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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ungeminderter Aufmerksamkeit, während sie so wortgetreu wie möglich wiederholte, was Madame de Sourdis am Vorabend zu ihr gesagt hatte.
    Als sie ausgesprochen hatte, verneigte Hector sich vor Madame de Sourdis und sagte zu Claire, die er noch eindringlicher ansah als zuvor: »Claire, versetzen Sie sich nach allem, was ich Ihnen gestern erzählt habe – und ich bedaure nicht, dass ich so weitschweifig war -, ganz und gar an meine Stelle und antworten Sie Ihrer Mutter an meiner statt. Ihre Antwort wird die meine sein.«
    Das junge Mädchen überlegte für einen Augenblick; dann warf sie sich ihrer Mutter in die Arme. »Ach, Mutter!«, rief sie und schüttelte den Kopf. »Er kann nicht! Das Blut seines Bruders trennt sie.«
    Madame de Sourdis senkte den Kopf; unstreitig erlitt sie eine spürbare Enttäuschung. Sie hatte sich für ihren Schwiegersohn eine hohe Stellung
in der Armee erträumt und für ihre Tochter eine hohe Position bei Hofe.
    »Madame«, sagte Hector, »glauben Sie bitte nicht, ich zählte zu jenen, die sich damit brüsten, das alte Regime auf Kosten des neuen zu rühmen, oder dass ich für die Verdienste des Ersten Konsuls blind wäre. Bei Madame Permon sah ich ihn neulich zum ersten Mal, und ich fühlte mich von ihm angezogen und nicht etwa abgestoßen. Ich bewundere seine Feldzüge von 1796 und 1797 als Meisterleistungen moderner Strategie und Feldherrnkunst. Weniger Begeisterung bringe ich dem Ägyptenfeldzug entgegen, das muß ich gestehen, denn er konnte kein glückliches Ergebnis zeitigen und war nur die Maske, die unermessliche Ruhmsucht kaschieren sollte. Bonaparte hatte gekämpft und gesiegt, wo Marius und Pompejus gekämpft und gesiegt hatten. Er wollte ein Echo wecken, das seit den Namen Alexanders und Cäsars verstummt war, und das war verlockend, doch ein teurer Traum, der sein Land hundert Millionen und dreißigtausend Männer kostete! Der letzte Feldzug, die Schlacht von Marengo, wurde aus privatem Ehrgeiz unternommen, um den 18. Brumaire zu legitimieren und um die ausländischen Regierungen zu nötigen, die französische Regierung anzuerkennen. Jedermann weiß, dass Bonaparte sich bei Marengo nicht mit Ruhm bedeckt hat, sondern nur Glück im Spiel hatte, denn als er im Begriff stand, die Partie zu verlieren, hielt er zwei Asse in der Hand – und was für Asse! -, Kellermann und Desaix. Der 18. Brumaire wiederum war ein Handstreich, dessen Gelingen den Anstifter keineswegs rechtfertigt. Denkt man sich ein Scheitern statt des Erfolgs, wäre dieser Versuch der Regierungsumstürzung nur eine Rebellion, ein Verbrechen an der Nation, und das hätte die Familie Bonaparte mindestens drei Köpfe gekostet. Der Zufall war ihm gewogen, als er aus Alexandria zurückkehrte, der Zufall war auf seiner Seite bei Marengo, die Kühnheit war in Saint-Cloud seine Rettung; doch kein besonnener und leidenschaftsloser Mann wird drei Blitzschläge für das Morgengrauen eines neuen Tages halten, mögen sie noch strahlend leuchten. Wäre ich völlig unbelastet von meiner Herkunft, wäre meine Familie nicht zutiefst verwurzelt in royalistischer Erde, dann stünde ich nicht an, mich der Karriere dieses Mannes anzuschließen, obwohl ich in ihm nichts anderes sehe als einen kühnen Abenteurer, der ein einziges Mal für Frankreich in den Krieg zog, während er die anderen Male Krieg im eigenen Interesse führte. Und um Ihnen zu beweisen, dass ich nicht voreingenommen bin, verspreche ich Ihnen, dass ich mich bei seinem ersten Unternehmen zum Wohle
Frankreichs vorbehaltlos seiner Sache anschließen werde, denn bereitwillig räume ich ein, dass ich zu meinem eigenen Erstaunen, obwohl ich seinetwegen den Tod meines Bruders beklagen muss und trotz seiner Fehler Bewunderung für ihn empfinde und ihn unwillkürlich schätze; das macht der Einfluss, den besondere Naturen auf die Menschen ihrer Umgebung ausüben und dem ich unterliege.«
    »Ich verstehe«, sagte Madame de Sourdis, »doch um eine Sache will ich Sie bitten.«
    »Sie können mich um nichts bitten, ich habe Ihnen zu gehorchen.«
    »Gestatten Sie, dass ich die Einwilligung des Ersten Konsuls und Madame Bonapartes zu Claires Eheschließung einhole? Ich bin mit Madame Bonaparte freundschaftlich so eng verbunden, dass ich es tun muss. Alles andere wäre unhöflich.«
    »Sicherlich, doch unter der Bedingung, dass wir darauf verzichten, wenn sie sie verweigern.«
    »Wenn sie sie verweigern, können Sie Claire entführen, und ich werde Ihnen die Entführung verzeihen

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