Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
unerreichbar...« Dann fauchte er mich erneut an: »Und ich verfluche all diese selbstgefälligen Narren Eures Schlages, die über einen Arzt spotten, weil er kein Gott, sondern auch nur ein Mensch ist!«
    »Beruhigt Euch, Lekeis Frithila«, sagte ich kleinlaut, beschämt, und ebenfalls den Tränen nahe. »Ich werde den Wunsch der Prinzessin erfüllen und sie auf diese Reise mitnehmen, und ich verspreche Euch, daß ich gut auf sie achtgeben werde. Ich werde mich auch Eurem Wunsch
    entsprechend nach Kräften bemühen, ihr ein fröhlicher
    Reisegefährte zu sein, ja, mich sogar weiterhin gern zum Narren machen, wenn ich auf diese Weise dazu beitragen kann, daß ihr die Reise gefällt. Und gebt mir auch die Alraunenmedizin; wenn Amalamena bei mir ist, wenn ihr
    Ende naht, dann werde ich mein Bestes tun, um ihr den Tod zu erleichtern. «
    Es war noch hellichter Tag, als ich zusammen mit dem
    alten Costula das Haus des Lekeis verließ, daher bat ich ihn, mich noch bei ein paar Erledigungen zu begleiten. Zuerst gingen wir zu der Hütte am Hafen hinunter, in der ich mein Gepäck zurückgelassen hatte. Ich wühlte drei Dinge heraus, die ich gleich brauchen würde, und überließ die restlichen Sachen Costulas Trägern, die sie auf die Tragestangen der Sänfte hievten. Zuerst mußte er mich dem besten
    Goldschmied der Stadt vorstellen. Dem Kunsthandwerker
    gab ich dann eines der drei Dinge, die ich eingesteckt hatte, und fragte ihn, ob er es ein wenig mit Gold verzieren und so umarbeiten könne daß es sich aufhängen ließ, denn es solle ein schönes Geschenk werden.
    »Mir wurde zwar noch nie eine Arbeit dieser Art in Auftrag eben, Sajo Thorn«, sagte er, »aber ich werde mich
    bemühen, Euer Geschenk kunstvoll zu gestalten und es bis zu Eurer Abreise aus der Stadt fertigstellen.«
    Schließlich ließ ich mir von Costula die Straße zeigen, die mich zum Armeelager führen würde. Ich sagte, daß ich ihn jetzt nicht mehr brauchte, woraufhin die Träger ihn und mein Gepäck zum Palast zurückbrachten, während ich allein über den Hügel zum Lager wanderte. Die Wachen des Lagers
    hatten offensichtlich mit meinem Erscheinen gerechnet. Sie reagierten weder skeptisch, als ich mich vorstellte, noch zeigten sie sich überrascht, daß ein so junger Mensch, der ganz und gar nicht danach aussah, wirklich ein Marschall des Königs war. Als ich sie aufforderte, den Optio Daila durch einen Boten holen zu lassen, befolgten sie meinen Befehl sofort; und Daila, der kurz darauf eintraf, wußte bereits, worum ich ihn bitten würde.
    »Ich habe den Schmied, der unsere Rüstungen herstellt, bereits gebeten, alle anderen Arbeiten zurückzustellen. Er wird sofort deine Maße nehmen, Saio Thorn. Und unser
    Schwertschmied hat auch schon damit begonnen, die Klinge deines neuen Schwertes zu schmieden; er braucht jedoch ebenfalls bald deine Maße.«
    Er führte mich also zur Werkstatt des Rüstungsschmieds, dem ich den zweiten Gegenstand gab, den ich aus meinem Gepäck hervorgeholt hatte. Es war der Helm, der mir in Singidunum angepaßt worden war. Ich bat den Schmied, ihn so zu verzieren, wie es meinem Rang entsprach. Er
    versprach mir, meinen Helm und meinen Harnisch mit den gleichen Ornamenten zu schmücken, und nahm dann meine
    Maße.
    Heiter gab ich ihm zum Schluß noch die folgende
    Anweisung: »Und bitte laß mich in meiner neuen Rüstung etwas besser aussehen als einen kleinen Käfer.« Der
    Waffenschmied schaute mich daraufhin verblüfft an, Daila jedoch scharrte mit den Füßen und kicherte, da mein Witz natürlich auf ihn gemünzt war.
    Dann brachte er mich zum Schwertschmied, in dessen
    Werkstatt mir ein Privileg zuteil wurde, das nur wenigen ostgotischen Kriegern vergönnt war: Ich durfte zusehen, wie die Klinge des weitberühmten und hochgeschätzten
    gotischen Krummschwerts geschmiedet wurde. Der
    Schwertschmied hatte zwar schon vor einer Weile mit der Arbeit an meinem Schwert begonnen, erklärte mir jedoch freundlich jeden einzelnen Schritt des
    Herstellungsprozesses.
    Den dritten Gegenstand, den ich noch bei mir trug, reichte ich Amalamena über den Tisch, als wir im Speisesaal des Palastes zusammen das Abendessen einnahmen. »Ich habe
    beschlossen«, sagte ich, »daß ich dich nur nach
    Konstantinopel mitnehme, wenn du mir versprichst, das die ganze Hin- und Rückreise über bei dir zu tragen.«
    »Mit Vergnügen«, sagte sie und betrachtete dabei
    bewundernd den Gegenstand aus Glas und Bronze. »Es ist hübsch, aber was ist

Weitere Kostenlose Bücher