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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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nachlässig verfahre ich mit solchen meines eigenen Erdenwandels). Dieses Archiv war im Hôtel Le Maignan untergebracht, einem steinernen Ungetüm, das überall undicht war und auf Spitzhacke und Abrissbirne zu warten schien. Der Lesesaal war finster und selbst bei strahlendem Sommerwetter lichtarm; hastig blätterte man in alphabetisch geordneten, schmutzstarrenden und eselsohrigen Karteikärtchen, die sich auf das frühere Standesamtsregister bezogen, das nach dem Rathausbrand unter der Kommune rekonstruiert worden war. Es war, als flanierte man auf einem riesigen Friedhof.
    Was mag ich gesucht haben? Etwas Bescheidenes vermutlich, vielleicht die Geburtsurkunde eines unehelichen Kindes Alexandre Dumas’ oder Unterlagen, die mir helfen sollten, die Identität einer seiner Mätressen zu bestimmen, einen seiner Verleger herauszufinden... Wahrscheinlich hatte ich die Akten bestellt und wartete. In den Archives de la Seine verbringt man mehr Zeit mit Warten als mit Recherchieren. Vor lauter Langeweile öffnete ich aufs Geratewohl eine Schublade und blätterte in ihren Karteikärtchen. War es Zufall, dass ich unter dem Buchstaben D folgende Eintragung zu lesen bekam: »Alexandre Dumas (Vater). Joséphines Schulden, L.a.s., 2 p.«?
    Schnell war der Bestellzettel für das Geheimnis mit der Signatur 8 AZ 282 ausgefüllt und abgegeben, doch es erforderte noch einiges an Geduld, bis ich die zwei hellblauen Blatt karierten Papiers in Händen hielt.
    Ich transkribiere das Dokument, wie es mir damals vorlag:
     
     
    Joséphines Schulden
     
    In Widerspruch zu der in der gestrigen Ausgabe des Pays eingerückten neuerlichen Notiz, abgedruckt im Moniteur universel , erhält unser Mitarbeiter
und Freund Alexandre Dumas nicht nur seine Behauptungen aufrecht, sondern fügt zur Erbauung der Neugierigen den bereits von ihm erbrachten Beweisen neue Beweise hinzu.
    Nicht er, sondern Bourrienne, der als Einziger die Rechnungen des Ersten Konsuls und Joséphines bezeugen kann, spricht hier:
    »Man kann sich den Zorn und die Übellaunigkeit des Ersten Konsuls denken, denn obwohl ich ihm die Hälfte des Betrags gestanden hatte, argwöhnte er zu Recht, dass seine Frau etwas vor ihm zu verbergen hatte; dennoch sagte er zu mir: ›Nun denn! Nehmen Sie sechshunderttausend Francs; begleichen Sie die Schulden mit diesem Geld, und dass ich nie wieder davon höre. Ich ermächtige Sie, den Händlern damit zu drohen, dass sie gar nichts bekommen, wenn sie nicht auf ihre unermesslichen Gewinne verzichten; sie müssen lernen, nicht so leichtfertig auf Kredit ihre Waren zu liefern.‹«
    An dieser Stelle hätte ich die überragende Macht desjenigen herausstellen können, der sich über die Verfassung des Jahres VIII hinweggesetzt und den 18. Brumaire inszeniert hatte und der keine Skrupel gehabt haben dürfte, sich über die Handelskammer hinwegzusetzen, indem er sich weigerte, die Schulden seiner Frau zu bezahlen, oder sie nur zur Hälfte bezahlte. Doch es scheint, als hätten damals sechshunderttausend Francs ausgereicht, um Schulden von zwölfhunderttausend Francs zu begleichen, denn Bourrienne sagt als Nächstes: »Nach lebhaften Vorhaltungen war es mir vergönnt, mit den sechshunderttausend Francs alles zu regeln«, auch wenn er nicht viel später hinzufügen muss: »Madame Bonaparte verfiel jedoch bald darauf in die gleiche Maßlosigkeit. Diese unbegreifliche Verschwendungssucht war die fast alleinige Ursache all ihrer Kümmernisse; ihre unbedachte Vergeudung stiftete ständige Unordnung in ihrem Haushalt, bis sie, wie es heißt, nach Bonapartes zweiter Ehe ordentlicher wurde.«
    Man wird Bourrienne schwerlich der Böswilligkeit gegenüber Joséphine zeihen können, denn im Gegenteil war er bis zuletzt ihr bester Freund. Keine Gelegenheit, Lobreden auf Joséphine anzustimmen, lässt er ungenutzt verstreichen, kein einziges Mal erwähnt er sie, ohne auf seinen Dank für all die Wohltaten zu sprechen zu kommen, mit denen sie ihn überhäuft hat.
    Doch lassen wir den Mann zu Worte kommen, der sich am besten mit Joséphines Schulden auskennen sollte, denn er beglich sie.
    »Joséphine«, sagt der Kaiser, »neigte im Übermaß zum Luxus, zur Unordnung,
zum gedankenlosen Geldausgeben, wie es den Kreolen angeboren ist. Unmöglich, ihrer Schulden jemals Herr zu werden, denn sie machte dauernd neue, und wenn sie ihre Schulden endlich bezahlen musste, kam es regelmäßig zu großem Streit. Oft habe ich erlebt, dass sie ihren Händlern ausrichten ließ, sie

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