Der Gral-Mutant
verlangte nach der Energie des größten Konverters. Fünf Koordinatenwerte gab er an, die im Prinzip nicht unsinniger sein konnten, als die Behauptung, zweimal zwei wäre fünf!
Aber Fi Lando war ihr Chef. Und wenn sie Lando von dieser Seite her noch nicht gekannt hatten, so hatten sie sich jetzt damit vertraut zu machen. Erjagte ihnen das Fürchten ein. Er war ihnen unheimlich. Als der leitende Ingenieur glaubte begriffen zu haben, an wen ihn dieser neue Fi Lando erinnerte, hatte der das Heft des Handelns schon in der Hand.
Graduell moduliert und verstärkt durch Contra-Trans und Anti-Frequenzer strahlte eine kleine Antenne auf dem Flachdach des ZNK-Hochhauses die Energie eines Konverters ab.
Es gab weder einen gigantischen Kurzschluß noch das Ansprechen eines Sicherungsrelais.
Es blieb dem leitenden Ingenieur keine Zeit, einen Schritt zu tun. Es war viel und doch so wenig geschehen; die starke Leistung eines Konverters war über eine Antenne ausgestrahlt worden.
Geräuschlos fiel die Tür hinter Fi Lando ins Schloß, der gegangen war. Ein verstört dreinblickender leitender Ingenieur zweifelte am eigenen Verstand. Immer wieder fragte er sich, ob er jetzt Nono, den Gral-Mutanten, gesehen habe oder ob es tatsächlich Fi Lando, ihr Chef, gewesen wäre, der hier eine unsinnige Handlung vorgenommen hatte.
Und Lando stand wieder am Fenster seines Büros und starrte nach draußen in die rötlich getönte Wüste hinein, und ein riesiger Hügel in der Ferne fiel auf seine wahre Größe zusammen, erhielt wieder sein natürliches Aussehen, und der Mann vor dem Fenster wischte sich einmal wie erwachend mit dem Handrücken über die Stirn, wandte sich ab und sprach dabei leise vor sich her: „Verdammt, ich habe unverschämte Kopfschmerzen.“
Damit nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz. Arbeit lag genug vor ihm. Aber er war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Seinen Kopf stützte er in die verkrüppelten Hände, und er schloß die Augen und verlor die Kontrolle über seinen Körper, und als das Fono ansprach, reagierte er nicht.
Denn Fi Lando schlief.
* *
*
Eine bedrückende Stille herrschte in dem kleinen Landhaus dicht vor dem Waldrand. Einander anblickend saßen sich Rhet Stylon und Ghor Crengk gegenüber. Vor ein paar Sekunden war Nono, der Gral-Mutant, gegangen. Er war zum zweitenmal hiergewesen.
Rhet Stylon hatte sein Nein gesagt.
Das Schicksal von 650 000 Menschen war entschieden.
Rhet war nicht bereit, einem Mutanten-Wesen zu helfen. Nono hatte die Maske fallen lassen. Ihm bedeuteten 650 000 Menschenleben nichts.
Die Zeiger des Zeitmessers kreisten ununterbrochen. Das Leben von mehr als einer halben Million Menschen näherte sich dem Ende. Auf der Erde gab es jetzt zwei Menschen, die Träger eines furchtbaren Wissens waren. Rhet Stylon und Ghor Crengk waren Mitwisser eines Verbrechens geworden und nicht in der Lage, das Verbrechen zu verhindern.
Nono, der Gral-Mutant, hatte ihnen reinen Wein eingeschenkt. Ihn interessierte die Erde nicht. Er wollte mehr. Ihn gelüstete es nach dem Universum!
Er wollte den Kosmos besitzen. Er konnte, wenn er wollte, mit der Sonne Fußball spielen.
Jeder Satz, der über seine Sprechwerkzeuge zu Schwingungen wurde, hatte als Hintergrund die Drohung.
„Wir benötigen das Weltall in seiner ganzen Ausdehnung! Wir wollen es mit niemand teilen, und wir werden es mit niemand teilen. Noch können wir mit einem Kraftstrom nicht fertig werden, der eurem Universum den Pulsschlag gibt. Bei euch ist alles lebendig. Keine einzige intelligente Rasse besitzt diese schöpferischen Kräfte wie ihr Menschen. Nach diesen Kräften verlangen meine Brüder und ich. Wir waren bereit, euch als Ausgleich auf eurer Erde zu belassen. Wir waren bereit, eure Anwesenheit zu ertragen, bis die Zeit euch verschlungen hätte. Ich fand dich, Rhet Stylon, und du trägst den Schlüssel, um uns das Charakteristikum des Seins zu übereignen. Du weigerst dich, mir den Schlüssel auszuhändigen. Nicht einmal 650 000 Menschenleben können dich zwingen, ihn abzugeben. Ich schwäche meine Position nicht, wenn ich dir verrate, daß meine Brüder und ich niemals mit brutaler Gewalt gegen dich vorgehen werden, um dich endlich zu dem Handeln zu veranlassen, auf das wir warten.
Dennoch wird der Tag kommen, an dem du uns aus freien Stücken den Schlüssel aushändigen und nicht einmal mehr die Kraft besitzen wirst, einen Preis dafür zu verlangen. Dieser
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