Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
schmerzliche Vergangenheit seiner Kindheit wird Dumas sein Leben lang nicht loslassen: die abgöttische Liebe zu dem kaum gekannten Heldenvater und die Mischung aus Bewunderung und Abscheu gegenüber demjenigen, der einerseits Frankreich über alle anderen Länder erhoben hat und andererseits der »korsische Menschenfresser« war, der das Land ausblutete.
    Unter der Restauration nahm die Gestalt des nach Sankt Helena verbannten Napoleons dann schnell umso mythischere Züge an, je unbeliebter die Bourbonen sich machten; Dumas schreibt dazu: »Es war so weit gekommen, dass meine Mutter und ich, trotz aller Gründe, die wir hatten, Napoleon zu verfluchen, allmählich die Bourbonen noch weit
mehr verabscheuten, die uns kein Leid angetan hatten oder die uns eher mehr Gutes als Böses hatten angedeihen lassen.«
    In seiner Geschichtsstudie Gaule et France von 1833 charakterisiert er Napoleon folgendermaßen:
    »Drei Männer waren meiner Meinung nach von Gott dazu ausersehen, das Werk der [nationalen] Erneuerung zu vollbringen: Cäsar, Karl der Große und Napoleon.
    Cäsar ebnet dem Christentum den Weg, Karl der Große der Zivilisation und Napoleon der Freiheit. [...]
    Als Napoleon am 18. Brumaire Frankreich eroberte, war das Land noch im Fieberwahn des Bürgerkriegs befangen, und in seinem Überschwang hatte es sich so weit vor allen anderen Völkern vorgewagt, dass die anderen Nationen nicht mehr folgen konnten; das Gleichgewicht des allgemeinen Fortschritts war durch das Übermaß individuellen Fortschritts beeinträchtigt; Frankreich war freiheitstrunken, und die Könige befanden, dass man es anketten müsse, damit es zur Besinnung kam.
    Napoleon betrat die Bühne mit seiner Doppelbefähigung zum Despoten und zum Feldherrn, seiner doppelten Natur volkstümlicher und aristokratischer Ausprägung, den Gedanken Frankreichs hinterherhinkend, aber den Gedanken Europas vorauseilend, Mann des Widerstrebens nach innen, Mann des Fortschritts nach außen.
    In ihrer Verblendung bekriegten die Könige ihn!
    Daraufhin nahm Napoleon, was Frankreich an Unverdorbenstem, Intelligentestem und Fortschrittlichstem zu bieten hatte, und bildete daraus seine Armeen, die er über Europa verbreitete; überall brachten sie den Königen den Tod und den Völkern den Lebensatem, überall, wo Frankreichs Geist weht, macht die Freiheit in seinem Gefolge einen gewaltigen Schritt und verstreut die Revolutionen im Wind wie ein Sämann den Weizen.
    [Nach dem katastrophalen Russlandfeldzug] ist Napoleons Auftrag abgeschlossen und der Augenblick seines Sturzes gekommen, denn nun ist sein Sturz für die Freiheit so nützlich, wie es einst sein Aufstieg gewesen war. [...] Gott zieht seine Hand von Napoelon ab, und damit das göttliche Eingreifen in die menschlichen Belange auch klar zu erkennen ist, tragen nicht Menschen über andere Menschen den Sieg davon, sondern die Jahreszeiten verschwören sich gegen sie, Schnee und Eis machen ihnen den Garaus, die Elemente töten eine ganze Armee. [...]
    So folgen mit neunhundert Jahren Abstand aufeinander und wie als lebender
Beweis für unsere Worte, dass der herausragende Geist umso blinder ist, je herausragender er ist:
    Cäsar, der Heide, der das Christentum einleitet,
    Karl der Große, der Barbar, der die Zivilisation einleitet,
    Napoleon, der Despot, der die Freiheit einleitet.
    Wäre man nicht fast versucht zu glauben, es handelte sich um ein und denselben Mann, der zu bestimmten Epochen unter verschiedenen Namen erscheint, um ein und denselben Gedanken auszuführen?«
    Dieser Sicht des Schicksals Napoleons als vorherbestimmt wird Dumas bis zuletzt treu bleiben – in seinem Theaterstück über Napoleon aus dem Jahr 1831 mit dem Titel Napoléon Bonaparte ou Trente ans de l’histoire de France ebenso wie in seinen historischen Porträts ( Napoléon von 1839), seinen journalistischen Arbeiten und seinem Romanwerk, in dem Napoleon in Les Blancs et les Bleus und in Le Chevalier de Sainte-Hermine eine tragende Rolle spielt.
     
     
    Der jüngere Monte Christo
     
    Dem historischen Goliath Napoleon stellt Dumas in seinem letzten Roman einen erfundenen David gegenüber, Hector, den letzten Sprössling der Grafen von Sainte-Hermine, der seine Brüder und seinen Vater in dem Bürgerkrieg zwischen Republikanern und Royalisten verloren hat.
    Wie Edmond Dantès im Graf von Monte Christo erlebt der junge Mann seine Kerkerhaft als seelischen Reifungsprozess, aus dem er als neuer Mensch hervorgeht, besser gesagt als

Weitere Kostenlose Bücher