Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Reiherfedern und warf seinem Herrn stumm einen fragenden Blick zu.
»Aber gewiss doch«, erwiderte dieser lächelnd.
Zehn Minuten später war die Toilette des jungen Offiziers beendet: Er hatte sich umgekleidet und war frisiert, geschniegelt und parfümiert wie ein wahrer Salonadjutant.
Er zupfte seinen Schnurrbart zurecht, als die Wagen in den Hof des Palasts einfuhren.
Kaum hatte der Prinz seine Gemächer betreten, wurde dem Reisenden gemeldet, dass Seine Hoheit ihn erwarte.
Er nahm in seinem Kalpak die Depesche des Kaisers mit und folgte dem Adjutanten, der ihn vorzustellen hatte.
Eugène de Beauharnais, den wir vierzehn Jahre zuvor in Straßburg Fechtstunden bei Augereau nehmen sahen, war ein ausgesprochen schöner und eleganter Prinz von acht- bis neunundzwanzig Jahren.
Die zwei jungen Männer waren etwa gleichaltrig.
Sie sahen einander zuerst mit der eigentümlichen Bewunderung an, die Männer für die Schönheit anderer Männer empfinden, doch Eugène erkannte sogleich in der Schönheit des jungen Offiziers jene Entschlossenheit – vielleicht weil er selbst sie nicht besaß -, die verrät, dass derjenige, der über sie gebietet, von einem unerwarteten Schicksalsschlag zermalmt, aber nicht gebrochen werden kann. Und der Prinz grüßte den jungen Offizier mit einer Achtung, die weder Dienstgrad noch Alter des Gegenübers gebot.
Der junge Offizier näherte sich dem Prinzen mit einer halben Verbeugung und überreichte ihm seine Depesche mit den Worten: »Brief Seiner Majestät, des Kaisers der Franzosen, an Seine Hoheit, den Vizekönig von Italien und Fürsten von Venedig.«
»Geben Sie ihn mir, Monsieur«, sagte Eugène, und er führte den Brief an seine Lippen und brach das Siegel. »Paris!«, rief er verwundert. »Der Kaiser ist doch nicht in Paris, der Kaiser ist in Valladolid!«
»Lesen Sie, Monsieur«, wiederholte der Offizier beharrlich.
Der Prinz las weiter und äußerte zugleich wachsendes Erstaunen, das bis zum Zweifel reichte.
»Unmöglich!«, murmelte er. »Unmöglich! Der Kaiser kann nicht besser wissen, was hier vor sich geht, als ich«, und zu dem Kurier gewendet: »Hat der Kaiser Ihnen gesagt, welche Nachricht Sie mir überbringen?«
»Ja, Monseigneur, ich soll Sie im Namen seiner Majestät auffordern, Verteidigungsmaßnahmen zu treffen, und Ihnen ankündigen, dass in drei, spätestens vier Tagen Erzherzog Johann einen Angriff vortragen wird.«
»Einfach so! Aus heiterem Himmel! Ohne Kriegserklärung! Unmöglich, dass ich davon bisher nichts erfahren hätte. Der Erzherzog und seine Österreicher werden ja wohl nicht im Ballon angeflogen kommen!«
»Sicherlich nicht, aber über Tolmezzo und Fella Torte kann er in zwei Tagen Ihre Vorposten attackieren.«
»Der Kaiser schreibt, er habe von Valladolid aus von König Murat eine Division der neapolitanischen Armee angefordert, die am 8. oder 9. unter dem Kommando von General Lamarque in Udine eintreffen soll.«
Der Vizekönig klingelte; ein Adjutant erschien.
»Lassen Sie augenblicklich General Sahuc rufen«, befahl der Vizekönig.
Der Adjutant verschwand.
Die jungen Männer setzten ihr Gespräch fort, für das die Nachrichten, die der Kurier gebracht hatte, genug Stoff boten.
»Hat der Kaiser Ihnen nichts aufgetragen, was Sie mir besonders eindringlich ans Herz legen sollen?«
»Er empfiehlt Eurer Hoheit, alle Straßen penibel überwachen zu lassen. Wenn die Truppen Eurer Hoheit geschlossen sind und sich in vorteilhafter Stellung befinden, können, nein, müssen Eure Hoheit die Schlacht eröffnen. Eure Hoheit werden verstehen, wie wichtig diese erste Schlacht ist. Ein Sieg wird der ganzen Armee Mut verleihen, eine Niederlage … nicht auszudenken, welche Folgen eine Niederlage hätte.«
Eugène wischte sich mit dem Taschentuch über die schweißnasse Stirn und wurde sichtlich blasser. »Und wenn meine Armee zerstreut ist und sich nicht in vorteilhafter Stellung befindet?«
»Dann, Monseigneur, lautet der Rat des Kaisers, dass Eure Hoheit sich hinter den Tagliamento zurückziehen und dort Eure Operationslinie wählen.«
»Aber einen Feldzug mit der Flucht zu beginnen!«
»Ein Rückzug ist keine Flucht. Das militärische Ansehen eines der größten Generäle des Altertums und das eines der größten Generäle der Neuzeit beruht auf Rückzügen. Ziehen Sie sich acht Tage lang zurück. Halten Sie dann an. Gehen Sie in den Kampf. Gewinnen Sie die Schlacht. Und die acht Tage werden keine verlorene Zeit gewesen sein.«
General
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