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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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wenn Erstere Letztere erklären. Ohnehin konnte die Menge sich nicht beklagen: Man hatte ihr vier Köpfe versprochen, die auf die gleiche eintönige Weise fallen sollten. Stattdessen wurden ihr vier unterschiedliche Todesarten geboten, vier geradezu pittoreske, dramatische, überraschende Todeskämpfe – denn niemand zweifelte daran, dass der Anführer sich einen ebenso originellen Tod ausdenken würde wie seine Gefährten.
    Charles hielt weder Pistole noch Dolch in der Hand. Beides steckte in seinem Gürtel.
    Er umschritt Valensolles’ Leichnam und stellte sich zwischen Jahiat und Ribier. Von dort aus verbeugte er sich lächelnd vor den Zuschauern wie ein Artist von seinem Publikum.
    Die Menge brach in Applaus aus.
    So schaulustig die Menge war, wage ich dennoch zu behaupten, dass unter ihr kein Einziger weilte, der nicht einen Teil des eigenen Lebens gegeben hätte, um das Leben des letzten Compagnon de Jéhu zu retten.
    ›Meine Herren‹, sagte Charles, ›Sie sind gekommen, um uns sterben zu sehen; drei von uns sind bereits tot. Nun bin ich an der Reihe. Gerne will ich Ihre Neugier befriedigen, doch ich möchte Ihnen einen Tauschhandel vorschlagen.‹<
    ›Sprechen Sie! Sprechen Sie!‹, wurde von allen Seiten gerufen. ›Alles, was Sie verlangen, soll Ihnen gewährt werden!‹
    ›Bis auf Ihr Leben!‹, rief eine Frauenstimme, dieselbe, die bei der Urteilsverkündung einen Freudenschrei ausgestoßen hatte.
    ›Bis auf mein Leben, selbstverständlich‹, wiederholte mein Bruder. ›Mein
Freund Valensolles hat sich erschossen, mein Freund Jahiat wurde erschossen, mein Freund Ribier hat sich erdolcht, und mich würden Sie gerne guillotiniert sehen. Das verstehe ich.‹
    Angesichts der Kaltblütigkeit und Gelassenheit, mit der er diese sarkastischen Worte sagte, ging ein Beben durch die Menge.
    ›Nun‹, sagte Charles, ›gutherzig, wie ich bin, habe ich nichts dagegen, es Ihnen mit dem Sterben ebenso recht zu machen wie mir selbst. Ich bin bereit, mir den Kopf abschneiden zu lassen, aber ich will freiwillig zum Schafott gehen, wie zu einem Essen oder zu einem Ball, und ich bestehe darauf, dass mich niemand anrührt. Wer mir näher kommt‹ – und er deutete auf seine zwei Pistolen – ›auf den schieße ich. Abgesehen von Monsieur‹, sagte Charles und wies auf den Henker, ›aber das geht nur uns beide an und erfordert auf beiden Seiten nichts als gute Umgangsformen. ‹
    Das schien der Menge zuzusagen, denn von überall ertönten zustimmende Rufe.
    ›Hören Sie das?‹, sagte Charles zu dem Gendarmerieoffizier. ›Zeigen Sie sich entgegenkommend, Hauptmann, und es wird keine Schwierigkeiten geben.‹<
    Der Gendarmerieoffizier war nur zu bereit, Entgegenkommen zu zeigen. ›Wenn ich Ihnen Hände und Füße nicht fesseln lasse‹, sagte er, ›versprechen Sie dann, nicht zu entfliehen?‹
    ›Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort‹, sagte Charles.
    ›Wohlan!‹, sagte der Gendarmerieoffizier, ›dann treten Sie beiseite, und lassen Sie uns die Leichname Ihrer Gefährten mitnehmen.‹
    ›Das ist nur recht und billig‹, sagte Charles und dann, an die Menge gewendet: ›Sie sehen, nicht ich bin schuld an der Verzögerung, sondern diese Herren sind es.‹ Und er wies auf den Henker und seine zwei Gehilfen, die die Toten in einen Karren luden.
    Ribier war noch nicht tot: Er öffnete die Augen. Sein Blick schien jemanden zu suchen. Charles dachte, er suche ihn. Er ergriff seine Hand. ›Hier bin ich, lieber Freund‹, sagte er, ›sei unbesorgt: Ich bin dabei! ‹ Ribier schloss die Augen, seine Lippen bewegten sich, doch kein Ton drang aus seinem Mund. Am Rand seiner Wunde kräuselte sich rötlicher Schaum.
    ›Monsieur de Sainte-Hermine‹, fragte der Offizier, als die Toten und der Halbtote weggeschafft waren, ›sind Sie bereit?‹
    ›Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Monsieur‹, erwiderte Charles und verneigte sich mit ausgesuchter Höflichkeit.

    ›Dann kommen Sie.‹
    Charles wollte sich unter die Soldaten einreihen.
    ›Wäre es Ihnen lieber, Monsieur‹, fragte der Offizier, ›den Weg im Wagen zurückzulegen?‹
    ›Zu Fuß, Monsieur, unbedingt zu Fuß; ich lege Wert darauf, dass man sieht, dass ich mich aus einer Grille heraus guillotinieren lasse. Führe ich im Wagen, könnte man denken, die Furcht wäre mir in die Beine gefahren.‹<
    Wie ich vielleicht schon sagte, war die Guillotine auf der Place du Bastion errichtet worden; um dorthin zu gelangen, musste man zuerst die Place des Lices überqueren, die

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