Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
kriegerische
    Auseinandersetzung mit Strabo und seinen Verbündeten.
    Ich bringe eine geheime Waffe mit.
    14
    Kurze Zeit später fuhren Frido, ich und die Pferde bereits auf einem flachen Flußboot in Richtung Novae. Das Eis auf der Donau war inzwischen geschmolzen, und die Bäume auf beiden Seiten des Flusses trieben schon die ersten Knospen hervor. Da die Donau auf ihrem Weg nach Novae an meinen Ländereien vorbeifloß, ließ ich uns schon vor der Stadt ans Ufer setzen, um den Prinzen auf meinem Landsitz
    unterzubringen. Ich übergab Frido der Obhut meiner
    hocherfreuten Dienerschaft und sagte zu ihm: »Du kannst ruhig hierbleiben und dich erst einmal von den Strapazen der Reise erholen. Ich werde inzwischen das Armeelager deines Vaters suchen.«
    Ich wußte natürlich nicht, wo Theoderich sich gerade
    aufhielt, entschloß mich jedoch, zuerst einmal direkt zu seinem Palast zu reiten. Sein alter Diener Costula, der mich hocherfreut begrüßte, nickte, als ich ihn fragte, ob der König zu Hause sei, und führte mich sofort zu Theoderich. Mein Freund sah stattlicher und königlicher aus denn je. Er hatte etwas zugenommen; sein Körper war jedoch nicht dicker, sondern lediglich muskulöser geworden. Auch sein Bart sah voller und prächtiger aus als je zuvor. Er wirkte zwar besonnener als sonst, schloß mich jedoch sofort unter lauten und herzlichen Begrüßungsworten in seine Arme und freute sich sehr, daß ich mich wie er bei bester Gesundheit befand.
    Kurz darauf legte er mir jedoch nachdenklich die Hände auf die Schultern und sagte: »Ich habe Deine Warnung befolgt, Saio Thorn. Es hat bisher noch keine Schlacht
    stattgefunden. Ich muß jedoch zugeben, daß mich diese
    Zurückhaltung sehr viel Beherrschung gekostet hat. Ich hätte den Feind lieber sofort angegriffen und ihm dadurch nicht erst die Möglichkeit gelassen, den Ort und den Zeitpunkt der Schlacht selbst zu wählen.«
    »Dann kannst du das jetzt tun«, sagte ich und erklärte ihm, was für eine Waffe ich mitgebracht hatte und wie man sie meiner Meinung nach am besten einsetzen konnte. »Der
    Bursche geht davon aus, daß ich ihn zu seinem Vater
    bringe; und in gewisser Weise tue ich das ja auch. Ich weiß natürlich, daß mein Plan verhindern könnte, daß es
    überhaupt zu einer Schlacht kommt, und das ist
    wahrscheinlich nicht in deinem Sinne.«
    Ein wehmütiges Lächeln huschte über Theoderichs
    Gesicht, dann schüttelte er jedoch zu meiner Überraschung den Kopf und sagte: »Als ich noch ein Krieger war, konnte ich mir ein Leben ohne Kampf nicht vorstellen. Je länger ich jedoch König bin, desto weniger liegt mir daran, das Blut meiner Krieger sinnlos zu vergießen. Natürlich hat mir Kaiser Zeno mehr Legionen angeboten, als ich für diesen Krieg jemals von ihm angefordert hätte. Mir wäre jedoch wohler, wenn ich seine Hilfe gar nicht erst in Anspruch nehmen müßte. Mein Vetter weiß genau, daß dies sein letztes
    Aufbegehren ist; daher hat er auch noch nicht angegriffen.
    Seine Aufstände waren dem Reich schon immer ein Dorn im Auge. Nun, da er ein paar Verbündete hinzugewonnen hat, hofft er, daß er dem Reich allein durch seinen Aufmarsch mit einer größeren Armee ein paar Zugeständnisse abtrotzen kann: ein kleines Stück Land, auf dem sich seine Ostgoten niederlassen können, und ein paar kleinere Ländereien für sich selbst. Seine erwartungsvollen Verbündeten aber
    werden auf jeden Fall sämtlich leer ausgehen. Ihre
    Enttäuschung dürfte ihn jedoch kalt lassen, wenn sie ihren Zweck erst einmal erfüllt haben.«
    Theoderich lachte und klopfte mir kameradschaftlich auf den Rücken. »Also gut, laß uns nun dafür sorgen, daß
    keiner von ihnen auf seine Kosten kommt!« Er schritt zur Tür des Thronsaals hinüber und gab einem draußen wartenden Höfling ein paar Anweisungen.
    Einige seiner Oberbefehlshaber, die kurz darauf
    erschienen, kannte ich bereits. Energisch teilte er jedem von ihnen mit, was er zu tun habe.
    »Pitzias, beginnt sogleich damit, unsere Stammtruppen
    über die Donau setzen zu lassen. Ibba, sagt Euren
    Zenturionen, sie sollen diese Truppen dann gleich in
    Schlachtordnung aufstellen, und zwar gerade nur so weit von Romula entfernt, daß sie von dort aus nicht mit Pfeilen beschossen werden können. Der Feind wird dann natürlich ebenfalls schnell seine Truppen in Position bringen. Herduic, Ihr begebt Euch inzwischen als Unterhändler zu Strabo und teilt ihm mit, daß ich ihn zu sprechen wünsche, bevor wir zu den Waffen

Weitere Kostenlose Bücher