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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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de Sainte-Hermine schwieg für eine kurze Weile, damit Mademoiselle de Sourdis sich beruhigen konnte, bevor er weitersprach.
    »Sie sagten: ›Was für eine traurige Geschichte.‹ Aber sie wird noch trauriger werden.
    Acht Tage nach der Ankunft meines jungen Freundes in Besançon und
der Lektüre des Briefs unseres Bruders Léon verschwand mein Bruder Charles.
    Er hinterließ mir folgenden Brief:
    Ich muss Dir nicht eigens sagen, mein lieber Junge, wo ich mich aufhalte und was ich tue.
    Wie Du Dir denken kannst, bin ich mit dem Werk der Rache beschäftigt, um meinen Schwur einzulösen.
    Du bist nun allein; doch Du bist sechzehn Jahre alt und hast das Unglück zum Herrn; unter solchen Umständen reift man schnell zum Mann.
    Was ich unter einem Mann verstehe, weißt Du: eine unerschütterliche Eiche, die in der Antike wurzelt und deren Krone in die Zukunft reicht, ein Baum, der Hitze wie Kälte die Stirn bietet, Wind wie Regen, Sturm wie Eisen und Gold.
    Ertüchtige Deinen Körper ebenso wie Deinen Geist. Werde gewandt in allen körperlichen Übungen; an Lehrern und Geld wird es Dir nicht mangeln.
    Gib auf dem Land für Pferde, Gewehre, Waffen, Reitlehrer und Fechtlehrer zwölftausend Francs im Jahr aus. In Paris gib das Doppelte aus, doch stets mit dem Ziel, Dich zum Mann auszubilden.
    Sorge dafür, dass Du stets zehntausend Francs in Gold bei Dir trägst, die Du dem erstbesten unbekannten Boten geben kannst, der sie im Namen und mit der Unterschrift Morgans verlangen wird, indem er Dir einen versiegelten Brief überbringt, dessen Siegel ein Dolch ist.
    Nur Du wirst wissen, dass es sich bei diesem Morgan um mich handelt.
    Befolge treulich die Instruktionen, die ich Dir eher als Ratschläge denn als Befehle erteile.
    Lies diesen meinen Brief mindestens einmal im Monat.
    Halte Dich stets bereit, meine Nachfolge anzutreten, mich zu rächen und zu sterben.
    Dein Bruder
    CHARLES
    Und jetzt, Mademoiselle«, fuhr Hector fort, »jetzt, da Sie wissen, dass Morgan und Charles de Sainte-Hermine ein und derselbe sind, muss ich
Ihnen Leben und Schicksal meines Bruders nicht mehr Schritt für Schritt nachzeichnen.
    Der Ruhm des Anführers der Compagnons de Jéhu hat sich durch ganz Frankreich und sogar bis ins Ausland verbreitet. Zwei Jahre lang war das Land von Marseille bis Nantua sein Reich.
    Zwei weitere Briefe habe ich von ihm erhalten, mit seinem Siegel und seiner Unterschrift versehen.
    Beide Male erbat er von mir den genannten Geldbetrag, und beide Male schickte ich ihm das Geld.
    Der Name Morgan flößte im Süden Frankreichs ebenso Schrecken ein wie Liebe.
    Alle Royalisten betrachteten die Compagnons de Jéhu als ritterliche Kämpfer für das legitime Herrscherhaus, und beleidigende Bezeichnungen wie Banditen, Strauchdiebe oder Wegelagerer konnten ihnen nichts von diesem Nimbus rauben.
    Bei mehreren Gelegenheiten hatte ihr Anführer Morgan wahre Wundertaten an Kraft, Mut und Großzügigkeit verrichtet.
    Die royalistischen Aufstände im Süden hatten den Charakter eines veritablen Bürgerkriegs gegen die Regierung erlangt; dort konnte man sich laut rühmen, Mitglied der Compagnons de Jéhu zu sein, ohne von den Behörden dafür belangt zu werden.
    Unter dem Direktorium standen die Zeichen günstig für die Aufständischen; die Regierung war zu schwach für den Krieg gegen das Ausland und erst recht für den Krieg im eigenen Land.
    Doch dann kehrte Bonaparte aus Ägypten zurück.
    Der Zufall wollte, dass er in Avignon Augen- und Ohrenzeuge eines der waghalsigen Husarenstücke wurde, die den Ruf der Compagnons de Jéhu als edle und idealistische Räuber schufen.
    Neben den Geldern der Regierung hatten sie versehentlich einen Betrag von zweihundert Louisdor mitgenommen, der einem Weinhändler aus Bordeaux gehörte. Der Weinhändler beklagte sich an der Wirtstafel über das Unrecht, das man ihm angetan hatte, als mitten am helllichten Tag mein Bruder das Gasthaus betrat, maskiert und bis an die Zähne bewaffnet, zur Wirtstafel schritt und vor dem Jammernden den Geldsack mit den zweihundert Louisdor absetzte, für deren versehentliches Entwenden er sich entschuldigte.
    An dieser Wirtstafel speisten auch General Bonaparte und sein Adjutant Roland de Montrevel, die all dies miterlebten. Roland geriet mit
Monsieur de Barjols in Streit, schlug sich mit ihm, tötete ihn und reiste Bonaparte nach Paris nach.
    Bonaparte hatte begriffen, mit was für Männern er es zu tun hatte, dass sie es waren und nicht die Engländer, die für die

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