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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sagen konnte: » Ich liebe dich .«
    Ihre Mutter hob sie auf, hieß sie neben sich Platz nehmen und fragte sie aus, doch sie erfuhr nur Folgendes:
    »Meine geliebte Mutter, Hector hat mir ein Familiengeheimnis verraten, das er seiner Ansicht nach vor aller Welt verbergen muss, mit Ausnahme jener, die er zu seiner Frau machen will; und diejenige bin ich. Er bittet Sie um die Gunst, ihm Gehör zu schenken, damit er Sie um meine
Hand bitten kann, und ich wünsche es mir so sehnlich wie er; er ist ungebunden, er hat hunderttausend Francs Rente, wir lieben einander; die Entscheidung liegt bei Ihnen, Mutter, aber eine abschlägige Antwort würde ihn und mich ins Unglück stürzen!«
    Nachdem sie all das entschieden und zugleich ehrerbietig gesagt hatte, verneigte Claire sich vor ihrer Mutter und trat einen Schritt zurück.
    »Und wenn ich einverstanden bin?«, fragte Madame de Sourdis.
    »Oh, Mutter!« rief Claire und warf sich ihr in die Arme. »Wie gütig Sie sind und wie sehr ich Sie liebe!«
    »Und jetzt, da ich dein Herz beruhigt habe, setze dich, damit wir uns vernünftig unterhalten können«, sagte Madame de Sourdis.
    Sie setzte sich auf ein Kanapee, und Claire nahm ihr gegenüber auf einem Kissen Platz, die Hände in den Händen ihrer Mutter.
    »Mutter, ich höre Ihnen zu«, sagte Claire selig lächelnd.
    »In Zeiten wie den unseren«, sagte Madame de Sourdis, »ist es unumgänglich, der einen oder anderen Partei anzugehören. Ich vermute, dass Hector de Sainte-Hermine der royalistischen Partei angehört. Gestern unterhielten wir uns mit deinem Patenonkel Doktor Cabanis, der nicht nur ein herausragender Heilkundiger ist, sondern auch ein überaus kluger Mann. Er hat mich zu der Freundschaft beglückwünscht, die Madame Bonaparte mir bezeigt, und lässt dir empfehlen, die Freundschaft zu ihrer Tochter zu pflegen, denn dort liegt seiner Ansicht nach die Zukunft.
    Cabanis ist Hausarzt des Ersten Konsuls; er hält ihn für einen Mann mit weitgesteckten Zielen, der sich nicht mit dem zufriedengeben wird, was er bisher erreicht hat. Einen 18. Brumaire wagt man nicht um den Sessel eines Konsuls willen, sondern um den Thron zu erlangen.
    Jene, die sich seinem Glücksflug anschließen, bevor die Wolke zerstoben ist, die uns die Zukunft verbirgt, werden mit ihm vom Wirbel seines Geschicks großen Dingen entgegengetragen. Er hat eine Vorliebe für große, für reiche Familien, die er um sich schart; in dieser Hinsicht gibt es an Sainte-Hermine nichts auszusetzen, er hat hunderttausend Francs Rente und kann seine Herkunft bis zu den Kreuzzügen zurückverfolgen; seine ganze Familie ist für die royalistische Sache gestorben, anders gesagt: Sie muss ihn nicht mehr kümmern. Er ist im richtigen Alter, um mit den politischen Ereignissen noch nichts zu tun zu haben. Er hat sich keiner Seite verpflichtet, sein Vater und seine Brüder sind für das alte Frankreich gestorben. An ihm ist es nun, für das neue Frankreich zu leben, indem er eine Position unter dem Ersten Konsul ausfüllt. Vergiss bitte nicht,
dass ich diese Schritte in eine neue Richtung seiner Gefühle keineswegs zu einer Bedingung für eure Heirat mache. Es wäre mir eine große Freude, Hector auf unserer Seite zu sehen; doch wenn er sich dem verweigert, dann weil sein Gewissen es ihm gebietet, und das Gewissen des Menschen ist nur Gott Rechenschaft schuldig; der Ehemann meines Kindes und mein geliebter Schwiegersohn wird er dennoch sein.«
    »Wann darf ich ihm schreiben, Mutter?«, fragte Claire.
    »Wann du willst, mein Kind«, erwiderte Madame de Sourdis.
    Claire schrieb am selben Abend, und am nächsten Tag klopfte Hector kurz vor der Mittagsstunde, das heißt so früh, wie irgend schicklich war, an die Tür des Stadtpalais.
    Diesmal wurde er zu Madame de Sourdis geführt, die ihm die Arme wie eine Mutter entgegenstreckte.
    Er drückte sie an sein Herz, als Claire die Tür öffnete und bei dem Anblick ihrer Umarmung ausrief: »O Mutter, ich bin so glücklich!«
    Madame de Sourdis öffnete abermals die Arme und hielt beide Kinder an ihr Herz gedrückt.
    Die Heirat war beschlossene Sache; nun musste mit dem jungen Grafen nur noch die Frage seiner Haltung zu dem Ersten Konsul erörtert werden.
    Hector setzte sich auf das Kanapee zwischen Madame de Sourdis und Claire und hielt die Rechte und die Linke seiner Schwiegermutter und seiner Verlobten.
    Claire erläuterte Hector die Ansicht Cabanis’ über Bonaparte und den Vorschlag ihrer Mutter. Hector betrachtete sie mit

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