Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Ihnen nicht sagen; auch ich muss meine Geheimnisse haben, sonst wäre ich wertlos für Sie.«
»Sie haben recht. Sie werden nach England reisen, Sie werden Pichegru auf den Zahn fühlen und in Erfahrung bringen, ob er gegebenenfalls nach Paris zurückkehren würde; wenn er es wollte und Geld benötigen sollte,
können Sie es ihm im Namen von Fauche-Borel anbieten; merken Sie sich diesen Namen.«
»Der Name des Schweizer Buchhändlers, der ihm schon im Auftrag des Prinzen von Condé Avancen gemacht hat, ich kenne ihn; und wenn er Geld benötigen und nach Paris kommen wollen sollte, an wen habe ich mich dann zu wenden?«
»An Monsieur Fouché auf seinem Landsitz in Pontcarré, merken Sie sich das gut; auf keinen Fall an den Polizeiminister.«
»Und dann?«
»Dann kehren Sie nach Paris zurück, wo Sie weitere Anweisungen erhalten werden. Monsieur Dubois, Sie zahlen dem Chevalier fünfzigtausend Francs aus. Und noch etwas, Chevalier.«
Der Chevalier drehte sich um.
»Wenn Sie Coster Saint-Victor begegnen sollten, bringen Sie ihn dazu, nach Paris zurückzukehren.«
»Droht ihm nicht die Verhaftung?«
»Nein, es wird ihm alles erlassen werden, das dürfen Sie mir glauben.«
»Was soll ich ihm sagen, um ihn zu überzeugen?«
»Dass alle Frauen von Paris ihm nachtrauern und ganz besonders Mademoiselle Aurélie de Saint-Amour; sagen Sie ihm außerdem, seine galante Karriere wäre unvollständig, wenn er nach Barras nicht auch den Ersten Konsul zum Rivalen gehabt hätte. Das wird ihn dazu bewegen, herzukommen, es sei denn, heilige Bande hielten ihn in London fest.«
Als die Tür geschlossen war, ließ Fouché durch eine Ordonnanz folgenden Brief zu Dr. Cabanis bringen:
Mein lieber Doktor,
der Erste Konsul, den ich bei Madame Bonaparte sah, hat äußerst wohlwollend das Begehren der Madame de Sourdis hinsichtlich der Heirat ihrer Tochter aufgenommen, und er schenkt dieser Heirat seine volle Zustimmung.
Unsere liebe Schwester kann Madame Bonaparte den fraglichen Besuch machen, je eher, desto besser.
Seien Sie meiner aufrichtigen Freundschaft versichert, lieber Freund
IHR J. FOUCHÉ
Am Tag darauf fand sich Madame de Sourdis in besagter Absicht im Tuilerienpalast ein und stieß auf eine vor Freude jubilierende Joséphine und eine in Tränen aufgelöste Hortense.
Hortenses und Louis Bonapartes Heirat war so gut wie beschlossen, und das war der Grund für Hortenses Kummer und Joséphines Freude.
Was war geschehen?
Als Joséphine aus Bonapartes Gebaren erraten hatte, dass er aus unerfindlichen Gründen guter Laune war, ließ sie ihn bitten, nach seiner Rückkehr vom Staatsrat zu ihr zu kommen.
Doch bei seiner Rückkehr hatte der Erste Konsul Cambacérès vorgefunden, der auf ihn wartete, um ihm Erklärungen zu einigen Punkten des Code Napoléon zu geben, die ihm noch nicht klar genug erschienen.
Sie hatten bis spät in die Nacht gearbeitet, und dann war Junot gekommen, um Bonaparte seine Hochzeit mit Mademoiselle de Permon zu melden.
Diese Heirat stimmte den Ersten Konsul nicht annähernd so zufrieden wie die der Mademoiselle de Sourdis. Zum einen war er früher einmal in Madame de Permon verliebt gewesen und hatte beabsichtigt, sie zu heiraten; Madame de Permon hatte seinen Antrag abgelehnt, und das hatte er ihr nie ganz verziehen; zum anderen hatte er Junot empfohlen, eine reiche Erbin zu ehelichen, und stattdessen hatte Junot die Tochter eines Bankrotteurs gewählt. Die Mutter entstammte einem alten byzantinischen Herrschergeschlecht, und das junge Mädchen, das Bonaparte vertraulich Loulou nannte, war eine Comnène, doch seine Mitgift betrug nicht mehr als fünfundzwanzigtausend Francs.
Bonaparte sagte Junot zu, ihm mit hunderttausend Francs unter die Arme zu greifen. Als Gouverneur von Paris würde er Einkünfte in Höhe von fünfhunderttausend Francs beziehen. Damit musste er auskommen.
Joséphine hatte den ganzen Abend ungeduldig auf ihren Ehemann gewartet, doch dieser hatte mit Junot gespeist und war mit ihm ausgegangen. Um Mitternacht sah sie ihn im Schlafrock und mit einem Seidentuch auf dem Kopf eintreten, was bedeutete, dass er erst am nächsten Morgen in sein Zimmer zurückgehen würde, und die Freude, die sie bezeigte, verriet, dass sie für ihr langes Warten entschädigt werden würde.
Während solcher nächtlichen Besuche erlangte Joséphine all ihren Einfluss auf Bonaparte wieder.
Nie zuvor hatte sie die Heirat Hortenses mit Louis Bonaparte hartnäckiger
verlangt, und als der Erste Konsul
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