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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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wirbelnden Wasser berührte.
    Die Luft war so mild, so rein und so dufterfüllt, dass man den Garten erst verließ, als es dunkel war, sofern es in Italien nachts überhaupt dunkel werden kann.
    Im Salon war Licht al giorno entzündet worden, und bald erfüllte ihn der Duft der Damen, so dass es schien, als hätten sie ihn nur verlassen, um das Parfum der Blumen zu pflücken und in den Salon zu bringen.
    Die Fenster waren geschlossen, doch das Klavier war geöffnet.
    Die Prinzessin glitt mit den Fingern über die Tasten, denen sie einen Akkord entlockte, der wie ein Zauber Stille bewirkte.

    Alle drängten sich um das Klavier.
    »Meine Damen«, sagte die Prinzessin, »Monsieur René genießt den Ruf eines herausragenden Musikers, und er hat mir beim Abendessen zugesagt, alles auszuführen, was ich ihm befehlen werde … Ich befehle ihm, sich an das Klavier zu begeben und uns ein Lied eigener Komposition und mit selbstgedichteten Versen vorzusingen.«
    Zum Erstaunen aller ließ der junge Offizier sich keineswegs lange bitten, wie Virtuosen es zu tun pflegen, sondern ging zum Klavier, setzte sich ohne Ziererei auf den Hocker und legte die Hände auf die Tasten.
    Die vollendete Schönheit dieser Hände mit den rosigen Nägeln und den bleichen, schmalen Fingern wie die einer Frau kam nun zur Geltung. Am rechten Zeigefinger trug der junge Mann einen auffallend schönen Saphir.
    Noch nie wurde der Triumph eines Virtuosen mit größerer Neugier und tieferer Stille erwartet.
    Und in dieser Stille erhob sich mit einem Mal eine klare, melodiöse und doch männliche Stimme. Sie sang mit einer verhaltenen Melancholie, die sich jedem Beschreibungsversuch entzieht, die folgenden Verse, die wie eine jener Melodien klingen, wie sie zwischenzeitlich durch Saint-Hubert in Mode gebracht wurden, seinerzeit jedoch völlig unbekannt waren.
     
    Der Berg ruht vor dem dunklen Firmament;
Die Täler liegen stumm, vom Tau getränkt;
Der Staub erstirbt auf dem entflammten Weg.
Das Blatt hängt still, kein Wind sich regt.
Wart noch ein Weilchen, bis auch du bald schläfst!
     
    Die Wirkung dieser klagenden Worte zur Begleitung melancholischer Klaviertöne, in denen man das letzte Rascheln der Blätter und den letzten Hauch des Windes zu hören vermeinte, bevor sie in einem Aufschrei des Instruments endeten, der wie der Schrei einer brechenden menschlichen Seele klang, lässt sich nicht mit Worten schildern.
    Als der letzte Nachhall der Stimme und des Klaviers verstummt war, dauerte es mehrere Sekunden, bis die Zuhörer sich wieder zu regen wagten und in Beifall und Bravorufe ausbrachen.
    René erhob sich und griff nach seinem Kalpak.
    »Oh«, sagte die Prinzessin fragend, »wollen Sie schon gehen?«
    »Hoheit«, erwiderte René, »ich habe Ihnen versprochen, zu tun, was
Sie mir befehlen. Sie befahlen mir zu singen, eigene Verse zu eigener Musik, und ich habe Ihnen gehorcht, doch gestatten Sie mir, Ihnen etwas zu sagen: Ein Soldat, der singt, der andere beim Singen begleitet oder auf einem Instrument brilliert, um beklatscht zu werden, war in meinen Augen immer eine lächerliche Figur, aber ein Mann, ob Soldat oder Zivilist, der einer Frau etwas abschlägt, vor allem, wenn diese Frau eine Prinzessin ist – so jemand ist ein Grobian und ein ungezogener Lümmel; indem ich Eurer Hoheit gehorchte, habe ich mir keine Lächerlichkeit zuschulden kommen lassen, doch ich möchte mich nicht vor mir selbst lächerlich machen, indem ich weiterspiele. Wenn ich singe oder musiziere, tue ich es zu meinen Vergnügen und um meinen Gedanken zu entfliehen; begegnen Sie meiner Schwäche, denn Schwäche ist es, mit Nachsicht, und erlauben Sie mir, mich zurückzuziehen.«
    Diese Worte sprach René mit erstickter Stimme und mit Tränen in den Augen, als drückten die schmerzlichsten Erinnerungen ihm das Herz ab.
    Die Prinzessin war zutiefst ergriffen und trat beiseite, um dem jungen Offizier Platz zu machen; die Gäste ahmten ihr Beispiel nach, und der junge Offizier entfernte sich durch die Lücke, zu der die vornehme Welt zurücktrat, während sie sich vor ihm verneigte.

ANHANG

Nachwort des Herausgebers
    Dass man bisweilen findet, ohne gesucht zu haben, kann daran liegen, dass man lange gesucht hat, ohne zu finden. Gegen Ende der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts war ich mit Recherchen in den Archives de la Seine beschäftigt, deren Gegenstand mir entfallen ist (denn so gründlich ich bin, wenn es um Daten zu Leben und Werk Alexandre Dumas’ geht, so

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