Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
sie.
»Warten Sie ab«, sagte er. »Sie werden sehen, es liegt in Ihrer Hand, mich für alles zu entschädigen.
Valensolles, Jahiat und Ribier hatte ich nur flüchtig gekannt, doch durch meinen Bruder, ihren Komplizen und ihren Gefährten im Tod, war ich ihr Freund. Ich erhob Anspruch auf die Leichname und ließ sie bestatten. Danach kehrte ich nach Besançon zurück; ich ordnete meine Familienangelegenheiten und wartete. Worauf ich wartete, wusste ich nicht; auf etwas mir Unbekanntes, das mein Schicksal entscheiden würde.
Ich fühlte mich nicht verpflichtet, mein Schicksal zu suchen, sondern nur, mich ihm zu unterwerfen, sobald es sich zeigte.
Ich war auf alles gefasst.
Eines Morgens wurde mir der Chevalier de Mahalin angekündigt.
Diesen Namen hatte ich noch nie gehört, doch er berührte schmerzlich eine Saite in meinem Herzen, als wäre er mir bekannt.
Es war ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, von untadeliger Haltung und ausgesuchter Höflichkeit. ›Monsieur le Comte‹, sagte er zu mir, ›Sie wissen vielleicht, dass die Compagnons de Jéhu, die so empfindlich getroffen und ihrer vier Anführer beraubt wurden, im Begriff sind, sich wieder zusammenzufinden; ihr Anführer ist der berühmte Laurent, der hinter dieser volkstümlichen Bezeichnung einen der aristokratischsten Adelsnamen ganz Südfrankreichs verbirgt. Ich frage Sie im Auftrag unseres Hauptmanns, der in unserer Truppe einen hochrangigen Platz für Sie vorgesehen hat, ob Sie einer der Unseren werden und so das Wort halten wollen, das Sie Ihrem Bruder gegeben haben.‹<
›Monsieur le Chevalier‹, sagte ich, ›es hieße lügen, wollte ich behaupten, dass ich für dieses Leben eines fahrenden Ritters recht große Begeisterung aufbrächte, doch ich habe mein Wort meinem Bruder verpfändet, wie er mir das seine verpfändet hatte; ich bin bereit.‹
›Soll ich Ihnen nur den Ort unseres Sammelns nennen‹, fragte der Chevalier de Mahalin, ›oder wollen Sie mich begleiten?‹
›Ich werde Sie begleiten, Monsieur.‹
Ich hatte einen Diener, der mein Vertrauen genoss, einen gewissen Saint-Bris, der schon unter meinem Bruder gedient hatte. Ihm übertrug ich die Verwaltung des Hauses und meiner Angelegenheiten. Ich ergriff meine Waffen, bestieg mein Pferd und ritt davon.
Unser Sammelort befand sich zwischen Vizille und Grenoble.
Nach zwei Tagen hatten wir ihn erreicht.
Laurent, unser Anführer, war seines Rufes wahrhaft würdig.
Er war ein Mensch, zu dessen Taufe Feen eingeladen waren, die ihm jede eine gute Eigenschaft zum Geschenk machte, doch die eine Fee, die vergessen wurde, hatte sich mit einem Charaktermangel gerächt, der alle Tugenden aufwog. Seiner überaus südländischen und folglich überaus männlichen Schönheit – denn südländisch bedeutet schwarze Augen, schwarze Haare, schwarzer Bart -, dieser überaus südländischen Schönheit gesellte sich ein bezaubernder Ausdruck von Güte und Herzlichkeit bei. Nach einer stürmischen Jugend sich selbst überlassen, hatte er keine solide Bildung erhalten, doch er besaß Lebensart, Ungezwungenheit, die Umgangsformen des Edelmannes, die durch nichts zu ersetzen sind, und jene unwiderstehliche Anziehungskraft, der man nachgibt, ohne zu wissen, warum. Zugleich aber war er von heftiger Wesensart und so aufbrausend, dass es jeder Beschreibung spottete; seine vornehme Erziehung half ihm, diese Unbeherrschtheit eine Zeit lang zu zügeln, doch unversehens brach sie sich immer wieder Bahn, und der zornentbrannte Laurent hatte nichts Menschliches mehr an sich. Dann zirkulierten die Worte: ›Laurent ist tobsüchtig, das wird Tote geben.‹
Die Justiz hatte sich mit Laurents Bande beschäftigt, wie sie es mit Saint-Hermines Bande getan hatte. Gewaltige Streitkräfte wurden eingesetzt; Laurent und einundsiebzig seiner Männer wurden gefasst und nach Yssingeaux geschafft, wo sie sich für ihre Taten und Untaten vor einem Sondergerichtshof verantworten sollten, der eigens im Departement Haute-Loire einberufen worden war, um über sie zu richten.
Doch zu jener Zeit weilte Bonaparte noch in Ägypten, und die Macht
lag in zitternden Händen. Die Kleinstadt Yssingeaux empfing eine Garnison, nicht Gefangene. Die Anklage war kleinlaut, Zeugenaussagen waren ängstlich, die Verteidigung war tollkühn.
Laurent hatte die Verteidigung übernommen, und er beschuldigte sich aller ihnen zur Last gelegten Taten. Seine einundsiebzig Gefährten wurden freigesprochen, er allein wurde zum Tode
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