Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Chouannerie verantwortlich waren, und er nahm sich vor, sie zu vernichten. Er schickte Roland mit unumschränkten Vollmachten in den Süden.
Es fand sich jedoch kein Verräter, der Roland diejenigen ausgeliefert hätte, die er vernichten wollte. Menschen, Höhlen, Wälder, Berge – sie alle hielten denen die Treue, die ihrem König die Treue hielten. Erst ein unvorhergesehener Zwischenfall brachte durch die Hand einer Frau jenen das Verderben, denen ganze Regimenter nichts hatten anhaben können.
Sie haben von den schrecklichen politischen Unruhen gehört, die Avignon einem Erdbeben gleich erschütterten. Bei einem dieser Handgemenge, in denen die Gegner einander fühllos, gnadenlos und erbarmungslos abschlachten, in denen auf den Gegner eingeschlagen wird, solange er lebt, röchelt, atmet, und weiter auf ihn eingeschlagen wird, wenn er schon lange kein Lebenszeichen mehr von sich gibt, war ein Monsieur de Fargas umgekommen – ermordet, verbrannt, aufgefressen von diesen Kannibalen, die jeden Menschenfresserstamm der pazifischen Inseln weit in den Schatten gestellt haben. Seine Mörder waren Liberale.
Er hinterließ einen Sohn und eine Tochter, die dem Gemetzel entkamen und fliehen konnten. Die Natur hatte die Gemüter der Kinder vertauscht: Dem jungen Mann hatte sie das Herz des Mädchens gegeben und dem Mädchen das Herz des Mannes.
Lucien und Diana schworen, ihren Vater zu rächen; Diana musste Lucien stützen. Er trat den Compagnons de Jéhu bei. Bald darauf wurde Lucien gefangen genommen, und da er die Folter durch Schlafentzug nicht ertragen konnte, nannte er die Namen seiner Komplizen.
Um ihn vor der Rache seiner einstigen Gefährten zu schützen, verlegte man ihn aus dem Gefängnis von Avignon in das von Nantua. Acht Tage darauf wurde das Gefängnis von Nantua nachts überfallen, der Gefangene wurde entführt und in die Kartause von Seillon gebracht.
Zwei Tage später wurde der Leichnam Luciens nachts auf die Place de la Préfecture geworfen, gegenüber dem Hôtel Grottes de Ceyzériat, in dem seine Schwester Diana wohnte. Der Leichnam war nackt; in seinem Herzen steckte der wohlbekannte Dolch der Compagnons de Jéhu. An dem Dolch war ein Zettel befestigt, und auf diesem Zettel stand in Luciens Schrift geschrieben:
Ich sterbe, weil ich meinen heiligen Schwur gebrochen habe, und ich weiß, dass ich den Tod verdiene. Der Dolch, den man in meinem Herzen finden wird, bezeugt, dass ich nicht von der Hand eines feigen, hinterhältigen Meuchelmörders sterbe, sondern gerichtet durch gerechte Rache.
Bei Tagesanbruch weckte Diana der Tumult unter ihren Fenstern. Irgendetwas sagte ihr, dass dieser Lärm mit ihr zu tun habe und dass ein neues Unglück ihrer harre.
Sie warf sich einen Hausmantel über, riss das Fenster auf, ohne sich die Haare aufzustecken, die vom Schlaf gelöst waren, und lehnte sich über die Brüstung.
Kaum hatte sie einen Blick auf die Straße geworfen, stieß sie einen lauten Schrei aus, stürzte die Treppe hinunter, außer sich, aufgelösten Haares, totenbleich, warf sich auf den Leichnam, der Mittelpunkt des Auflaufs war, und rief: ›Mein Bruder! Mein Bruder!‹
Ein Fremder hatte Luciens Martertod beigewohnt. Es war ein Abgesandter Cadoudals, der verschiedene bindende Befehle mit sich führte, die ihm alle Türen öffneten. Als Ausweis diente ihm ein Brief, den ich als Abschrift bei mir habe, weil ich darin erwähnt werde.
›Mein lieber Morgan...‹ – Sie erinnern sich«, unterbrach sich Hector, »dass mein Bruder diesen Namen angenommen hatte?« Dann fuhr er fort:
Mein lieber Morgan, Sie haben gewiss nicht vergessen, dass Sie mir auf unserer Versammlung in der Rue des Postes von sich aus anboten, als mein Kassenführer zu fungieren, sollte ich den Krieg allein fortsetzen, ohne Unterstützung aus dem Landesinneren oder von außerhalb. All unsere Kämpfer sind im Gefecht gefallen oder wurden standrechtlich erschossen. D’Autichamp hat sich der Republik unterworfen; ich allein bin in meiner Überzeugung nicht wankend geworden und in meinem Morbihan unbesiegbar.
Mit einer Armee von zwei- bis dreitausend Mann kann ich das Land halten; diese Armee verlangt keinen Sold, doch sie muss ernährt, sie muss mit Waffen und Munition versorgt werden; seit Quiberon haben uns die Engländer nichts mehr zukommen lassen.
Geben Sie uns Geld, und wir geben unser Blut – nicht dass ich behaupten wollte – weiß Gott nicht! -, dass Sie mit dem Ihren geizten! O nein! Ihre Hingabe an die
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