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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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im Zimmer zurechtfand.
    Es war die Stunde, zu der sich Madame Doley für gewöhnlich auskleidete und zu Bett begab. Auf dem Bauernhof steht man früh auf und geht früh zu Bett; doch an diesem Abend, an dem Madame Doley sich von unbenennbaren Ängsten heimgesucht sah, konnte sie sich nicht dazu durchringen, sich zu entkleiden; zu guter Letzt entschied sie sich dazu, doch sie verlangte von ihrem Mann, vorher mit ihr alle Türen zu kontrollieren und sich zu vergewissern, dass sie auch abgeschlossen waren.
    Doley war einverstanden, zuckte die Schultern, als hielte er diese Vorsichtsmaßnahme für übertrieben, und begann die Patrouille mit der Untersuchung der Fenster und Türen der Küche; die erste Tür, an die sie gelangten, führte in die Molkerei, doch da die Molkerei keine Außentür besaß, gab Madame Doley sich damit zufrieden, dass ihr Mann sagte: »Diesen Raum kann man nur von der Küche aus betreten, und die Küche haben wir seit dem Nachmittag nicht verlassen.«
    Dann untersuchten sie die Tür zum Hof, die mit einem Eisenriegel und zwei Vorhängeschlössern versperrt war.
    Das Fenster war ebenfalls zu.
    Die Tür zur Backstube war mit einer Eichentür verschlossen, deren Schloss von außen nicht zu öffnen war.
    Es blieb die Tür zum Garten, doch um sie von draußen zu erreichen, musste man zuerst über eine Mauer von zehn Fuß Höhe springen oder sich durch eine andere Tür Einlass verschaffen.
    Madame Doley ging erleichtert zurück; ein unerklärliches Gefühl der Unruhe konnte sie dennoch nicht abschütteln.
    Doley setzte sich an seinen Schreibtisch und tat so, als sähe er seine
Unterlagen durch; trotz aller Selbstbeherrschung konnte er seine Besorgnis nicht verbergen, die sich durch unwillkürliche Zuckungen und durch seine Aufmerksamkeit für die geringsten Geräusche verriet.
    Falls diese Besorgnis mit der Warnung vor der Gefahr zusammenhing, die ihm an diesem Tag erteilt worden war, dann war sie wohlbegründet.
    Gegen ein Uhr morgens verließ den Wald von Meucon in der Nähe der Ortschaft Plescop eine Gruppe von zwanzig Mann, die sich über die Felder bewegte.
    Wie eine Vorhut ritten vier Männer voraus, in die Uniform der Nationalgendarmen gekleidet; die Übrigen folgten ihnen ohne Uniform, mit Gewehren und Mistgabeln bewaffnet.
    Diese Truppe gab sich größte Mühe, nicht gesehen zu werden; sie schlich Hecken entlang, stieg in Schluchten, kletterte Hügel entlang und näherte sich immer wieder Plescop, bis sie keine hundert Schritte mehr von dem Ort entfernt war.
    Dann machte sie halt, um zu beratschlagen.
    Als Nächstes löste einer der Männer sich aus der Gruppe und beschrieb einen Bogen, bevor er sich dem Bauernhof näherte, während die anderen warteten.
    Der Aufklärer kam zurück; er hatte den Bauernhof umrundet, aber keine Stelle gefunden, an der man eindringen konnte; es wurde abermals beratschlagt, und man beschloss, sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen, da es mit List nicht möglich war.
    Die Bande setzte sich in Bewegung und blieb erst am Fuß der Mauer stehen.
    Seit einiger Zeit war Hundegebell zu vernehmen, ohne dass man hätte sagen können, ob es von dem Bauernhaus oder von einem der benachbarten Häuser aus ertönte.
    Am Fuß der Mauer wussten die Eindringlinge nicht weiter; zwischen ihnen und dem Hund lag offenbar nur die Mauer. Sie machten einige Schritte der Tür entgegen, der Hund begleitete sie jenseits der Mauer mit wütendem Gebell.
    Von einem Überraschungsüberfall konnte nicht mehr die Rede sein; sie waren entdeckt.
    Die als Gendarmen verkleidete Vorhut saß ab und trat an die Tür, während die übrigen Banditen sich am Fuß der Mauer verbargen.
    Der Hund hatte zur gleichen Zeit die Tür erreicht und kläffte erbitterter denn je, wobei er die Schnauze in den Türspalt zu quetschen versuchte.

    Die Stimme eines Mannes ertönte. »Was ist los, Blaireau? Was ist los, mein braver Hund?«
    Der Hund lauschte auf die Stimme und ließ ein schmerzliches Jaulen ertönen.
    Weiter weg rief eine Frauenstimme: »Du wirst doch nicht etwa die Tür aufmachen!«
    »Und warum nicht?«, fragte die Männerstimme.
    »Weil das Briganten sein könnten, du Dummkopf!«
    Dann verstummten beide.
    »Im Namen des Gesetzes, öffnen Sie!«, wurde von draußen gerufen.
    »Wer sind Sie, dass Sie im Namen des Gesetzes sprechen?«, fragte die Männerstimme, die dem Gärtner gehörte.
    »Wir kommen von der Gendarmerie in Vannes, um den Bauernhof von Meister Doley zu durchsuchen, den man beschuldigt,

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