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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Existenz gewahr zu sein.
    Am 11. erfuhren wir, dass er nachweislich durch unsere Stadt kommen würde, denn die Pferde waren bei der Poststation bestellt.
    Er würde gegen drei Uhr morgens aus Paris abreisen und folglich Villers-Cotterêts zwischen sieben und acht Uhr morgens durchqueren.
    Ab sechs Uhr morgens wartete ich nach einer schlaflos durchwachten Nacht am einen Ende der Stadt in Gesellschaft der körperlich tüchtigsten Bewohnerschaft, das heißt all derer, die mit den kaiserlichen Kutschen mithalten konnten.
    In der Tat konnte man Napoelon während seiner Vorbeifahrt nicht gut sehen, sondern erst während seines Aufenthalts.
    Das wurde mir klar, und kaum hatte ich in einer Viertelmeile Entfernung den Staub gesehen, den die wartenden Pferde aufwirbelten, rannte ich zur Poststation, so schnell ich konnte.
    Je näher ich ihr kam, desto lauter hörte ich hinter mir, ohne die Zeit zu erübrigen, mich umzudrehen, Räder donnernd näher kommen.
    Ich erreichte die Poststation, drehte mich um und sah wie einen Wirbelsturm drei Kutschen herbeirollen, so schnell, dass ihre Räder Funken schlugen, von schäumenden Pferden gezogen und von Postillionen in vollem Staat mit gepuderten Haaren und Ordensbändern gelenkt.
    Alle Gaffer drängten sich um die Kutsche des Kaisers.

    Selbstverständlich befand ich mich in der ersten Reihe.
    Ich sah ihn!
    Er saß rechts hinten im Wagen und trug die grüne Uniform mit weißen Aufschlägen und den Orden der Ehrenlegion.
    Sein bleiches, kränkliches Antlitz, das dennoch so schön wie eine antike Münzprägung war, sah aus, als wäre es ohne Widerstand aus einem Stück Elfenbein geschnitten, dessen gelbliche Färbung es hatte, und er hielt es leicht auf die Brust gesenkt. Zu seiner Linken saß sein Bruder Jérôme, der ehemalige König von Westfalen, der jüngste und treueste seiner Brüder; Jérôme gegenüber und vorne im Wagen saß der Adjutant Le Tort.
    Als erwachte er aus einer Betäubung oder aus seinen Gedanken, hob der Kaiser den Kopf, sah sich um, ohne etwas zu sehen, und fragte: »Wo sind wir?«
    »In Villers-Cotterêts, Sire«, sagte eine Stimme.
    »Also sechs Meilen von Soissons entfernt?«, fragte er.
    »Sechs Meilen von Soissons entfernt, jawohl, Sire.«
    »Beeilen Sie sich.«
    Und er fiel in den Halbschlaf zurück, aus dem ihn das Anhalten des Wagens gerissen hatte.
    Die Pferde waren ausgetauscht, die neuen Postillione saßen auf dem Kutschbock, und die Stallknechte, die seine Pferde ausgespannt hatten, schwenkten die Hüte und riefen: »Es lebe der Kaiser!«
    Die Peitschen knallten; Napoleon machte eine leichte Kopfbewegung, die einen Gruß bedeutete, und die Kutschen wurden im Galopp entführt und verschwanden in der Kurve der Straße nach Soissons.
    Das riesige Tableau war entschwunden.
    Sechs Tage vergingen, und während dieser sechs Tage erfuhren wir von dem Übergang über die Sambre, von der Einnahme Charlerois, von der Schlacht von Ligny und der bei Quatrebras.
    So waren die ersten Meldungen Siegesmeldungen.
    Am 18. Juni, dem Tag der Schlacht von Waterloo, hatten wir den Ausgang der Schlachten vom 15. und 16. Juni erfahren.
    Begierig erwarteten wir weitere Nachrichten. Der 19. verging, ohne dass wir etwas Neues hörten.
    Der Kaiser, hieß es in den Zeitungen, habe das Schlachtfeld von Ligny besucht und habe angewiesen, dass den Verwundeten geholfen werde.
    General Le Tort, den ich dem Kaiser gegenüber in seiner Kutsche sitzen
gesehen hatte, war bei der Einnahme von Charleroi getötet worden.
    Napoleons Bruder Jérôme, der neben ihm gesessen hatte, war im Kampf um Charleroi von einer Kugel der Degenknauf abgeschosssen worden.
    Der Tag des 20. Juni verging langsam und bedrückend, der Himmel war finster und stürmisch. Regenströme hatten sich ergossen, und alle dachten sich, dass bei einem solchen Wetter, wie es seit drei Tagen anhielt, sicherlich keine Gefechte hatten stattfinden können.
    Und unvermittelt machte das Gerücht die Runde, dass Männer, die schlechte Nachrichten brachten, festgehalten und in den Hof des Rathauses gebracht worden seien.
    Alle eilten dorthin, ich, wie man sich denken kann, unter den Ersten.
    Tatsächlich sehen wir sieben oder acht Männer, die einen noch zu Pferde, die anderen neben ihren Pferden stehend, von der Menge umringt, die sie nicht aus den Augen läßt.
    Sie sind blutbeschmiert, von Kopf bis Fuß verschmutzt und zerlumpt!
    Sie bezeichnen sich als Polen und können nur mühsam ein paar Worte auf Französisch

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