz an seiner Brust, »darf man sich nicht beklagen, wenn man das hier bekommen hat.«
    »Sie haben recht, mein Wackerer, und Sie sehen«, sagte der junge Mann und deutete auf seine Brust, die kein Orden zierte, »dass ich in dieser Hinsicht nicht so glücklich war wie Sie. Doch vergeuden wir keine kostbare Zeit... Ich muss auf der Stelle Seine Kaiserliche Hoheit den Vizekönig sprechen. Ich bringe ihm Depeschen des Kaisers.«
    » Auf der Stelle «, wiederholte der alte Soldat; »da haben wir es wieder: Die Jugend denkt, sie müsste nur befehlen, damit ihre Wünsche erfüllt werden. Und wenn Seine Hoheit nicht in Udine weilen sollten, sondern auf der Jagd wären, beim Fischfang, sich in der Lagune vergnügten, was wäre dann mit Ihrem auf der Stelle ?«
    »Er ist nicht in Udine? Wo ist er? Wo er auch sein mag, ich muss sofort zu ihm. Ich habe dem Kaiser versprochen, ihn wo auch immer am 8. April vor dem Mittag zu erreichen.«
    »In meiner Heimat, Kommandant, sagen wir: mehr Glück als Verstand. Wie es um Ihren Verstand bestellt ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass Sie Glück haben. Sehen Sie dort hinten die Staubwolke auf der Straße nach Palmanova in einer halben Meile Entfernung? Das ist der Staub, den die Wagen des Hofstaats aufwirbeln.«
    »Dann«, sagte der junge Offizier und sprang aus seinem Wagen, »ist meine Reise einstweilen zu Ende. Tomeo, bezahle den Postillion.«
    Unterdessen hatte sich um den Wagen des Neuankömmlings ein Kreis Neugieriger gebildet, und ein Offizier aus dem Palast kam hinzu und bat den Schwadronschef im Namen des Vizekönigs, dessen Ankunft gemeldet worden war, in das Schloss zu kommen.
    Der junge Mann drückte dem alten Soldaten herzlich die Hand. »Ich danke Ihnen, mein Wackerer«, sagte er. »Ich werde die Wahrheiten, die Sie mir gesagt haben, nicht vergessen, und sollte sich die Gelegenheit ergeben, Ihre Schulter mit einer zweiten Epaulette zu krönen, werde ich um Erlaubnis nachkommen, sie eigenhändig anzubringen.«
    Der alte Soldat sah ihm nach, als er sich entfernte, und brummte kopfschüttelnd: »Grünschnabel. Hat mir wahrhaftig seine Protektion versprochen!«
    Er zuckte die Schultern und ging in die Wachstube zurück.

    Der Schwadronschef wurde in ein Zimmer des Schlosses geführt und nach seinen Wünschen gefragt.
    »Ich brauche Wasser und meinen Diener«, erwiderte er.
    Fünf Minuten später war beides da.
    Tomeo – wir erinnern uns an den Namen des italienischen Dieners unseres Reisenden, der auf dem Kutschbock gesessen hatte -, Tomeo öffnete ein kostbares silbernes Necessaire und verteilte dessen Inhalt auf dem Toilettentisch; aus einem besonderen Fach holte er einen prachtvollen Federbusch aus perlen- und diamantengefassten

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