Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Chouans zu beherbergen.«
»Hör nicht auf sie, Jean«, sagte seine Frau, »das ist eine Lüge. Begreife doch: Sie sagen das nur, damit du sie hereinlässt!«
Jean war zweifellos der Ansicht seiner Frau, denn er trug lautlos eine Leiter von einer Seite der Mauer zur anderen und stieg geräuschlos hinauf; als er oben angekommen war, sah er die vier Männer zu Pferde und die zwölf oder fünfzehn Männer, die sich am Fuß der Mauer zu verbergen trachteten.
Unterdessen riefen die als Gendarmen verkleideten Männer weiter: »Öffnen Sie im Namen des Gesetzes!«, und drei oder vier andere hieben mit ihren Gewehrkolben auf die Tür ein, um sie mit Gewalt zu öffnen.
Der Lärm dieser Hiebe war bis in das Schlafzimmer des Hausherrn gedrungen und hatte Madame Doleys Ängste ins Unermessliche gesteigert. Unter dem Eindruck des Entsetzens seiner Frau zögerte Doley an der Tür, bis der Unbekannte aus der Molkerei trat, ihn am Arm ergriff und sagte: »Worauf warten Sie? Sagte ich nicht, dass ich die Verantwortung für alles übernehme?«
»Mit wem sprichst du da?«, rief Madame Doley.
»Mit niemandem«, erwiderte Doley und wendete sich zum Garten.
Kaum hatte er die Tür geöffnet, hörte er alles, was sich zwischen dem Gärtner, dessen Frau und den Banditen abspielte. Obwohl Doley sich so wenig wie sein Gärtner von der List täuschen ließ, rief er mit gespielter Einfalt: »He, Jean, warum weigern Sie sich, den Gendarmen zu öffnen? Sie wissen doch, dass wir uns schuldig machen, wenn wir uns den Behörden
widersetzen! Entschuldigen Sie ihn, meine Herren«, fuhr er fort, während er zur Tür ging, »er hat nicht in Befolgung meiner Anordnungen gehandelt.«
Jean hatte seinen Herrn erkannt und warf sich ihm jetzt in den Weg. »Oh, Meister Doley!«, rief er, »nicht ich täusche mich, sondern Sie gehen diesen Spitzbuben auf den Leim; es sind keine Gendarmen, sondern Straßenräuber, die sich als Gendarmen verkleidet haben. Bei allem, was Ihnen heilig ist, öffnen Sie ihnen nicht!«
»Ich weiß, was ich zu tun habe«, erwiderte Jacques Doley, »geh zurück in deine Wohnung und schließ dich ein oder versteck dich mit deiner Frau im Weidendickicht, denn dort werden sie nicht nach dir suchen.«
»Aber Sie! Aber Sie! Aber Sie!«
»Ich habe jemanden bei mir, der versprochen hat, mich zu verteidigen.«
»Holla, wird uns jetzt geöffnet?«, rief der Anführer draußen mit Donnerstimme, »oder muss ich erst die Tür einschlagen?«
Und die Kolbenhiebe, die unmittelbar auf seine Drohung folgten, hoben die Tür aus den Angeln.
»Aber ich habe doch gesagt, dass ich Ihnen öffne«, rief Jacques Doley, und er öffnete die Tür.
Die Banditen stürzten sich auf ihn und packten ihn am Schlafittchen.
»Oh, meine Herren«, sagte er, »vergessen Sie nicht, dass ich Ihnen aus freien Stücken geöffnet habe, vergessen Sie nicht, dass ich an die zehn Männer auf meinem Hof habe, mit deren Hilfe ich mich hätte verbarrikadieren können, so dass Sie uns nur unter großen Verlusten überwältigt hätten.«
»Du dachtest doch, du hättest es mit den Gendarmen zu tun und nicht mit uns.«
Jacques wies auf die Leiter, die an der Mauer lehnte. »Das hätte ich geglaubt, wenn Jean euch nicht von der Mauer aus gesehen hätte.«
»Und was versprechen Sie sich davon, dass Sie uns öffnen?«
»Dass Sie weniger hart sein werden: Hätte ich Ihnen nicht geöffnet, wären Sie imstande, vor Zorn meinen Hof abzubrennen.«
»Und woher willst du wissen, dass wir deinen Hof nicht vor Freude abbrennen werden?«
»Das wäre eine unnötige Grausamkeit. Ihr wollt mein Geld, ihr sollt es haben; doch meinen Ruin könnt ihr nicht wollen.«
»Wohlan«, sagte der Anführer, »dieser Mann ist wenigstens vernünftig. Und hast du viel Geld?«
»Nein, denn ich habe vor acht Tagen meine Steuern bezahlt.«
»Zum Teufel! Das sind schlechte Neuigkeiten, die du uns da auftischst.«
»Sie mögen schlecht sein, sind aber um nichts weniger wahr.«
»Dann hat man uns wohl schlecht informiert, denn wir haben gehört, wir würden bei dir ein Vermögen finden.«
»Man hat euch belogen.«
»Einen Georges Cadoudal belügt man nicht.«
Während dieses Wortwechsels hatten sie sich dem Haus genähert, und jetzt wurde Jacques Doley in die Küche geschubst. Die Fußbrenner, die so viel Kaltblütigkeit nicht gewohnt waren, betrachteten ihn mit größtem Erstaunen.
»Meine Herren, meine Herren«, sagte Madame Doley, die unterdessen aufgestanden war und sich angekleidet hatte,
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